Leverkusen Polizei fängt dreiste Räuberbande

Leverkusen · Ermittler der Kölner Polizei haben sieben Verdächtige zwischen 17 und 22 Jahren festgenommen, denen mindestens 50 spektakuläre Einbrüche und zehn Raubüberfälle zur Last gelegt werden. Die Taten erinnerten an Kino-Kriminalfilme.

Nachgewiesen hat ihnen die Polizei nach eigenen Angaben bereits mehr als 50 spektakuläre Einbrüche und zehn schwere Raubüberfälle – fast alle im Umfeld ihrer eigenen Wohnungen: Sechs von sieben Tatverdächtigen hat die Polizei gestern Morgen in Leverkusen und Langenfeld festgenommen. Doch die tatsächliche Zahl ihrer Taten dürfte noch weit höher liegen. "Allein die Auswertung der Gegenstände, die wir bei den Wohnungsdurchsuchungen sichergestellt haben, dürfte noch bis in die tiefe Nacht dauern", berichtete eine Polizeisprecherin gestern.

Der Fall der Leverkusener Räuberbande ist gleich in mehrerer Hinsicht ein Besonderer:

r Anzahl: Begonnen hatte die Serie der Straftaten im November 2008. Ab Herbst vergangenen Jahres stellte die Polizei dann einen deutlichen Anstieg von Einbrüchen und Überfällen fest: Büros, Vereinsheime, Tankstellen, Einzelhändler, eine Bank – nicht einmal vor Kindertagesstätten machten die Räuber halt.

r Professionalität: Bis ins kleinste Detail hatte die Bande laut Polizeiangaben ihre Raubzüge geplant. Dabei nutzte sie auch Lehrstellen oder Aushilfsjobs von Komplizen, um mögliche Tatorte auszuspionieren. Die filmten dann während der Arbeit Sicherheitssysteme oder Tresore und warnten ihre "Kollegen" vor, wenn besonders viel Geld in der Kasse war. Die Vorgehensweise schauten sich die Räuber bei Kinofilmen wie "Ocean's Eleven" ab. Die Darsteller in diesen Streifen (u.a. George Clooney) erwecken den Eindruck, als könnten sie kein Wässerchen trüben, bevor sie dann zuschlagen.

r Kriminelle Energie: Sogar die Fahndungsmaßnahmen der Polizei kalkulierten die Täter ein. Sie stahlen beispielsweise gezielt Behördenfunkgeräte – offenbar unter anderem beim Technischen Hilfswerk Leverkusen – und hörten bei ihren nächsten Einbrüchen oder Überfällen damit die Polizisten ab. Während die Bande dann die Einbrüche beging, dirigierte sie ein Komplize an der Fahndung vorbei. "Einmal gelang es ihnen sogar, sich einem Polizeihubschrauber und den Polizeihunden zu entziehen", heißt es in einer Mitteilung der Kölner Kripo.

r Ortskenntnis: Besonders dreist gingen die Räuber im März 2009 vor, als sie den Baumarkt "Kipp & Grünhoff" an der Bonner Straße überfielen. Vor der Tat hoben sie ein großes Loch auf dem nahegelegenen Sportplatz Birkenberg aus. Dort verstauten sie Sportkleidung. Während zwei Mitglieder der Bande dann den Baumarkt überfielen, kickte ihr Komplize bereits auf dem Fußballplatz. Direkt nach dem Überfall fuhren die beiden zum Birkenberg und zogen die Fußballtrikots an. Während die Polizei fahndete, lagen Tatkleidung und Beute im Erddepot versteckt. Die Räuber spielten völlig unbeeindruckt Fußball. Erst in der Nacht holten sie ihre Beute aus dem Versteck.

"Dass Täter so dreist, so oft und dabei so nah an ihrem Wohnumfeld zuschlagen, ist schon außergewöhnlich", erklärte eine Polizeisprecherin gestern auf Anfrage. Damit ist es seit gestern Morgen jedoch vorbei. In vier Leverkusener und einer Langenfelder Wohnung schlugen Kriminalhauptkommissar Rainer Simpich und seine Ermittlungsgruppe "Grimm" zu. Eine Frau (22) und fünf Männer wurden festgenommen, der sechste sitzt bereits seit Ende Januar in Haft. Den Wert der Beute beziffert die Polizei auf "mehrere 10 000 Euro". In zwei Wohnungen fanden die Beamten unter anderem eingeschaltete Funkgeräte, Diebesgut und Waffen. Auf die mutmaßlichen Täter wartet nun ein Verfahren wegen schweren Raubes und Einbruchdiebstahls.

(RP)
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