Leverkusen Schüsse Steinbüchel: Waffe bleibt verschwunden

Leverkusen · Gut eine Woche nach den Schüssen auf einen 25-jährigen Mann in Steinbüchel hat die Polizei die Tatwaffe noch immer nicht gefunden. Das Opfer - unbestätigten Berichten zufolge aus dem Drogenmilieu - steht offenbar unter Polizeischutz.

 Bild von der Festnahme des 31-järigen Tatverdächtigen. Polizisten fixieren den Mann am Streifenwagen.

Bild von der Festnahme des 31-järigen Tatverdächtigen. Polizisten fixieren den Mann am Streifenwagen.

Foto: teleact Arbabha

Es waren zwei Schüsse in den Bauch, von denen einer knapp die Aorta verfehlte, mit denen am 27. Juli ein 31-Jähriger Mann offenbar versuchte, einen 25-Jährigen in Steinbüchel umzubringen.

Gut eine Woche nach der Bluttat, die im Drogenmilieu spielen soll, hat die Polizei die Schusswaffe noch immer nicht gefunden. Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gestern bestätigte, laufe die Suche zurzeit mit Hochdruck.

Es ist eine von wenigen Informationen, die in dem Fall überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen.

Zwar existieren Fotos sowohl von der Festnahme jenes dringend tatverdächtigen 31-jährigen Glatzkopfs , der von Polizisten mit Handschuhen an einem Streifenwagen fixiert wird. Auch wurden mehrfach Beamte eines Sondereinsatzkommandos in Steinbüchel gesichtet. Eíne Wohnung in einem Steinbücheler Mietshaus wurde über längere Zeit hinweg durchsucht.

 Spuren- oder Wertsicherung? Ein Mercedes wird beschlagnahmt.

Spuren- oder Wertsicherung? Ein Mercedes wird beschlagnahmt.

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Doch zu all dem schweigt die Polizei. Ulrich Bremer betonte gestern zwar zunächst ebenfalls, es gebe nach wie vor nichts zu vermelden. Dann erläuterte er jedoch den Grund für diese Zurückhaltung: "Wir sind in der Tat deutlich restriktiver als sonst, weil wir es mit einem äußerst komplexen Fall zu tun haben", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt.

 SEK-MItarbeiter sorgen in Steinbüchel für reichlich Gesprächsstoff.

SEK-MItarbeiter sorgen in Steinbüchel für reichlich Gesprächsstoff.

Foto: Teleact Arbabha (2), HOffmann (1)

Das bedeute nicht nur umfangreiche und komplizierte Vernehmungen und Spurenauswertungen: "Wir müssen auch versuchen, mögliche Verbindungen zu anderen Straftaten zu prüfen", berichtete Bremer weiter. Das gehe nicht von heute auf morgen.

Eine Beschlagnahme eines Autos, wie die von unserem Fotografen dokumentierte Abschleppung einer dunklen Mercedes-Limousine, könne beispielsweise der Spurensicherung dienen, allerdings auch der Sicherstellung des finanziellen Wertes, den das Auto besitzt - eine restriktive Informationspolitik, die in diesem Zusammenhang aber deutliche Unterstützung aus wissenschaftlichen Expertenkreisen erfährt.

Prof. Dr. Thomas Feltes ist Lehrstuhlinhaber für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Der Mitbegründer der Deutschen Hochschule für Polizei steht auf dem Standpunkt: "Auch in solchen Fällen muss die Presse zwar ihrer Aufgabe nachgehen können, aber das geht im Zweifel einen Tag später noch genauso gut."

Der mögliche Schaden für ein Ermittlungsverfahren - nämlich dass Kriminelle womöglich aus den Medien Details erfahren, die der Polizei bei ihrer Arbeit hätten nützen können, ist für Feltes vorrangig zu bewerten.

Wichtig sei allerdings, dass eine solche Nachrichtensperre nachvollziehbar kommuniziert werde und dass vor allem nicht mit zweierlei Maß gemessen werde, sagt er. "Wenn es eine Sperre gibt, muss die für alle gelten", fordert der bekannte Kriminologe im RP-Gespräch.

Eine Vorgehensweise, die auch eine Sprecherin der Kölner Polizeipressestelle gestern für sich in Anspruch nahm. "Dazu sagen wir nichts", lautete ihre Antwort auf die Frage, ob es stimmt, dass der 25-jährige Verletzte mittlerweile unter polizeilichem Personenschutz stehe.

Der Täter wiederum - soviel verriet Ulrich Bremer auf Nachfrage - ist nach wie vor in Untersuchungshaft und wird es vorerst wohl auch bleiben.

(RP)
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