Leverkusen Prinz Peter III. schießt den Stadtchef ab

Leverkusen · Beim Rathaussturm in den "Luminaden" war Leistung gefragt. Oberbürgermeister Uwe Richrath hatte Prinzen Peter III. zu einem Handball-Duell herausgefordert - und verlor. Damit musste er die Narren an die Macht lassen.

Auch Prinz Peter III. ist Handballer - im selben Verein. Und weiß daher, wie er werfen muss.

Auch Prinz Peter III. ist Handballer - im selben Verein. Und weiß daher, wie er werfen muss.

Foto: Miserius

Die Lage, die Prinz Peter III. und sein Gefolge beim Einmarsch in die "Luminaden" um 11.11 Uhr vorfanden, war einschüchternd. Hoch über den Zinnen einer schottischen Burg thronte die Stadtspitze, allen voran Oberbürgermeister Uwe Richrath. Und der war nicht gewillt, sich mit seinem Verwaltungs-Clan vertreiben zu lassen. Dabei ließ das närrische Volk keinen Zweifel daran, dass es seiner Meinung nach Zeit für einen Machtwechsel war. Traditionell fordern das in Leverkusen zu Altweiber nicht die Möhnen, sondern der amtierende Karnevalsprinz.

"Du solltest besser die Flucht ergreifen", riet Uwe Krause vom Festausschuss Leverkusener Karneval dem Stadtchef. "Sonst werden dich Peter III. und die Altstadtfunken am Bahnhof Opladen aussetzen, wo du dann bei den Rodungen für die Neue Bahnstadt mitarbeiten kannst - damit du das Wort mal verstehst", ergänzte er mit Blick auf die viel kritisierten Baumfällungen.

Auch "Smiley Marc Adomat" könnte sich laut Krause gut in der Neuen Bahnstadt verdingen - als "Greenkeeper". Denn als Sportdezernent habe der Angesprochene versagt. Schließlich stimme bei Bayer 04 "jetzt gar nichts mehr", schimpfte der Präsident des Festausschusses. "Herr Adomat, dafür sind Sie verantwortlich." Die Bilanz zur Arbeit der Stadtverwaltung falle noch schlechter aus als 2016. "Ihr vergeigt selbst die einfachsten Sachen", stellte Krause fest. Und konnte damit trotzdem nicht Uwe Richrath davon überzeugen, sich schnell davon zu machen.

Der richtete sich unerschrocken an Peter III. "Mein lieber Prinz, nimm' mich beim Wort, verlasse diesen schönen Ort. Von Verwaltung hast du keinen Schimmer, im Rathaus bleibe ich der Bestimmer", erklärte der Oberbürgermeister den närrischen Eindringlingen im Einkaufszentrum "Luminaden", das mangels Rathauses stets der Ort des Geschehens ist.

Die Leistungen seiner Mannschaft seien beeindruckend. "Andrea Mc Deppe baut Schlösser aus Stein, die stürzen in tausend Jahren nicht ein", lobte Richrath die Baudezernentin in seinem Clan. "Markus Mc Märtens" - mit Locken-Perücke fast nicht zu erkennen - lichte als Verkehrsdezernent das Chaos der Jecken: "Die Karnevalswagen zieh'n kreuz und quer, an Verkehrsregeln hält sich keiner mehr." Sportdezernent "Marc Mc Adomat" stehe bei den Highland-Games seinen Mann. Und Kämmerer "Frank Mc Stein" mache es "auf die schottische Art: Beim Geldausgeben bleibt er hart."

Das ließ Prinz Peter III. jedoch kalt. "Seht mal, wie sie dort droben stehen und geradezu um Entlassung flehen", spottete er. "Tragen passend zum Verwaltungs-Job einen kleinkarierten Schotten-Rock!"

Der Stadtchef trägt zwar einen Schottenrock, mit dem Dudelsack-Spiel hat er es aber nicht. "Nur viel heiße Luft", stellt der Prinz fest ...

Der Stadtchef trägt zwar einen Schottenrock, mit dem Dudelsack-Spiel hat er es aber nicht. "Nur viel heiße Luft", stellt der Prinz fest ...

Foto: Miserius

Sein Regierungsprogramm hingegen sei topaktuell: "Leverkusen mache ich ,great again'!", erklärte er mit Blick auf Amerika. Allerdings ohne Mauern, stattdessen mit vielen närrischen Gästen aus aller Welt. Das nötige Geld komme schnell in die Kassen, man müsse sich nur an Köln orientieren: "Fröhlich blitzen - und vorher die Schilder weglassen!" Das Leverkusener Verkehrsproblem löse er im Handumdrehen: "Ich untertunnel' einfach die komplette Stadt, damit das Elend endlich ein Ende hat."

... und freut sich, schließlich den goldenen Schlüssel als Zeichen der Macht in den Händen halten zu können.

... und freut sich, schließlich den goldenen Schlüssel als Zeichen der Macht in den Händen halten zu können.

Foto: Uwe Miserius

Da wurde es dem Chef des Verwaltungs-Clan zu bunt. "Wir lösen den Streit auf sportliche Weise", forderte Richrath den Prinzen heraus. Er rechnete sich gute Chancen aus, da der Herrscher der Narren "nicht in bester Form" sei. Schließlich sind beides Handballer und kennen sich aus dem Turn- und Sportverein (TuS) Opladen.

 Uwe Richrath schlägt sich wacker im Tor. Der Oberbürgermeister ist Handballer. Sein Verein: der TuS Opladen.

Uwe Richrath schlägt sich wacker im Tor. Der Oberbürgermeister ist Handballer. Sein Verein: der TuS Opladen.

Foto: Uwe Miserius

Kurzerhand wurde ein Tor herbeigeholt, in dem Richrath die Würfe von Peter III. abwehren musste. Doch er verlor. Und musste ein Trikot mit Fledermausärmeln und der Aufschrift "Fliegenfänger" anziehen.

Uwe Krause vom Festausschuss: "Ihr vergeigt einfach alles."

Uwe Krause vom Festausschuss: "Ihr vergeigt einfach alles."

Foto: sug

Den Schlüssel hergeben wollte das Stadtoberhaupt trotzdem nicht und verlangte eine Revanche. Aber auch die misslang, nämlich der Beweis, dass Richrath als Schotte auch Dudelsack spielen könne. "Viel heiße Luft, dann kam nichts mehr", lästerte der Prinz. Und nahm unter dem Jubel der versammelten Narren den goldenen Stadtschlüssel entgegen.

Dezernentin Andrea Deppe wird für ihre soliden Bauten gelobt.

Dezernentin Andrea Deppe wird für ihre soliden Bauten gelobt.

Foto: sug
Dezernent Marc Adomat mit einem Mitglied des Festausschusses.

Dezernent Marc Adomat mit einem Mitglied des Festausschusses.

Foto: sug
 Nach dem Sturm in den "Luminaden" ging es ins Wiesdorfer Festzelt vor der Rathaus-Galerie.

Nach dem Sturm in den "Luminaden" ging es ins Wiesdorfer Festzelt vor der Rathaus-Galerie.

Foto: Susanne Genath
 Dezernent Markus Märtens war kaum zu erkennen.

Dezernent Markus Märtens war kaum zu erkennen.

Foto: sug

Die hatten zuvor bereits mit Radio Leverkusen das Leverkusen-Lied gesungen, in das auch der Verwaltungs-Clan miteingestimmt hatte. Gefeiert wurde anschließend im Festzelt vor der Rathaus-Galerie. Dorthin gelangten die Jecken noch trockenen Fußes, denn Petrus hatte es gut mit ihnen gemeint.

(sug)
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