Leverkusen Platanen-Posse aufm Deich

Leverkusen · Der Deichverband hat 120 Platanen an der Dhünn gekürzt zum Schutz des Deichs. Das Umweltamt hat die Aktion mittendrin gestoppt, weil der Rückschnitt zu radikal war. Über 30 unbeschnittene Platanen wird jetzt verhandelt.

Der Dhünn-Deich zwischen CaLevornia und Europaring ist offenbar wunderbar als Bühne geeignet. Etwa für die mehraktige Tragikomödie, die sich seit gut zwei Wochen dort abspielt. Titel des Gesellschaftsstücks: die Platanen-Posse.

Vorspiel Der zuständige Deichverband stellte bei der jährlichen Deichbeschau an der Dhünn fest: Die 150 Platanen, die den Deich sehr hübsch säumen, müssen gestutzt werden. Eine Pflegemaßnahme, die vor allem auch dem Deich dienen soll. Weil: Die ungestutzten Platanen beschatten, wenn wieder beblättert, den Deich so sehr, dass die Grasnarbe nicht mehr richtig gedeihen kann und infolge mangelnden Grases Schäden am Deich zu befürchten stehen könnten.

Erster Akt Der Deichverband begab sich vor gut zwei Wochen ans Platanenfrisieren. 120 Bäume hatten den Friseurbesuch bereits hinter sich. Da stoppte vergangenen Dienstag der städtische Fachbereich Umwelt die Stutzerei-Maßnahme.

Zweiter Akt Der Deichverband, so sagt die Stadt, habe nämlich keine Genehmigung für die Frisierarbeiten eingeholt, hätte dies aber tun müssen, weil die Platanen an der Dhünn dem dortigen Landschaftsschutzgebiet angehören, man ergo ohne Erlaubnis nicht daran herumfrisieren dürfe. „Die Genehmigung hätte es aber ohne Probleme gegeben“, sagte eine Sprecherin der Stadt gestern auf Anfrage der RP. Viel größer seien die Meinungsverschiedenheiten über einen Formfehler: die beherzte Art, wie die Platanen gekürzt worden seien – nämlich in einem „doch erheblichen Rückschnitt“, wie es von der Stadt heißt. Kurzum, es wurde zu viel, zu stark, zu kurz abgeknapst an den Plantanen, sagt das Umweltamt.

Dritter Akt Weil 30 Platanen noch von Astkneifer und Säge verschont geblieben sind, ist offenbar noch was zu retten. In der kommenden Woche wollen sich Mitarbeiter vom Fachbereich Umwelt, Deichverband und Landschaftsbeirat – der muss dabei sein, weil es sich eben um Landschaftsschutzgebiet handelt – zusammensetzen und beraten. Zum einen wollen die Fachleute darüber beratschlagen, wie das weitere Prozedere nun vonstatten geht. Zum anderen trifft man sich, um den eigentlichen Knackpunkt zu klären: Wie sollen die verliebenen ungestutzten Platanen nun beschnitten werden.

Ausgang des Theaters? Demnach noch offen.

Nachspiel Für alle, die sich um das Blätterdach auf dem Deich Sorgen machen sei gesagt, dass Platanen, so hat die Stadt recherchiert, wohl zu den ausschlagfreudigen Gehölzen gehören, insofern also auch arg gestutzte Bäume rasch obenherum wieder Triebe schlagen und ein grünes Kleid tragen dürften.

(RP)
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