Leverkusen Polizei sorgt sich um Verhältnis von Türken und Kurden

Leverkusen · Die Mitglieder des Integrationsrates diskutierten jetzt über einen offenen Brief des Polizeipräsidenten im Zusammenhang mit dem Angriff an der Keupstraße im April.

Gibt es den türkisch-kurdischen Konflikt im Leverkusener Stadtgebiet oder gibt es ihn nicht? Diese Frage beschäftigte jetzt den Integrationsrat, nachdem Polizeipräsident Jürgen Mathies in einem Brief an die hiesigen integrativen Vereine seine Sorge geäußert hatte, der Krieg im Nahen Osten schlage sich mittlerweile auch hier nieder. Anlass sei nicht nur der Angriff von fast 60 Kurden auf einen Türken auf der Kölner Keupstraße am 10. April. In den sozialen Netzwerken nähmen die gegenseitigen Beleidigungen ebenfalls zu.

Die neuerliche Diskussion im eher mäßig besetzten Ratssaal kam auf Antrag der Bürgerliste zustande. Deren Vertreter Erhard Schoofs machte ab und an den Anschein, als wisse er selbst nicht genau, was damit nun bezweckt werden sollte. Jannis Goudoulakis (SPD) teilte Schoofs Meinung, dass die türkisch-islamische Union Ditib durch die türkische Regierung gesteuert sei. "Hier haben manche Vereinsangehörige keinen Mut, sich gegen die Repressionen Erdogans auszusprechen", kritisierte Goudoulakis. "Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben." Abdullah Ates, Vorsitzender der Ditib Leverkusen, forderte Schoofs ironisch auf, Beweise vorzubringen, und - sofern diese auf dem Tisch lägen - in Folge dessen aus dem Rat auszuscheiden. Ditib habe kein Problem mit den bestehenden Sitten, gesellschaftlichen Normen und Gesetzen in Deutschland - ohnehin müsse aufgehört werden, den Islam zu skandalisieren, erklärte Matthias Ferring, im Polizeipräsidium Köln für den Kontakt zu muslimischen Institutionen zuständig.

Eine öffentliche Gesprächsrunde über die Rolle Ditibs in Leverkusen wurde knapp abgelehnt, der Vorschlag, eine Resolution zur Zusammenarbeit der Migrantenvereine zu erarbeiten, wurde angenommen.

Die Ermittlungen nach dem Angriff auf der Keupstraße, die auch in Leverkusen zu Razzien geführt hatten, dauern an. Gegen zwei der prokurdischen Angreifer wurde Anklage erhoben. Einer von ihnen ist gebürtiger Leverkusener. "Ein Termin für die Hauptverhandlung am Kölner Schöffengericht steht noch nicht fest", sagte Staatsanwalt Ulf Willuhn. Es gebe noch etwa 40 weitere Beschuldigte. "Das heißt, es sind noch zahlreiche Anklagen zu erwarten." Der 38-jährige Türke aus Siegburg war bei dem Angriff schwer verletzt worden.

(brü)
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