Leverkusen Schock: Plötzlich musst du Erste Hilfe leisten

Leverkusen · Die meisten Leverkusener wissen im Ernstfall nicht, was zu tun ist, bedauern Rettungsdienste.

Neulich in Wiesdorf. Ein Mann wird ohnmächtig und bleibt bewusstlos auf dem Parkplatz liegen. Sechs Beobachter sehen es, wissen aber nicht, was zu tun ist. Stabile Seitenlage? "Ich weiß nicht mehr, wie die geht", gestehen alle ein. Also den Rettungsdienst herbeirufen. "Das ist schon mal gut", lobt Tim Feister, Leiter des Malteser Hilfsdienstes in Leverkusen.

Tatsache sei, dass der größte Teil der Leverkusener Bürger "eher nicht ausreichende Kenntnisse" in Erster Hilfe habe. Das sei zwar bedauerlich, aber es gebe, außer vor Führerscheinprüfungen, keine Verpflichtung zur Teilnahme an Rettungskursen. Bei vielen Bürgern liege das also weit zurück. "Sie nehmen sich zwar immer vor, ihre Kenntnisse aufzufrischen. Aber nur wenige setzten den Plan um." Allen anderen fehle es entsprechend an Kenntnissen. Das werde bei jedem zweiten Malteser-Einsatz deutlich.

"Wir haben es oft mit Leuten zu tun, die sich nicht auskennen", berichtet Feister. Umgekehrt bemerke man sofort, wenn kundige Ersthelfer aktiv waren. "Die ersten Minuten sind entscheidend. Wir brauchen sechs bis sieben Minuten bis zum Unfallort. Wenn nichts geschieht, sinkt die Überlebenschance bei Herz- Kreislaufstillstand pro Minute um zehn Prozent", verdeutlicht der Malteser-Chef.

Natürlich könne man von niemandem verlangen, jeden Handgriff perfekt zu beherrschen. Im Notfall reiche es aus, den Patienten auf die Seite zu drehen. Deutlich besser sei die "Stabile Seitenlage", um Atemwege frei zu halten und Ersticken zu verhindern.

"Nichts zu tun ist der größte Fehler", sagen Tim Feister und Sabine Grunwald, die beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) für die Erste-Hilfe-Ausbildung zuständig ist. Wer helfe, könne nichts falsch machen, selbst wenn die Hilfe nicht optimal sei.

Geschehe nichts, könne man hingegen wegen unterlassener Hilfeleistung zur Rechenschaft gezogen werden. "Es gab viele Fälle, in denen Menschen wegen unterlassener Hilfeleistung verklagt wurden, aber nicht einen, in denen jemand wegen nicht ausreichender Kenntnisse belangt worden wäre", berichtet Feister.

"Die Kenntnisse könnten natürlich immer besser sein. Aber die Leverkusener, die Erste Hilfe leisten, machen das sehr gut", beurteilt Grunwald die Erfahrungen der Bevölkerung im Umgang mit Notfällen. Sie bedauert, dass es immer noch viele Passanten gebe, die "mehr gucken, als dass sie helfen".

Das Beste, was Laien im Notfall tun könnten, sei die Notrufnummer 112 zu wählen. Dringender Rat außerdem: Ruhe bewahren. "Panik oder Unruhe hilft dem Betroffenen nicht weiter", sagt Grunwald.

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.malteser-leverkusen.de oder per E-Mail an: Erste-Hilfe-Ausbildung@drk-leverkusen.de

(gkf)
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