Leverkusen Prinzen-Probe mit jungen Profitänzern

Leverkusen · Das Bundesjugendballett, das seit Saisonbeginn von Bayer Kultur in der "stARTacademy" gefördert wird, macht Station in Leverkusen. Im Erholungshaus finden derzeit die Wiederaufnahmeproben für das Stück "Ein kleiner Prinz" statt.

 Julius (M.) und Tänzer des Bundesjugendballetts erarbeiten im Erholungshaus derzeit das Tanztheater "Ein kleiner Prinz" - ausnahmsweise durfte bei den Proben zugeschaut werden.

Julius (M.) und Tänzer des Bundesjugendballetts erarbeiten im Erholungshaus derzeit das Tanztheater "Ein kleiner Prinz" - ausnahmsweise durfte bei den Proben zugeschaut werden.

Foto: Uwe Miserius

Ein Pilot kreist mit seinem kleinen historischen Flugzeug über den Wolken. Die sind in diesem Fall aus Pappe und werden von zwei Tänzerinnen hin- und hergetragen. "Ich finde, ihr solltet solche dicken Wolkenschuhe tragen", sagt Kevin Haigen. "Haben wir so etwas?" Die Frage des Choreografen aus Miami richtet sich an Sonja Kraft, die Gewandmeisterin, die ihr mobiles Schneideratelier im Flur vor dem Erholungshaus-Studio eingerichtet hat.

So sieht es aus, wenn das Bundesjugendballett auf Reisen ist. Vor Aufführungen in Solingen und Remscheid finden derzeit die Wiederaufnahmeproben für das Tanztheater "Ein kleiner Prinz" im Erholungshaus statt. Größtenteils wird hinter verschlossenen Türen gearbeitet, aber am Samstag- und Sonntagnachmittag durften Interessierte einen Blick hinter die Kulissen werfen und miterleben, wie Kevin Haigen die jungen Profis anleitet.

Er ist künstlerischer Leiter des von John Neumeier gegründeten Bundesjugendballetts. Das besteht aus je vier Tänzern und Tänzerinnen zwischen 18 und 23 Jahren, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Seit Beginn dieser Spielzeit wird die Nachwuchscompagnie im Programm "stARTacademy" von Bayer Kultur gefördert. Vor acht Jahren wurde diese Art von Kulturpatenschaft für aufstrebende Nachwuchskünstler ins Leben gerufen, zunächst für junge Musiker und nun erstmals im Tanzbereich.

Bayer Kultur stellte Räume für die Wiederaufnahmeproben zur Verfügung, im Gegenzug erklärte sich das Bundesjugendballett zu offenen Proben bereit, und Lukas Onken als organisatorischer Leiter erläuterte Besuchern die noch junge Geschichte der Compagnie sowie die Hintergründe der Produktion.

Außerdem veranstaltete die Truppe am Montagvormittag einen Workshop für und mit Schülern der katholischen Hauptschule Im Hederichsfeld. "Beide Seiten profitieren auf diese Weise davon", betont Bettina Welzel, Tanzreferentin von Bayer Kultur. Sie begleitete die Proben der Gäste, die während ihres Aufenthalts Studio und Künstlerräume nutzen konnten.

Die Tanzproduktion "Ein kleiner Prinz" basiert auf dem erfolgreichen Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Das haben alle Zuschauer im Kopf, wenn die Tänzer des Bundesjugendballetts einen solchen Ein-Mann-Flieger mit einfachsten Mitteln vor Augen führen. Zwei Tänzer rechts und links haben Tragflächen auf ihre ausgestreckten Arme geschnallt, eine Kollegin dreht in der Mitte den Propeller, und darüber hält der Pilot mit seinem Lederhelm Ausschau nach einer geeigneten Landefläche. Die Kunst der Illusion, Körperbeherrschung und Ausdruck durch Haltung, Bewegung und Mimik machen es möglich, dass Geschichten verstanden und darüber hinaus Emotionen vermittelt werden.

Auf welche Feinheiten es dabei ankommt, das erlebten die Besucher der offenen Proben hautnah am Beispiel einiger Szenen mit. Eine Besonderheit dieser Produktion ist der Gast im Profi-Ensemble. Julius, ein Jugendlicher mit Down-Syndrom, wird von den Tänzern einbezogen. In der Probenarbeit ist er der Sonnenschein, der stets gute Laune vermittelt und doch ernsthaft und engagiert mitarbeitet. Haigen lässt ihn das Kommando für die Tontechnik geben. Bei der Aufführung werden Musiker live auf der Bühne sein

(mkl)
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