Leverkusen Reuschenberg: Eine Mühle mit Geheimnis

Leverkusen · Wie die meisten Besucher, so war auch eine große Besuchergruppe mit dem Fahrrad zur Reuschenberger Mühle nach Bürrig gekommen. Der Verein "Aqualon" hatte für Pfingstmontag eine siebenstündige Fahrt angeboten, die etwa 60 Kilometer zwischen Wermelskirchen und Opladen zu den Wasser-, Mühlen- und Windrädern entlang der Dhünn-Runde führte.

 30 Teilnehmer nutzten den 24. bundesweiten Mühlentag und die Antriebskraft ihrer Räder: hier zum Besuch in der Reuschenberger Mühle.

30 Teilnehmer nutzten den 24. bundesweiten Mühlentag und die Antriebskraft ihrer Räder: hier zum Besuch in der Reuschenberger Mühle.

Foto: Miserius Uwe

Unter Leitung von Frank Schopphoff vom ADFC nutzten 30 Teilnehmer zugleich den 24. bundesweiten Mühlentag und die Antriebskraft ihrer Räder, um sich über die verschiedenen Arten von Mühlen zu informieren, die einst durch Wasser oder Wind angetrieben wurden. Ausnahmsweise durfte Schopphoff seine Gruppe selber führen. Denn Peter Odenthal, zweiter Vorsitzender der Stadtgeschichtlichen Vereinigung Leverkusen und einer der guten "Mühlengeister", hatte alle Hände voll zu tun. Nachdem ihm zwei Leute abgesagt hatten, war er der Einzige, der Führungen übernehmen konnte.

Gegen Mittag sagte er: "Im Vorjahr hatten wir 600 Besucher. Wegen des schönen Wetters rechne ich heute mit noch mehr Leuten." Vor allem auch deshalb, weil die Mühle erst kürzlich den "Ritterschlag" erhielt und vom Rheinischen Mühlen Dokumentations-Zentrum (RMDZ) in die Liste industriegeschichtlicher Einrichtungen an der unteren Wupper aufgenommen und somit als herausragendes Objekt im Rheinland eingestuft wurde. Odenthal sollte Recht behalten. Mit jeder Stunde wuchs die Menschenschlange. Immer mehr Leute interessierten sich für die über 500 Jahre alte Geschichte der Mühle. Dennoch: Mit einer bunten Windmühle in der Hand erläuterte Odenthal scheinbar ruhig und gelassen die bewegte Historie: "Die heute noch erhaltene Mühle mit ihrem beeindruckenden klassizistischen Backsteinbau wurde ab 1847 als turbinengetriebene Mahlmühle errichtet, später als Holzschleiferei zur Feinpapierherstellung genutzt. Heute wird sie als Wasserkraftwerk mit Obergraben und wasserbaulichen Einrichtungen betrieben", schilderte der Kenner, ehe er Einblicke in den Turbinenraum gewährte. Während des Krieges diente die Mühle zeitweise als Arbeitsplatz, an dem Zwangsarbeiterinnen Fallschirme aus Seidenstoffen nähen mussten. Die Stoffe kamen von der Schusterinsel in Opladen. Ob jemand wisse, woher der Name "Schusterinsel" stamme, fragte Odenthal mit einem kurzen Abstecher nach Opladen und erklärte:

Nachdem die Fabrikantenfamilie Schoeller eine Färberei an der Wupper gegründet und den Betrieb 1914 verkauft hatte, ging die Firma an einen Besitzer über, der ein weiteres Grundstück am Oberrhein in Basel mit der Bezeichnung "Schusterinsel" besaß. Daran angelehnt wurde auch die Firma in Opladen bekannt. - Ein Geheimnis hat die Mühle trotz allem bewahrt. Einem Mann waren Unebenheiten, an der Fassade aufgefallen. Was das denn sei, wollte er wissen. "Das sind neun Kegel, aber keiner weiß, wie sie dort hingekommen sind", gestand Odenthal.

(RP)
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