Leverkusen Schornstein-Sprengung: 17 Explosionen, ein Knall

Leverkusen · Experten des THW sprengten den Kornbrennerei-Schornstein.

Leverkusen: Bilder von der Sprengung an der Grunder Mühle
11 Bilder

Bilder von der Sprengung an der Grunder Mühle

11 Bilder
Foto: Miserius Uwe

Der rund 30 Meter hohe Schornstein der ehemaligen Kornbrennerei an der Grundermühle ist Geschichte. Schon Samstagmittag gegen 12.30 Uhr ging das Bauwerk darnieder. Experten des Technischen Hilfswerks vollzogen die Sprengung. Die Ortsgruppen rückten aus Düsseldorf und Wuppertal an.

17 Bohrlöcher wurden in den hohen Schornstein gesetzt. Diese enthielten je 30 Gramm Zivilsprengstoff. Rund 510 Gramm des explosiven Stoffs waren dementsprechend kurzzeitig zwischen den roten, leicht vermosten Backsteinen angebracht. Einen noch weit entfernt hörbaren Knall hatte es zwar auch gegeben, gewaltig war der jedoch nicht ausgefallen.

Die Anwohner verließen nur kurz die Häuser, brachten sich in Sicherheit. Dieser Kreis belief sich auf rund 120 Meter. "Normal sind 300 Meter, hier befinden wir uns allerdings in einem Waldgebiet", erklärte Rolf Sommer, der bereits seit den 1980er-Jahren eine Sprengberechtigung besitzt. So sei die Gefahrenlage nicht besonders dramatisch.

Die Stadt hatte die immer deutlichere Schräglage des Kamins bemerkt, gab grünes Licht für den jetzigen Abriss - und ersuchte Amtshilfe. Das THW übernahm, die Stadt sparte Kosten, hatte sie doch kein privat geführtes Unternehmen beauftragen müssen. 30 freiwillige Helfer rückten an - und sie alle schalteten vor Ort ihre Handys aus. Eine sehr wichtige Maßnahme. "Durch den Elektrosmog der Mobiltelefone können die Zünder beeinflusst werden", betonte der 61-Jährige. Diese Regel galt für gut 25 Meter rund um den Schornstein.

Der konnte ob seiner überschaubaren Größe mit der Fallschlitzmethode zu Boden gebracht werden. Der Kamin sackt also nicht in sich zusammen, er fällt vielmehr einfach wie ein Baum zur Seite. "55 Prozent des Umfangs werden hier weggesprengt", erklärte Sommer. Diese Sprengung sei in 17 verschiedene Zeitstufen aufgeteilt. In Millisekunden unterscheiden sich die Stufen, sind also für das menschliche Gehör nicht wahrzunehmen. Ebenso war keine Druckwelle spürbar.

Sind die Bohrlöcher in gewünschter Anzahl in das Bauwerk eingefügt, sei die Sprengung nicht mehr weit. Nach dem Verdämmen der Vorrichtungen, in welchen sich nun der Sprengstoff befinde, sei nur noch für Sicherheit zu sorgen - dann könne bereits auf "den Knopf gedrückt werden". Funk kam jedoch nicht zum Einsatz. Das Ganze verlief elektronisch mit Hilfe von Sprengkabeln, die an den Zündern angebracht waren.

Das THW ist die einzige Behörde in Deutschland, die die Berechtigung besitzt, Sprengungen durchzuführen. Sommer besitzt diese Lizenz. Und er erzählt, nach oben seien ihm keine Grenzen gesetzt. "Ich dürfte sogar ein großes Einkaufszentrum sprengen", berichtete er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort