"Leverkusen bricht das Schweigen" Rund 100 Teilnehmer gehen gegen Gewalt an Frauen auf die Straße

Leverkusen · Mit gelben und orangefarbenen Westen, Trillerpfeifen, Rasseln und lauten Sprechchören machten sich rund 100 Demonstranten am Dienstagabend in der Innenstadt und der Rathaus-Galarie bemerkbar.

 Der Protestzug durch die Wiesdorfer Fußgängerzone war laut und nicht zu übersehen.

Der Protestzug durch die Wiesdorfer Fußgängerzone war laut und nicht zu übersehen.

Foto: Ralph Matzerath

Das Motto stand in Orange auf einem Transparent: "Leverkusen bricht das Schweigen." Es geht um Gewalt, die Frauen im Alltag erfahren müssen. Zur Demo aufgerufen hatten das Frauenbüro der Stadt sowie die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt.

Immer wieder skandierten die Teilnehmer den Satz, der den Protest zusammenfasste: "Nein heißt nein - no means no!" Passanten drehten sich neugierig zu dem Protestzug um. "Wir haben viele positive Resonanz erhalten", berichtete Andrea Frewer vom Frauennotruf. So hätten zwei Männer den Grund für die Demo erfahren wollen. Als sie den Anlass erfuhren, hätten sie sich erstaunt gezeigt. "Sie glaubten, das sei ein Problem, das es lediglich in anderen Ländern gebe", sagte Frewer. Leider habe sie die Männer darüber aufklären müssen, dass auch Frauen hierzulande häufig betroffen seien.

Jede dritte Frau müssen einmal in ihrem Leben wie auch immer geartete Gewalt gegen die eigene Person erfahren, sagte Sabine Rusch-Witthohn. Sie ist Leiterin des Frauenbüros - und das bereits seit 16 Jahren. Dass für der Demonstration gegen die Öffnung der Giftmülldeponie vor einigen Tagen weitaus mehr Leute auf die Straße gingen, störte sie nicht. "Wir vergleichen das nicht", sagte sie. Die Zahl der Demonstranten habe sich zu der im vergangenen Jahr verdoppelt. Das sei, worauf es im Grunde ankomme, ergänzte Frewer. Sowohl Frauen als auch Männer und Kinder hatten sich unter die Teilnehmer gemischt.

Eigentlich hatte Rusch-Witthohn nur 50 bis 70 angemeldet. Die Annahme wurde übertroffen. Gegen 18.15 Uhr endete der Protestzug vor dem Forum. Die Teilnehmer unterhielten sich, zogen sodann ins Innere. Dort hatte die Beratungsstelle eine Filmvorführung organisiert.

Der von Claudia Schmid gedrehte Film beschäftigte sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen. Über Monate begleitete sie Frauen aus aller Welt und dokumentierte ihren Umgang mit der erlebten Gewalt. Der Film zeigte, was Rusch-Witthohn mehrfach betonte: "Frauen brauchen oft lange, bis sie sich durchringen, etwas zu sagen. Sie haben einfach Angst, dass sie schief angesehen werden."

(brü)
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