Leverkusen Politiker staunen über die Gewalt in Schlebusch

Leverkusen · Bemerkenswert groß war jetzt im Finanzausschuss das Staunen der Politiker über die Karnevalsprobleme in Schlebusch. Kosten für die Rettungseinsätze: 35.000 Euro. Eine Bilanz.

Seit Jahren ist das Karnevalsgeschehen am Schlebuscher Lindenplatz nur durch massive Polizei- und Security-Präsenz einigermaßen zu kontrollieren.

Seit Jahren ist das Karnevalsgeschehen am Schlebuscher Lindenplatz nur durch massive Polizei- und Security-Präsenz einigermaßen zu kontrollieren.

Foto: Schütz

Sichtlich geschockt, meist auch erstaunt hörten die Vertreter des Finanzausschusses Leverkusen am Montagabend einen Bericht aus der Praxis. Thema: die teils gewalttätigen Feiern zu Weiberfastnacht und am Karnevalssamstag in Schlebusch. Die Freiluft-Veranstaltungen mit meist jugendlichen Teilnehmern haben keinen Organisator, sind nicht angemeldet und doch belasten sie Anwohner und Stadt enorm. Fast 70 Security-Mitarbeiter, zahlreiche Polizisten, zwölf Vertreter des Ordnungsamtes und 36 Malteser-Helfer plus Feuerwehrleuten und Notärzten sind dieses Jahr im Einsatz gewesen, um das Geschehen zu betreuen. Kosten für diese Einsätze (ohne Behandlungskosten): rund 35 000 Euro. Der Betrag, den die Politik genehmigen muss, dürfte 2016 noch steigen.

Stefan Heller, der für den Malteser Hilfsdienst Leverkusen den medizinischen Behandlungsplatz an Weiberfastnacht leitete, berichtete von einer zunehmenden Aggressivität der jungen Betrunkenen gegenüber den Helfern im Sanitätszelt. Ein "Patient" schleuderte eine massive Liege durch das Zelt. Erst Security-Kräfte konnten den Mann stoppen. Im nächsten Jahr will der Malteser Hilfsdienst zwei Security-Mitarbeiter ständig neben dem Notarzt und seinem Helferteam postieren, um gegen Randalierer geschützt zu sein. Anders gehe es nicht mehr, sagte Heller. 40 betrunkene oder hilflose "Karnevalsjecke" mussten an Weiberfastnacht versorgt werden, 20 davon waren unter 18 Jahren. Gegen 15 Uhr fiel der erste renitente Patient auf, um 17.02 Uhr meldete das Klinikum: "Wir sind überlastet." 2014 waren stadtweit 19 Rettungswagen und sieben Notarztwagen gleichzeitig im Einsatz, die dreifache Zahl wie an normalen Tagen.

 40 betrunkene, meist jugendliche Besucher mussten die Helfer in Schlebusch versorgen. Alles in allem kostet der Karnevalseinsatz 35 000 Euro.

40 betrunkene, meist jugendliche Besucher mussten die Helfer in Schlebusch versorgen. Alles in allem kostet der Karnevalseinsatz 35 000 Euro.

Foto: Uwe Miserius

Dass nicht mehr Verletzte zu beklagen sind, führen Malteser Hilfsdienst, Feuerwehr und Stadt auf das Glasverbot zurück, dass an Karnevals in Schlebusch-Mitte gilt. Um es durchzusetzen, wird der Kernbereich der Fußgängerzone und der Lindenplatz abgesperrt. Private Sicherheitsleute überprüfen die die Besucher auf Glasflaschen. Und die Security musste auch den Polizisten bei Schlägereien helfen, damit die Lage stabil blieb. Mehrere Strafanzeigen wegen Angriffen auf die Helfer laufen noch. Auch deshalb wird es schwieriger, Malteser-Ehrenamtler für den Einsatz zu bekommen.

Kommentar Werden Stadt und Malteser Hilfsdienst die Leverkusener Volksvertreter nächstes Jahr zum Karneval nach Schlebusch einladen? Zum besonderen Anschauungsunterricht an Weiberfastnacht und Karnevalssamstag? Nach Stand der Informationen, die die Finanzpolitiker offenbar nicht haben, ist dies dringend angebracht. Die Volksvertreter sollten sich schon mal vor Ort ansehen, wie ernst der Karneval am Lindenplatz ist.

(RP)
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