Leverkusen Schützenbruderschaften sind jetzt Unesco-Weltkulturerbe

Leverkusen · Freude herrscht bei Bundesschützenmeister Emil Vogt aus Leverkusen und "seinen" 1300 Bruderschaften.

Grund zur Freude gibt es bei den 1300 Schützenbruderschaften mit ihren 400.000 Mitgliedern im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) - und vor allem auch bei ihrem Chef aus Leverkusen: Bundesschützenmeister Emil Vogt strahlte gestern. Denn nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer Zurückstellung ist das Schützenwesen in Deutschland nun doch von der Unesco-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen worden.

Die Unesco-Experten würdigen das Schützenwesen jetzt als "Ausdruck lokal aktiver Kulturpraxis mit lebendiger Traditionspflege, die stark in örtliche Sozial- und Kulturmilieus eingebunden ist." Es gebe im Schützenwesen unterschiedliche Formen der Jugendarbeit und eine aktive Pflege regionaler und europäischer Verbindungen. Auch die Verpflichtung gegenüber sozialem Engagement und ziviler Kultur im Umgang mit Waffentechnik und Waffengebrauch sowie den integrativen Charakter hebt die Unesco-Kommission positiv hervor.

Charles-Louis Prinz von Merode, der Präsident der Europäischen Schützenbruderschaften, und Generalsekretär Peter-Olaf Hoffmann sagten gestern: "Wir sind überglücklich. Das Prozedere der Anerkennung hat sich aus verschiedenen Gründen über einen längeren Zeitraum hingezogen. Deshalb sind wir jetzt umso glücklicher, dass die Kommission unserem Antrag gefolgt ist und das Schützenwesen in Deutschland als Kulturerbe unseres Landes anerkannt hat. Dies ist Ausdruck der Wertschätzung für all die Schützenschwestern und Schützenbrüder, die vor Ort dazu beitragen, auch in schwierigen Zeiten ein Zeichen für Gemeinschaft zu setzen." Prinz Merode hofft nun, dass die Schützen mit der Anerkennung in Deutschland auch der europäischen Anerkennung einen wichtigen Schritt näher gekommen seien.

Emil Vogt erhofft sich von der Unnesco-Anerkennung auch eine höhere Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements. "Wir sind mit der Anerkennung einen gewaltigen Schritt weiter gekommen", freut sich Vogt und blickt in die Zukunft.

Es gebe Kontakte zum Bonner Haus der Geschichte, wo sich die Bruderschaften einem großen Publikum in einer eigenen Ausstellung bekannt machen könnten. "Da können wir dann auch erneut Position beziehen und im gesellschaftlich-politischen Zusammenhang zeigen, welchen Wandel wir vollzogen haben", sagt der Bundesschützenmeister.

Gerade angesichts der vergangenen öffentlichen Diskussionen über schwule oder muslimische Schützenkönige und zuletzt sogar das Ansinnen von Pegida nahestehenden Kreisen, die Schützen für sich einzuvernehmen, ist Vogt besonders froh über das Einlenken der Unesco-Kommission. Denn die Schützen mussten sich auch gegen politische Unterstellungen aus Unesco-Kreisen zur Wehr setzen und darauf hinweisen, dass sie zur NS-Zeit verboten worden waren.

(RP)
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