SEK in Leverkusen Polizei-Gewerkschafter äußert sich zu Vorwürfen

Leverkusen · Zwei Brüder behaupten, beim SEK-Einsatz am Bahnhof Schlebusch in Manfort als Unbeteiligte von den Spezialpolizisten absichtlich verletzt worden zu sein. Gewerkschafter Rüdiger Thust nimmt Stellung.

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SEK-Einsatz am Bahnhof Schlebusch im Juli 2016

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Foto: Uwe Miserius

Nach den Vorwürfen von zwei Leverkusener Brüdern, sie seien als Unbeteiligte von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) übermäßig hart attackiert worden, will Rüdiger Thust vom Bund Deutscher Kriminalbeamter nicht von einem möglichen Fehlverhalten der Beamten sprechen. Das SEK hatte am Montag am Bahnhof Schlebusch drei Einbrecher geschnappt, die in Leichlingen ein Rentnerpaar brutal überfallen haben sollen. Bei dem Einsatz in Manfort wurden auch die zwei Brüder festgenommen und verletzt.

„Ich war bei der Festnahme nicht dabei“, sagt Thust. „Wenn jemand aber meint, die Polizei sei bei einem Einsatz über das Ziel hinausgeschossen, kann er das überprüfen lassen. Das gilt auch für einen SEK-Einsatz.“

Grundsätzlich werde ein Spezialeinsatzkommando immer dann angefordert, wenn eine erhöhte Gefahrenlage bei einem Einsatz bestehe und/oder damit gerechnet werden müsse, dass Festzunehmende bewaffnet seien. „SEK-Kräfte sind entsprechend ausgebildet und trainiert“, erklärt Thust. „Bei ihren Einsätzen geben sie klare Botschaften und fackeln nicht lange, wenn jemand Widerstand leistet. Allerdings sind auch sie an gesetzliche Grundlagen gebunden.“ Darüber hinaus unterlägen alle Maßnahmen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.

Die beiden 33 und 30 Jahre alten Brüder sind nach eigenen Angaben nur durch Zufall ins Visier des SEK geraten. „Mein Bruder, der die Bäckerei am Bahnhof betreibt, war dabei, den Lieferwagen auszuladen, und hatte die drei Männer etwas weiter weg bemerkt. Einen kannte er vom Sehen, also ist er hingegangen und hat ihm als guter Geschäftsmann kurz ,Hallo' gesagt“, berichtet der Ältere.

Er selbst habe am Montag seinen ersten Urlaubstag gehabt und seinem Bruder im Laden einen Besuch abgestattet. Plötzlich seien Autos herangekommen, maskierte Männer hätten sich auf die drei Männer und kurz darauf auch auf die zwei Brüder gestürzt. „Ich hatte absolute Panik. Die Leute waren ja nicht als Polizisten zu erkennen“, erzählt der 33-jährige Vater von drei Kindern.

Er und sein jüngerer Bruder seien von den Unbekannten massiv angegangen und verletzt worden. Dabei ist laut Angabe der Brüder unter anderem der Satz gefallen: „Du Scheißkanacke, ich brech' dir das Genick, wenn du alleine bist.“ Der jüngere Bruder habe sogar eine Nacht im Gefängnis verbringen müssen. „Am nächsten Tag musste man aber auf der Wache einräumen, dass man ihm nichts vorwerfen konnte“, berichtet Joachim Peter Schweden, der Anwalt der Brüder.

Dem Kölner Polizei-Gewerkschafter Rüdiger Thust zufolge ist das von den Brüdern geschilderte Erlebte nicht typisch für einen SEK-Einsatz. „Beleidigungen gehören nicht zum Jargon von SEK-Kräften“, versichert der Vorsitzende der Kripogewerkschaft in Köln. „Ebenso wenig, gefesselte Menschen am Boden körperlich anzugehen.“

Die Brüder fordern eine öffentliche Entschuldigung der Polizei. Denn der Zugriff während des Einsatzes bedeute für sie eine Rufschädigung. Außerdem wollen sie Anzeige wegen Körperverletzung im Amt erstatten und verlangen Schmerzensgeld.

(sug)
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