Leverkusen Russen jetten zur OP nach Leverkusen

Leverkusen · Im Klinikum und im Remigius-Krankenhaus lassen sich Patienten aus dem Nahen Osten und aus Russland operieren - gegen Vorkasse.

 Zur OP nach Leverkusen? Mancher betuchter Ausländer nutzt das gute deutsche Gesundheitssystem und legt sich hier unters Messer.

Zur OP nach Leverkusen? Mancher betuchter Ausländer nutzt das gute deutsche Gesundheitssystem und legt sich hier unters Messer.

Foto: Oliver Berg (Archiv)

Reiche Scheichs für teuere OPs gesucht? Könnten auch die hiesigen Kliniken von betuchter Kundschaft aus dem Nahen Osten profitieren, wie es offenbar bei den Krankenhäusern in Bonn der Fall ist (unsere Zeitung berichtete)? Nein, offenbar beschränken sich die Fälle der Nicht-EU-Ausländer, die sich in Leverkusen unters Messer legen, eher auf Einzelfälle. "Der Umsatz, den wir durch Nicht-EU-Patienten machen, beläuft sich auf 300 000 bis 500 000 Euro pro Jahr. Das sind rund 50 Patienten", sagt Hans-Peter Zimmermann, Geschäftsführer des Leverkusener Klinikums.

Der Aufwand, solche Patienten zu betreuen, sei aber sehr groß. "Es lohnt sich für uns nicht, offensiv um solche Kunden zu werben", sagt Zimmermann, dessen Haus früher schon mal Anzeigen in Saudi-Arabien geschaltet hat. Mit nur mäßigem Erfolg. Genau wie der Klinikverbund Kplus, zu dem Remigius und St. Josef-Krankenhaus gehören. "Wir waren bei einer Messe in Dubai auf dem Stand der Gesundheitsregion Rheinland vertreten. Aber das hat sich nicht gelohnt", sagt Pressesprecherin Cerstin Tschirner.

Der Anspruch der Patienten aus dem Nahen Osten oder Russland, sei sehr hoch. "Meistens kommen sie zu uns durch einen Vermittler, der sich um die ganze Organisation kümmert", sagt Klinikums-Chef Zimmermann. Dabei sei man auf seriöse Agenten angewiesen, die dem Gast Abholservice, Hotelzimmer und Dolmetscher besorgen. Das könne sein Haus nicht leisten. Am Klinikum seien meist die Urologie und allgemeine chirurgische Eingriffe gefragt, in St. Remigius orthopädische und Wirbelsäulen-Eingriffe. "Das deutsche Gesundheitssystem hat einen guten Ruf", begründet Zimmermann, warum sich so viele Ausländer in Deutschland operieren lassen.

Die Behandlung von ausländischen Patienten ist wohl eher ein Terrain, das Unikliniken für sich beanspruchen und weiter ausbauen. "Wir konzentrieren uns lieber auf unser Kerngeschäft und versorgen die Patienten aus der Region", heißt es von den Kliniken in Leverkusen übereinstimmend.

Durch die Konflikte im Nahen Osten kommen aus diesem Teil der Welt derzeit eher weniger Patienten, dafür nimmt der Anteil der Russen und anderer ehemaligen Sowjetunions-Bürger eher zu.

Häufig fragen die Agenten gleich mehrere Krankenhäuser an. Leverkusen profitiert durch seine Nähe zu Köln. "Da ist ein richtiger Markt entstanden", sagt Zimmermann. Im Kplus-Verbund beobachtet man jedoch, dass der Trend eher schon wieder einschläft - zumindest was deren Häuser angeht. "Die Kostenübernahme war immer schwierig", sagt Tschirner. Denn während EU-Bürger ganz normal mit Krankenkassenkarten behandelt werden, gibt es Nicht-EU-Bürgern erst einmal einen Kostenvoranschlag. Und selbst bei einer Kostenübernahmegarantie der jeweiligen Botschaft sei man schon mal auf den Kosten sitzen geblieben, sagt Cerstin Tschirner. "Wir behandeln Nicht-EU-Bürger nur gegen Vorkasse", sagt Hans-Peter Zimmermann für das Klinikum. Das akzeptierten die Kunden meistens auch.

(RP)
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