Rückblick Reinhard Buchhorn: Führungsstil überschattete seine Erfolgsbilanz

Leverkusen · Ein fester Händedruck mit guten Wünschen für seinen Nachfolger, ein Lächeln in die Runde - und dann war der soeben abgewählte Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) auch schon wieder aus dem Ratssaal verschwunden. An diesem Abend hatte er eine Niederlage erlitten, die weder er noch seine Mitstreiter aus vier unterschiedlichen Parteien und Wählervereinigungen kommen gesehen hatten.

 Ist jetzt Privatier: CDU-Politiker Reinhard Buchhorn.

Ist jetzt Privatier: CDU-Politiker Reinhard Buchhorn.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

"Ich hatte zwar fest mit einer Entscheidung im ersten Wahlgang gerechnet", erinnerte sich die FDP-Fraktionschefin Monika Ballin-Meyer-Ahrens ein paar Wochen später: "Allerdings war ich damals felsenfest davon überzeugt, dass Reinhard Buchhorn diesen Sieg einfahren würde." Am Ende nur 29,8 Prozent für den Amtsinhaber - das habe sie regelrecht schockiert, sagt Politikerin Ballin.

Auch bei der CDU war man völlig fassungslos, wie wenig eigene Unterstützer sich am 13. September an den Wahl-Urnen blicken ließen. Die Christdemokraten hatten ebenso wie die Grünen, die FDP und Opladen plus für Buchhorn geworben.

 Vorrangig eine TBL-Affäre , doch die Mülleimer schadeten Buchhorn.

Vorrangig eine TBL-Affäre , doch die Mülleimer schadeten Buchhorn.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

Und alle, aber wirklich alle, hatten sich darauf verlassen, die Erfolgsbilanz des Stadtchefs werde es schon richten: Selbst politische Gegner bestritten meist nicht, dass es vermutlich bislang keinen Oberbürgermeister in Leverkusen gegeben hat, der in seiner Amtszeit soviel für die Stadt in Bewegung setzen und auch an Erfolgen verbuchen konnte:

- die sichere Finanzierung der Gütergleisverlegung im Rahmen des Projekts Neue Bahn Stadt Opladen,

- das Sanierungskonzept für den Schuldenabbau der Stadt

- der Neubau der Hauptwache für die Berufs-Feuerwehr,

- sein Einsatz für die Verlegung der Stelzenautobahn unter die Erde,

- das Verkehrskonzept Hitdorf, das jahrelang politisch blockiert wurde, zu Ende entwickelt und umgesetzt - dies sind nur einige der Erfolgsbausteine des CDU-Politikers.

Buchhorn packte Themen lösungsorientiert an, die Vorgänger teilweise jahrelang hatten schleifen lassen, oder schlichtweg nicht lösen konnten. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er einmal, er finde nichts schlimmer, "als wenn mir hoch bezahlte Experten aus unserer Verwaltung wortreich erklären, warum etwas nicht funktioniert. Die Zeit, die sie dafür verwenden, sollten sie lieber dafür ausgeben, nach ungewöhnlichen Lösungsansätzen zu suchen."

So verstand Buchhorn Stadtverwaltung. Er war inhaltlich extrem erfolgreich damit. In der Verfolgung seiner Ziele vergaß er allerdings offensichtlich bisweilen, die Menschen auf seinem Kurs mitzunehmen. Stattdessen galt er als Machtmensch und übertrieben fordernd.

So lieferte Reinhard Buchhorn am Ende den Beweis dafür, dass bei einer Persönlichkeitswahl nicht nur die Leistung zählt, sondern eben vor allem die Persönlichkeit.

Den Rest besorgte die so genannte Mülleimer-Affäre, die zwar zum Großteil von den städtischen Technischen Betrieben und anderen verantwortet werden musste - doch wie diverse Satiresendungen (Mario Barth, Alfons etc.) kreideten viele Wähler den teuren Fauxpas vor allem dem Oberbürgermeister an.

Reinhard Buchhorn hat sich zurückgezogen. Was er wirklich für Leverkusen geleistet hat, wird vermutlich erst mit Monaten oder gar Jahren Abstand so richtig deutlich werden.

(RP)
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