Leverkusen Rechnerisch fehlen nächstes Jahr 438 Kita-Plätze

Leverkusen · Im nächsten Kindergartenjahr, das im August beginnt, fehlen in Leverkusen 438 Betreuungsplätze, davon 139 für Kinder unter drei und 299 über drei Jahren. Dabei sind bereits die verfügbaren Plätze in der Tagespflege eingerechnet.

Tatsächlich steht kein Kind auf der Straße, weder jetzt noch im nächsten Jahr, erklärt Angela Hillen, Leiterin des Fachbereichs Kinder und Jugend diese Bedarfsberechnung, die jedes Jahr vor dem 15. März aufgestellt werden muss.

Sie ist die Grundlage für die Planung von Neu- oder Erweiterungsbauten. Geplant ist beispielsweise eine neue achtgruppige Einrichtung in Steinbüchel, über die derzeit in den Ratsgremien beraten wird. Bei den Erweiterungsbauten sind längst alle Möglichkeiten ausgenutzt, so Hillen. Das gilt nicht nur für die städtischen Kitas, sondern auch für sämtliche Einrichtungen der freien Träger. Selbst da, wo noch Kapazität wäre, geben die Grundstücke einen Anbau nicht mehr her, denn der Gesetzgeber hat die Größe der Außenflächen im Verhältnis zur Kinderzahl festgeschrieben.

Ursache für die rechnerische Unterversorgung mit Betreuungsplätzen ist zum einen der Zuzug von Flüchtlingsfamilien. Glücklicherweise sei Leverkusen eine wachsende Kommune, sagt Hillen. Aber Neubürger-Familien brauchen auch Kita-Plätze. Zum anderen ergibt sich das Defizit aus dem Rechtsanspruch für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, den die Stadt bisher erfüllen konnte. Es gebe zwar Wartelisten für Wunsch-Einrichtungen, räumt Hillen ein, aber man habe bis jetzt alle Rechtsansprüche bedienen können. In Leverkusen wurden durch Aus- und Neubau in kürzester Zeit viele U3-Plätze geschaffen, auch von den freien Trägern. Die haben aber inzwischen zum Teil wieder reduziert, um das Durchwachsen in einer Kita zu ermöglichen, obwohl sie dann Fördermittel des Landes zurückzahlen müssen. Wenn alle Kinder, die als Einjährige kommen, bis zur Einschulung bleiben dürfen, werden unten nicht genügend Plätze frei. Was anfangs nicht bedacht wurde, beziehungsweise kein Problem wäre, wenn die Schulreife auf fünf Jahre heruntergesetzt worden wäre, wie seinerzeit vorgesehen.

Bei den neuen Einrichtungen würde man das Platzverhältnis entsprechend steuern, erklärt Hillen. Maximal ein Drittel dürften U3-Plätze sein. Die Rechnung geht allerdings nur auf, wenn vorwiegend Einjährige aufgenommen werden, die zwei Jahre als U3-Kind zählen.

Angela Hillen weiß, dass die meisten Eltern ihren Nachwuchs lieber mit zwei Jahren in die Kita geben würden. Aber sie wissen, dass die Chancen dann schlechter sind als für Einjährige, denn die Plätze sind langfristig belegt, wenn die Kinder früh kommen und lange bleiben. Noch viel schwieriger, weil nicht einfach per Baubeschluss zu lösen, ist die Tatsache, dass Fachpersonal fehlt. Der Markt ist nahezu leer gefegt.

(mkl)
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