Interview Hermann Greven Respektlosigkeit vor Rettern nimmt zu

Leverkusen · Leverkusens Feuerwehrchef ist zuversichtlich, dass der Eröffnungstermin für die neue Hauptwache Ende 2018 gehalten wird. Bei ihren täglichen Einsätzen werden Feuerwehrleute immer häufiger von Gaffern, Pöblern und Blockierern behindert.

 Der Rohbau der neuen Hauptfeuerwache auf dem Gelände an der Edith-Weyde-Straße ist nahezu fertig.

Der Rohbau der neuen Hauptfeuerwache auf dem Gelände an der Edith-Weyde-Straße ist nahezu fertig.

Foto: Uwe Miserius

Wie waren die Weihnachtstage?

 Branddirektor Hermann Greven leitet die Leverkusener Feuerwehr. Manche Einsätze seien durch äußere Einflüsse schwieriger geworden, sagt er. Den Feuerwehrberuf findet er aber weiterhin attraktiv.

Branddirektor Hermann Greven leitet die Leverkusener Feuerwehr. Manche Einsätze seien durch äußere Einflüsse schwieriger geworden, sagt er. Den Feuerwehrberuf findet er aber weiterhin attraktiv.

Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Greven Es gab keine großen Einsätze, viel Rettungsdienst. Wenn die niedergelassenen Ärzte Urlaub haben, spiegelt sich das in vermehrtem Andrang in den Krankenhäusern wieder. Von größeren Bränden sind wir verschont geblieben.

2018 soll für die Leverkusener Feuerwehr besonders werden. Ende des Jahres soll der Neubau der Hauptfeuerwache an der Edith-Weyde-Straße fertig werden. Sind Sie zufrieden mit dem Baufortschritt?

Greven Ja. Es geht voran. Ich denke, wir werden 2018 als Eröffnungstermin halten. Es sieht gut aus.

Welche konkreten Vorteile einer neuen Wache ergeben sich für künftige Einsätze?

Greven Der Hauptvorteil ist die Größe, die wir für diese Stadt brauchen. Derzeit stehen noch viele Fahrzeuge draußen. Das ist gerade im Winter schlecht. Wir schaffen in der neuen Wache besondere Voraussetzungen für unsere Mitarbeiter, so etwa im Hinblick auf die Zweigeschlechtlichkeit. Als die alte Wache in den 70er Jahren gebaut wurde, gab es noch keine Frauen bei der Feuerwehr. Das ist heute anders. Wir hatten bisher viele Aufgaben über das Stadtgebiet verteilt. Die können wir nun konzentrieren. Dazu gehört etwa auch eine Feuerwehrschule. Auch werden wir unsere Führungseinheiten auf ein ordentliches Niveau bringen, also alle Aufgaben, die unsere Leitstelle betreffen. Außerdem erhalten wir ein Brandübungshaus, in dem wir unter Realbedingungen üben können. Wir holen die Freiwillige Feuerwehr aus dem Gerätehaus an der Moskauer Straße heraus, dort gibt es keine vernünftigen Bedingungen mehr. Es wird ein spannender Tag und eine besondere Herausforderung, wenn wir umziehen. Denn wir können ja unsere Alarmbereitschaft nicht einfach unterbrechen.

In der letzten Ratssitzung des Jahres gab es Diskussionen über angeblich fehlende Rettungspläne für einen möglichen Katastrophenfall bei der Öffnung der Giftmülldeponie für den Brückenbau. Müssen sich die Anwohner der Dhünnaue Sorgen machen?

Greven Nein. Ein besonderer Notfallplan ist laut Störfallverordnung nicht vorgeschrieben. Die Baumaßnahmen sind professionell abgesichert. Wir haben bereits ein stadtweites Warnkonzept, das muss man nicht neu schreiben. Es gelten die üblichen Regeln, die auch für andere Betriebe mit Gefahrenpotenzial gelten. Auf der städtischen Homepage und auf der Internetseite der Feuerwehr Leverkusen gibt es dazu konkrete Hinweise.

Es hat vor einigen Wochen eine mutmaßliche Sabotage an einem Rettungswagen gegeben. Dort haben sich während einer Einsatzfahrt Radmuttern gelöst, ein Ra d fiel vom Rettungswagen ab. Und das obwohl nach einem ähnlichen Vorfall in Köln der komplette Leverkusener Fuhrpark kurz zuvor vorsorglich kontrolliert worden war. Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Greven Wir haben bisher nichts von der Polizei gehört. Wir haben unsere Kontrollintervalle vorsorglich verkleinert. Wir können aber letztlich auch nicht ausschließen, dass es eine technische Ursache für den Vorfall gibt.

Immer wieder werden Einssatzkräfte angefeindet und sogar bedroht. Wer sind die Pöbler?

Greven Sie kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Bei Einsätzen im öffentlichen Raum müssen wir uns vermehrt mit Laien auseinandersetzen, die Handyfilme machen. Es sind Aufnahmen von Verletzten und Leidenden, das finde ich abstoßend. Mitunter müssen wir Autofahrer zuparken, um Menschen zu retten oder wiederzubeleben. Dann gibt es Stress an der Einsatzstelle. Der Respekt lässt nach. Dazu gehört auch das Thema Rettungsgasse, die häufig nicht gebildet wird. Und es gibt auch solche Autofahrer, die uns durch die Rettungsgasse hinterherfahren. Das sind die ganz Dreisten.

Ist der Feuerwehrberuf unter solchen Umständen noch attraktiv?

Greven Ich finde schon. Wir haben nach wie vor Bewerber, doch waren es schon mehr. Trotz des Rückgangs finden wir immer noch geeignete und motivierte Kräfte. Im Rheinland herrscht Vollbeschäftigung, entsprechend groß ist die Konkurrenz anderer Arbeitgeber. Doch lohnt sich der Feuerwehrberuf nach wie vor.

Wie sieht es bei den Freiwilligen aus?

Greven Wir sind vor 30 Jahren in das Thema Jugendfeuerwehr eingestiegen, inzwischen gibt es auch eine Kinderfeuerwehr. Beides stellt den Nachwuchs sicher. Da spielt sicher auch die Verwandtschaft eine Rolle. Der Vater holt den Sohn in die Feuerwehr, da gibt es ganze Familienclans. Hinzu kommt, dass Leverkusen in Teilen noch dörflich strukturiert ist. Das fördert den Zusammenhalt auch über die Feuerwehr.

Was haben Sie sich als Feuerwehrchef für 2018 noch vorgenommen?

Greven Neben dem Umzug in die neue Feuerwache soll es 2018 in Leverkusen erstmals einen eigenen Lehrgang für Brandmeisteranwärter geben. Den haben wir bisher immer gemeinsam mit den Kölnern organisiert. Ansonsten gibt es viel Routine.

BERND BUSSANG FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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