Kolumne Neuer Stadtchef Richrath hält seit 100 Tagen die Fäden in der Hand

Leverkusen · Im Oktober löste Uwe Richrath (SPD) Reinhard Buchhorn (CDU) ab. Zeit für eine Zwischenbilanz.

 Uwe Richrath beim Durchtrennen des Flatterbandes bei der Einweihung der Bahnhofsbrücke.

Uwe Richrath beim Durchtrennen des Flatterbandes bei der Einweihung der Bahnhofsbrücke.

Foto: Schütz

Bammel habe er gehabt vor der ersten Ratssitzung, die er als Oberbürgermeister leiten musste. Nachvollziehbar. Und wäre Uwe Richrath 95 Jahre und blickte auf seine Karriere zurück, wär's klar, dass ihm das Geständnis leicht über die Lippen kommt. Richrath ist aber erst 55, und gesagt hat er das zwei Monate nach Amtsantritt. Ein Satz, der zeigt, dass er nicht die Arroganz eines Politbesserwissers an den Tag legt wie andere Amtskollegen.

Jetzt ist Richrath "ungefähr 110 Tage" im Amt, Sätze wie der mit dem Bammel sagt er auch heute noch. Und seine Art, in Gesprächssituationen so für Entspannung zu sorgen, kommt an. Bei den Stadtmitarbeitern. Bei Politik-Kollegen. Bei Bürgern. Dabei hat der Rheindorfer Sozialdemokrat alles andere als einen Frühstücksdirektoren-Job. Flüchtlinge, Autobahnumbau, klamme Stadtkasse. "Morgens denke ich schon mal: ,Warum hast du dir das angetan?' Dann steh' ich auf. Und der Gedanke ist weg", sagt Richrath in seiner 100-Tage-Bilanz. Die hat der Stadtchef in Themen unterteilt:

Flüchtlinge Turnhallen-Belegung will er vermeiden. Das hat nicht geklappt: "Es tat mir weh, die Sporthalle an der Heinrich-Brüning-Straße zu belegen." Mit den neuen Unterkünften an der Ringstraße, der Josefstraße und Zur alten Fabrik soll's nun klappen. Für 2016 erwarte die Stadt 1500 Flüchtlinge, die Zuweisungen vom Land seien rückläufig, weil Städte, die die Quote nicht erfüllt hätten, nun vorrangig Flüchtlinge zugewiesen bekämen. "Im Februar bekommen wir vom Land keine Flüchtlinge." Das Leverkusener Modell, Flüchtlinge in Wohnungen unterzubringen, läuft weiter. 400 sollen so 2016 versorgt werden.

Personal in der Stadtverwaltung 2016 werden im Bereich Flüchtlinge (46 Stellen) und im Bau-/Planungsamt (fünf) mehr Leute eingestellt.

Stadtetat/Gewerbesteuern "Wir haben nur 50 Millionen Gewerbesteuereinnahmen, andere Städte 100, 150, 200 Millionen", sagt Richrath. Er war bei den Konzernen Lanxess, Covestro, Bayer, um für das neue Gewerbesteuerkonzept (Stadt senkt die Steuer, dafür bleiben Konzerne) zu werben. Es habe Verständnis gegeben. Mehr vorerst nicht.

Wohnungsbau 1000 neue Wohnungen hat Richrath versprochen. Die Bauanträge für 200 Wohnungen übers ganze Stadtgebiet verteilt, werden derzeit bearbeitet.

Stadtplanung Richrath setzt auf integrierte Handlungskonzepte (IHK) für Stadtteile. "Sie sind der Schlüssel, um an Fördermittel zu kommen." Das Stadtteilentwicklungskonzept Opladen und das IHK Hitdorf laufen. Das nächste Handlungskonzept soll für Wiesdorf erstellt werden. Das Areal Bahnhof, Forum, Post muss überplant werden. Für Manfort arbeitet die Stadt mit der Kirche an einem "IHK light".

Mobilität Richrath zum A1-Thema "Tunnel statt Stelze": "Es muss Geld da sein, um den Tunnel umzusetzen - auch der Gefahrguttransport dadurch muss möglich sein."

Uwe Richrath will außerdem die interkommunale Zusammenarbeit, etwa mit Köln, stärken, um durch Synergie den Stadtetat zu entlasten; die Nähe zum Bürger: "Ich muss wissen was die Leute denken"; nicht warten, bis Land oder Bund sich bewegen: "Veränderungen müssen von uns ausgehen"; Leverkusen zum Büro-, Bildungs- und Forschungsstandort entwickeln, weil Industrieflächen fehlen; weiter mit dem Bus zur Arbeit und nach Hause fahren, weil ihn "das entspannt"; "dass der, der die Amtszusammenführung von Stadtdirektor und Oberbürgermeister erfunden hat, einen Tag lang Oberbürgermeister ist. Das ist schon eine hohe Belastung. Beklagen will ich mich aber nicht." Wieder so ein Satz.

(RP)
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