Leverkusen Polizei warnt vor Wucher bei Notdiensten

Leverkusen · Einmal Ratsch am Türschloss macht manchmal beim Schlüsselnotdienst 500 Euro: Zum Weltverbrauchertag heute geben Kripo und Verbraucherzentralen Tipps gegen unseriöse Schlüsseldienste. Ein Infostand läuft heute in Wiesdorf.

Mal eben runter zum Briefkasten laufen, um die Post zu holen — und oben vor zugefallener Tür zu merken, dass man keinen Schlüssel bei sich hat. Der Nachbar hat auch keinen Ersatz. Da hilft nur noch der Schlüsselnotdienst. Wenn der dann 400 Euro berechnet, ist der Ärger groß. Elisabeth Schoemakers, Leiterin der Verbraucherzentrale Langenfeld, warnt mit ihren Kollegen aus Velbert und der Kripo vor Wucher bei den Notdiensten.

Anlass ist der Weltverbrauchertag heute. Das Landeskriminalamt und die Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen haben sich deshalb dieses Themas angenommen. "Das Missbrauchspotenzial bei Schlüssel-Notdiensten ist sehr groß", sagt Andreas Adelberger von der Verbraucherzentrale in Velbert. "Es wurden schon 800 Euro für das Öffnen einer Tür verlangt — und bezahlt."

Zahlen darüber, wie viele schon von Schlüsseldiensten erpresst worden sind, gibt es bei der Polizei nicht, die wenigsten Fälle kommen zur Anzeige. "Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus", sagt Klaus Fitzner von dem Kriminalkommissariat Vorbeugung Hilden — und erklärt, wann die Polizei über die 110 werden sollte: Wenn der Handwerker droht ("Wenn Sie jetzt nicht bar bezahlen, dann schraube ich das Schloss wieder raus"), geht es um Nötigung. Wenn ein Schloss unnötigerweise aufgebohrt und zerstört wird, obwohl einfache Handgriffe gereicht hätten, geht es um Betrug und Sachbeschädigung. Wucher kann angezeigt werden, jedoch ist das Geld erst einmal weg "und kaum wiederzubeschaffen", berichtet Schoemakers. Damit es so weit nicht kommt, raten die Verbraucherschützer dies:

Möglichst einen bekannten Schlüsseldienst rufen, nicht den ersten, der im Telefonbuch steht, und fragen, von wo er anreist und wie lange das dauert. Klären, dass man nur einen Mitarbeiter bezahlt, nicht etwa zwei.

Einen Festpreis vereinbaren — inklusive Anfahrt. Die Innungen empfehlen 69 Euro pro Stunde. Wenn die Arbeit nur fünf Minuten gedauert hat, werden nur die fünf Minuten bezahlt, zuzüglich Anfahrt.

Niemals zum Barzahlen unter Druck setzen lassen. Beispiel: Handwerker haben eine alte Dame zum Geldautomaten begleitet , wo sie 500 Euro für die Männer abhob. Sie hätte sie die Polizei rufen sollen.

Einen Nachbarn bitten, das Geschehen mitzuverfolgen. "Nicht nur damit ein Zeuge zugegen ist, sondern auch, um dem Kunden psychologischen Beistand zu leisten", sagt die Polizei.

Rechnungen grundsätzlich nur unter Vorbehalt und teilweise bezahlen. Da es nicht möglich ist, wie bei anderen Handwerksarbeiten üblich, die Rechnung im Nachhinein zu prüfen und zu begleichen.

"Es gibt kein Gesetz, das die Schlüsseldienste in ihrem Handeln reguliert" sagt Adelberger. "Das ist ein Problem."

(RP)
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