Leverkusen Pillen-Protest zur Bayer-Versammlung

Leverkusen · Diese Nachricht, so kurz vor der Hauptversammlung, dürfte den Verantwortlichen des Bayer-Konzerns gut gefallen: In Potsdam hat das Unternehmen jetzt nach eigenen Angaben vor Gericht einen Erfolg gegen eine Gruppe von deutschen Arzneimittelfälschern verzeichnet.

 Lungenemboliepatientinnen wollen während der Veranstaltung in den Kölner Messehallen gegen Drospirenon-haltige Antibaby-Pillen wie Yasmin protestieren.

Lungenemboliepatientinnen wollen während der Veranstaltung in den Kölner Messehallen gegen Drospirenon-haltige Antibaby-Pillen wie Yasmin protestieren.

Foto: cgb

Wie Bayer am Dienstag mitteilte, hatte die Gruppe einen Umsatz zwischen 21 und 30 Millionen Euro im Zeitraum zwischen 2008 und 2011 erwirtschaftet. Auch das Bayer-Produkt Levitra sei von den Fälschungen betroffen gewesen, hieß es.

Die Haupttäter wurden zu Haftstrafen von teils mehr als sechs Jahren verurteilt. Bayer hatte in dem Verfahren Nebenklage als geschädigtes Unternehmen eingereicht und auch zivilrechtlich auf Schadenersatz geklagt.

Weit weniger erfreut dürfte der Vorstand im Vorfeld der Hauptversammlung am 27. Mai über Aktivitäten rund um ein anderes Produkt sein: die Antibaby-Pille Yasmin. Lungenemboliepatientinnen wollen während der Veranstaltung in den Kölner Messehallen gegen Drospirenon-haltige Antibaby-Pillen wie Yasmin protestieren. Das kündigten Zusammenschlüsse der Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter (SDG) und der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) an, deren Vorsitzender und Mitbegründer Axel Köhler-Schnura bekennender Kommunist ist.

Die Teilnehmer wollen Aktionäre mit Transparenten und Flugblättern empfangen. Außerdem werde es in der Halle mehrere kritische Redebeiträge geben, heißt es.

Um 10 Uhr wird die Versammlung im Congress-Centrum Kölnmesse, Eingang Nord, Halle 9, beginnen - das Ende wird nach den Erfahrungen aus den vergangenen Jahren für 18 Uhr erwartet. Die Zeit dazwischen können sich die 3500 erwarteten Aktionäre nicht nur mit einer umfangreichen Tagesordnung vertreiben, sondern auch mit Bananen, Laugenbrezeln, Würstchen, Frikadellen, Vollkornbrot sowie Blechkuchen und zahlreichen Soft-Drinks

Erfahrungsgemäß, so teilte ein Sprecher des Unternehmens gestern auf Anfrage mit, reist ein Großteil der Aktionäre mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Tickets dafür sind traditionell in der Einladung enthalten. Wer mit dem eigenen Auto kommt, für den steht ein Parkplatz inklusive Shuttle-Service bereit. Die Hauptversammlung wird übrigens auch in sozialen Medien eine Rolle spielen - dafür sorgt Bayer selbst: Berichterstattung mit Kernaussagen und Impressionen der Veranstaltung sollen per Twitter unter die Leute gebracht werden. Podcasts zu diversen Bayer-Konzernveranstaltungen können außerdem per RSS oder iTunes bezogen werden.

Der Tag nach der Versammlung ist für die Aktionäre dann noch einmal etwas Besonderes: Dann nämlich wird die Dividende ausgezahlt, die in diesem Jahr von 2,10 auf 2,25 Euro angehoben wurde. Das entspricht einer Erhöhung um 7,1 Prozent. Bei 826 947 808 dividendenberechtigten Aktien entspricht dieses Vorhaben einer Ausschüttungssumme von knapp 1,9 Milliarden Euro. "Das vergangene Jahr war für Bayer sehr erfolgreich. Daran wollen wir unsere Aktionäre angemessen beteiligen", hatte Konzernchef Marijn Dekkers dazu deutlich gesagt.

Doch auch die Mitarbeiter des Bayer-Konzerns in Deutschland sollten vom Rekord-Geschäftsjahr 2014 profitieren und eine üppige Erfolgsbeteiligung bekommen. Insgesamt werde das Unternehmen 420 Millionen Euro an die Beschäftigten ausschütten, teilte Bayer Anfang März mit. Das sind 90 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Bayer hatte im vergangenen Jahr weltweit bei einem Umsatz von 42,2 Milliarden Euro unter dem Strich 3,4 Milliarden Euro verdient. Motor der Entwicklung war vor allem das Geschäft mit neuen Pharma-Produkten.

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