Vorfälle in Lebenshilfe-Werkstatt in Leverkusen Polizei wertet Videoaufnahmen aus

Zwei Betreuer sollen in einer Leverkusener Werkstatt Menschen mit Behinderung schikaniert haben. Die Politik fordert Konsequenzen. Indes befürchtet der Elternbeirat, die Vorfälle könnten die gesamte Organisation zu Unrecht in Verruf bringen.

Team Wallraff: RTL deckt Missstände in Lebenshilfe-Einrichtungen auf
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Misshandlungsvorwürfe gegen Lebenshilfe

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Foto: RTL

Die Ermittlungen nach dem vom Fernsehsender RTL enthüllten Skandal in der Lebenshilfe Leverkusen laufen weiter. "Zunächst muss der Fernsehbeitrag ausgewertet werden", berichtet Polizeisprecher Lutz Flaßnöcker. Dann stehe fest, wem was genau vorzuwerfen sei. "Dabei ist es zunächst unerheblich, ob auch die Familie der jungen Frau eine Strafanzeige stellt. Denn wir ermitteln ja so oder so."

Die Lebenshilfe hatte Ende Januar Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, nachdem der Sender die Einrichtungsleitung mit Vorwürfen konfrontiert hatte, ohne Details und Tatzeiten zu nennen. Zwei Mitarbeiter sollen im November 2015 eine behinderte junge Frau in der Lebenshilfe-Werkstatt in Bürrig schikaniert haben.

In dem über ein Jahr später ausgestrahlten Beitrag ist ebenfalls zu sehen, wie andere Mitarbeiter dabei zuschauen. Die Entrüstung in der Bevölkerung über die Enthüllungen ist groß. Mitarbeiter und Angehörige von behinderten Menschen, die in der Einrichtung in Bürrig beschäftigt werden, werden beschimpft und bedroht. Die Polizei ist deshalb weiterhin zum Schutz vor Ort. Genaueres zu den getroffenen Maßnahmen will sie nicht sagen.

Team Wallraff - Polizei prüft Schutz der Lebenshilfe-Einrichtung
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Lebenshilfe - Polizei prüft Schutz der Einrichtung

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Foto: Susanne Genath

Politik fordert Konsequenzen

Nun bezieht auch die Piratenpartei Position und fordert zum Handeln auf. "Wiederholt ist es in Leverkusen zu Vorfällen gekommen, bei denen inakzeptable Übergriffe durch Betreuer Schutzbefohlenen gegenüber stattgefunden haben", äußert Oliver Ding in einer Pressemitteilung. Die Stadtverwaltung müsse deshalb geeignete Maßnahmen ergreifen, um ähnliche Fälle künftig zu verhindern. "Es wäre zwar falsch, die gesamte Branche zu beschuldigen, denn an vielen Stellen wird gute Arbeit geleistet. Die Stadt sollte aber genauer hinschauen — wie es in Pflegeeinrichtungen bereits der Fall ist." Schließlich müssten Gemeinschaftseinrichtungen der Jugend- und Eingliederungshilfe in Leverkusen Konzepte zur Gewaltprävention vorlegen. Dies sollte auch für andere Gemeinschaftseinrichtungen gelten.

Der Elternbeirat der Lebenshilfe befürchtet, dass die Lebenshilfe-Werkstätten durch den Fernsehbericht in Verruf geraten. Man spreche daher weiterhin "all den Mitarbeitern, die seit Jahren ihre schwierige und verantwortungsvolle Arbeit kompetent leisten, unser Vertrauen aus. Dieses Vertrauen ist schließlich eine Voraussetzung dafür, dass wir unsere Kinder und Angehörigen in diese Werkstätten schicken, damit sie dort arbeiten und gut betreut werden". Man werde auch in Zukunft "im engen und vertrauensvollen Gespräch mit der Leitung und den hauptamtlichen Mitarbeitern die Entwicklung der Werkstätten begleiten".

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