Leverkusen "Rollis" wollen frischen Wind für Behindertenbeirat

Leverkusen · Ob die barrierefreie Gestaltung von Bushaltestellen und öffentlichen Plätzen oder der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Handycap - die Themen, bei denen der Behindertenbeirat der Stadt Leverkusen ein Wörtchen mitreden darf, sind zahlreich. Schließlich nimmt die Zahl der Leverkusener mit körperlichen und geistigen Einschränkungen angesichts der älter werdenden Bevölkerung zu. Das Interesse, sich an dem Gremium zu beteiligen, ist allerdings gering. "Bei unserer vergangenen Sitzung im November 2015 waren von den rund 20 Mitgliedern nur sieben oder acht dabei, und zwar hauptsächlich die aus Politik und Verwaltung", berichtet Harald Mohr, seit 18 Jahren Vorsitzender des Beirats. Die nächste Sitzung am 30. Januar werde zeigen, wie es mit dem Gremium weitergehe.

Denn für Mohr (63), Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstätten, wird es die letzte Sitzung sein. "Ich habe schon lange angekündigt, dass ich dieses Jahr aufhöre, weil ich aus dem aktiven Dienst ausscheide." Bislang habe sich kein anderer für den Vorsitz bereit erklärt.

Frischen Wind könnten jedoch die "Rollis Leverkusen" in den Beirat bringen. Vertreter des Vereins, in dem sich Gehbehinderte und ihre Angehörigen zusammengeschlossen haben, sind jetzt neu in das Gremium berufen worden. Sie kritisieren, dass der Beirat nur einmal im Jahr tage, nicht mehr zeitgemäß sei und dass er sich "hauptsächlich aus Vertretern der großen Sozialverbände zusammensetzt, aber durch Behinderung betroffene Menschen in diesem Gremium quasi nicht vorhanden sind", erklären die Vorsitzenden Andreas Hollstein und Hartmut Stobbe in einer Pressemitteilung. Darüber hätten sie auch schon mit Oberbürgermeister Uwe Richrath gesprochen, was die Stadt bestätigt. Die "Rollis" fordern, dass sich der Beirat anderen Bevölkerungsgruppen öffne und zu einem "Inklusionsbeirat" entwickele.

Harald Mohr begrüßt das Interesse der "Rollis" an dem Beirat. Auch gegen eine Öffnung des Gremiums habe niemand etwas. Im Gegenteil: Der Beirat habe selbst vor etwa einem Jahr Selbsthilfegruppen und Institutionen, die mit behinderten Menschen zu tun haben, dazu aufgerufen, sich an der Arbeit des Beirates zu beteiligen - ohne Erfolg. "Es hat sich niemand gemeldet", sagt Mohr. Dabei beziehe die Stadt Leverkusen den Beirat vorbildlich bei allen Planungen mit ein. "Und es gäbe einiges zu tun", findet Mohr. "Man könnte sich mit der Inklusion intensiver beschäftigen oder prüfen, welche Relevanz das neue Bundesteilhabegesetz für die Menschen in unserer Stadt hat." Der Solinger Behindertenbeirat übrigens hat im vergangenen Jahr vier Mal getagt.

(sug)
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