Leverkusen Polizei-Krise: Experte spricht von Dramatik

Leverkusen · "Wir sind an unseren Grenzen angekommen", klagt die Kölner Polizeibehörde angesichts eines Anstiegs der Wohnungseinbrüche im Dezember um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Hilferuf verhallt nicht ungehört.

 Weihnachtsgrüße der Kölner Polizei 2014 - bei vielen Bürgern löst der Umgang mit der Einbruch-Krise Ängste aus.

Weihnachtsgrüße der Kölner Polizei 2014 - bei vielen Bürgern löst der Umgang mit der Einbruch-Krise Ängste aus.

Foto: Polizei

Prof. Dr. Dieter Dölling ist Direktor des Instituts für Kriminologie an der Universität Heidelberg. Er war bis 2012 Mitglied des Fachkollegiums Rechtswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Fach und kennt sich auch mit Kriminalstatistiken gut aus. So jemanden kann nichts mehr schocken, sollte man meinen.

Doch der "Offenbarungseid" der Polizei Köln/Leverkusen in der vergangenen Woche, ist auch für ihn ungewöhnlich. "Wir stellen bundesweit fest, dass die Zahlen bei Einbruch-Diebstahl in den vergangenen Jahren rasant ansteigen", berichtet Dölling. Momentan seien sie wieder auf dem Negativ-Stand von 2000 angekommen. Dass eine Behörde wie die Polizei Köln aber sage, sie schaffe es alleine nicht mehr, offenbare schon eine gewisse Dramatik, erklärte der Professor am Montag auf Anfrage unserer Zeitung.

Bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch hatten Führungskräfte der Kölner Behörde in der vergangenen Woche erläutert, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Dezember 2014 um 40 Prozent gegenüber dem Monat im Vorjahr in die Höhe geschnellt sei. Dabei appellierten sie an die Bevölkerung, verstärkt Hinweise zu geben, denn man selber komme sowohl mit der Aufnahme der Fälle als auch mit der Ermittlungsarbeit nicht mehr nach. Daraufhin hatte es aus der Politik, aber auch aus der Bevölkerung jede Menge kritische Anmerkungen gegeben, die sich zum Teil gegen die Polizei selbst, aber auch gegen Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) richteten.

"Die Aufklärungsquote bei Einbruch-Diebstahl liegt bundesweit nur etwa bei 15 Prozent", sagt Professor Dölling: " Das muss man wissen, wenn man über Modelle redet, wie dem Problem denn beizukommen sei."

Der Kriminologe weist darauf hin, dass die Kriminalität insgesamt zurückgehe. Es komme also darauf an, den Bereich Einbruch-Diebstahl bei der Polizei gezielt zu verstärken - sei es durch personelle Zuwächse und mehr Sachmittel, aber auch durch das Umschichten von Aufgaben innerhalb der Polizeibehörde.

In jedem Fall müsse sich Polizei genauso wie Politik intensiv um eine Lösung bemühen: "Denn gerade der Einbruchs-Bereich ist einer der sensibelsten, was die Wirkung auf das Sicherheitsempfinden innerhalb der Bevölkerung angeht", sagt Dölling. Auch der Leichlinger Europa-Abgeordnete Herbert Reul (CDU) kann aus der Sicht eines Opfers berichten. Denn auch er wurde schon von Einbrechern heimgesucht: "Das ist einerseits für die Familie langfristig belastend, gerade wenn ich unterwegs bin", sagt er, "andererseits tut mir auch ein Verlust wie etwa die Uhr meines Ur-Großvaters einfach sehr weh." Reul findet, die Landespolitik habe über viele Jahre hinweg bei der Polizei stets gespart - jetzt sei es Zeit, personell einmal etwas zu tun angesichts des Anstiegs der Fallzahlen. Andererseits kann der Politiker den Appell der Kölner Polizei an die Bevölkerung durchaus verstehen: "Es könnte vieles verhindert werden", betont Reul, "wenn sich alle ein wenig mehr umeinander kümmern würden."

(RP)
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