Leverkusen Nachfrage nach kleinen Waffenscheinen steigt immer weiter

Leverkusen · Die Zahl der Anträge für den kleinen Waffenschein hat sich in Köln/Leverkusen im vergangenen Jahr verneunfacht. Die Polizei warnt vor den Risiken des Waffengebrauchs.

 Unsere Grafik gibt Aufschluss darüber, welche Waffen unter den sogenannten kleinen Waffenschein fallen.

Unsere Grafik gibt Aufschluss darüber, welche Waffen unter den sogenannten kleinen Waffenschein fallen.

Foto: graf/Schnettler

Nach den massenhaften sexuellen Übergriffen durch nordafrikanische junge Männer auf der Domplatte an Silvester 2015 hatte es bereits einen rapiden Anstieg bei den Anträgen zum kleinen Waffenschein gegeben. Nun scheint das Sicherheitsbedürfnis der Bürger keineswegs geringer geworden zu sein. Im Gegenteil: Das Polizeipräsidium Köln/Leverkusen verzeichnet für 2016 einen explosionsartigen Anstieg bei den Anträgen für den kleinen Waffenschein. Die Zahlen sind beeindruckend: Waren es 2015 noch 547 Bürger, die sich mit Gas-Schreckschuss-Waffen ausrüsten wollten, stieg die Zahl 2016 um das Neunfache auf 4539 Anträge, 3968 davon wurden bewilligt (2015 waren es 408).

Der kleine Waffenschein berechtigt zum Führen von Schreckschuss-, Signal- oder Reizstoff-Waffen in der Öffentlichkeit. Pfefferspray gehört nicht dazu. Das kann unter bestimmten Auflagen sogar von Jugendlichen ab 14 erworben und mitgeführt werden. Die genannten Waffen (Schreckschuss, Signal und Reizstoff), die über das Prüfsiegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt verfügen müssen, kann in Deutschland jeder erwerben, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. Will man sie jedoch außerhalb der eigenen vier Wände zu Zwecken der Selbstverteidigung mitnehmen, benötigt man den Kleinen Waffenschein. Geprüft wird von der Genehmigungsbehörde, ob es etwa Einträge im Bundeszentralregister gibt. So bekommen beispielsweise einschlägig wegen Körperverletzung oder Verstößen gegen das Waffengesetz Vorbestrafte keinen Kleinen Waffenschein.

In Zeiten zunehmender Gewalt, etwa auch durch Amokläufer oder Terroristen, liegt Selbstbewaffnung im Trend. Doch bieten diese Waffen tatsächlich mehr Sicherheit? Polizeivertreter wie der NRW-Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, warnen nachdrücklich vor den Risiken und Gefahren der Selbstbewaffnung. Der Einsatz von Gaspistolen könne gefährlich werden, wenn Angreifer sich bedroht fühlten, was ihre Aggressivität zusätzlich steigern könne.

Auch könnten Polizisten etwa bei Einsätzen zur Streitschlichtung durch Gaspistolen, die von scharfen Waffen optisch kaum zu unterscheiden sind, in die Irre geführt werden. "Gerade bei Dunkelheit müssen die Kollegen von scharfen Waffen ausgehen, das erhöht das Eigenrisiko des Waffenführers."

Plickert rät als Selbstschutz beispielsweise zu kleinen Alarmgeräten, die Frauen an ihren Handtaschen befestigen können, oder zu Selbstbehauptungskursen, wie sie in Volkshochschulen und Polizeisportvereinen angeboten werden.

(bu)
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