Leverkusen Schneller "Hilfe bei Gewalt" finden

Leverkusen · Alle Ansprechpartner auf einen Blick: Gestern stellten Wupsi und Stadt die neuen Aufkleber in den Bussen vor.

 Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, Marc Kretkowski (Wupsi), Andrea Frewer (Beratungsstellle gegen sexualisierte Gewalt), Marion Röder (Frauenhaus), Christiane Meinkat (Frauenberatungsstelle) und Sabine Rusch-Witthohn (Frauenbüro) stellten die Aktion vor (v.l.).

Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, Marc Kretkowski (Wupsi), Andrea Frewer (Beratungsstellle gegen sexualisierte Gewalt), Marion Röder (Frauenhaus), Christiane Meinkat (Frauenberatungsstelle) und Sabine Rusch-Witthohn (Frauenbüro) stellten die Aktion vor (v.l.).

Foto: Ralph Matzerath

Immer mehr Frauen und Kinder erleben häusliche Gewalt. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt laut Statistik des Landeskriminalamts NRW um 68 Prozent gestiegen. Auch in Leverkusen spiegelt sich diese Steigerung wider. Schon 370 Frauen hat etwa die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in diesem Jahr beraten, eine Zunahme um zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2013. 46 Frauen waren 2014 zeitweise im Frauenhaus untergebracht, berichtet Marion Röder vom Frauenhaus, das nur acht Plätze bietet.

Ein Grund mehr, die präventiven Maßnahmen weiter zu erhöhen. So stellten der Oberbürgermeister, Vertreterinnen der Beratungsangebote und des Frauenbüros sowie der Wupsi anlässlich des gestrigen UN-Aktionstages eine neue Informationskampagne in Bussen vor. Große Aufkleber bieten "Hilfe bei Gewalt": In sechs Sprachen sollen Frauen, Kinder und Jugendliche auf die bestehenden Hilfsangebote aufmerksam gemacht werden.

Frauenhaus, Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Kinderschutzbund, Frauenberatungsstelle, Jugendamt und Frauenbüro werden auf den Aufklebern als Ansprechpartnern genannt. Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn: "Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Prävention wichtig ist. Schließlich ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Viele gehen aber nicht zur Polizei, weil die Gewalt in ihrem Zuhause stattfindet." Er appelliert an alle Leverkusener, Verantwortung zu übernehmen und die Polizei zu rufen, wenn nötig, oder die Betroffene zu überreden, selbst zur Polizei zu gehen. Marc Kretkowski vom Vorstand der Wupsi äußerte seine Bestürzung darüber, dass das Thema im 21. Jahrhundert immer schlimmer würde, auch dadurch, dass in den vielen Kriegen der Welt Gewalt gegen Frauen als Waffe eingesetzt würde. Durch die vielen Kriege, durch die alltägliche Präsenz von Gewalt in den Medien verringere sich die Hemmschwelle, so der Oberbürgermeister. Es herrsche keine Wertschätzung gegenüber dem Individuum, und "Frauen werden am wenigsten gewertschätzt", sagt Sabine Rusch-Witthohn, Leiterin des Frauenbüros. Vielleicht sind die Hilfsangebote aber auch einfach immer bekannter geworden, so dass sich deshalb die Zahl der gemeldeten Fälle erhöht. Die Dunkelziffer sei jedoch immer noch hoch, hieß es.

Die Aufkleber mit den Hilfstelefonnummern sollen möglichst viele Leverkusener erreichen und betroffenen Frauen so früh wie möglich Hilfe vermitteln. Alle 100 Busse der Wupsi sollen damit dauerhaft ausgestattet werden. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es dort Hilfsangebote, denn häufig sind die Kinder schlimmer betroffen, da sie das Trauma ihr Leben lang mitherumtragen. Ein QR-Code leitet direkt auf die entsprechenden Seiten der Hilfsangebote im Internet weiter.

(RP)
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