Leverkusen Schwarzafrikaner darf Schützenkönig werden

Leverkusen · Beim Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Leverkusen dreht sich noch alles um den muslimischen Schützenkönig aus Werl. Und schon möchte ein Afrikaner Schützenkönig werden.

 BHDS-Geschäftsführer Ralf Heinrichs mit dem ersten schwarzen Schützernkönig-Anwärter Dr. Raoul Cheuteu aus Kamerun.

BHDS-Geschäftsführer Ralf Heinrichs mit dem ersten schwarzen Schützernkönig-Anwärter Dr. Raoul Cheuteu aus Kamerun.

Foto: Detlef Ilgner

Von politischer Korrektheit hält der schwarzafrikanische Schützenbruder Dr. Raoul Cheuteu nur wenig. Seine Bruderschaft hat ihm eine Ehrenplakette mit der Aufschrift "dem ersten Neger im Schützenzug" geschenkt. Und die hängt zu Hause bei ihm in Kameruns Hauptstadt Yaoundé gut sichtbar im Wohnzimmer. Er nimmt es mit Humor.

Nun schickt sich der 44-jährige Augenarzt aus Kamerun an, im nächsten Jahr im niederrheinischen Korschenbroich möglichst den Vogel abzuschießen und damit der erste schwarze Schützenkönig im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) zu werden. Und ganz anders als bei dem derzeit vieldiskutierten muslimischen Schützenkönig im westfälischen Werl, da hätte die BHDS-Zentrale in Leverkusen-Opladen mit diesem Kandidaten aus Afrika überhaupt keine Probleme.

Denn BHDS-Geschäftsführer Ralf Heinrichs weiß ganz genau: Raoul Cheuteu ist Katholik, hat katholisch geheiratet, eine katholisch getaufte Tochter und ist damit mehr als satzungskonform gemäß der Grundsätze des BHDS. Heinrichs und Cheuteu feiern nicht nur gemeinsam alljährlich Pfingsten mit allen bruderschaftlichen Aktivitäten von der Hl. Messe bis zum Umtrunk im Festzelt. Sie sind auch Vereinskameraden in der Augenhilfe Afrika, die Operationen gegen Blindheit in den Ländern südlich der Sahara finanziert und den Leichlingern bereits bei Benefizveranstaltungen vorgestellt wurde.

Für Toleranz und Integration, zugleich aber auch für Loyalität zu den katholischen Grundwerten setzt sich der Leverkusener Stadtdechant Hans-Peter Teller ein. Er hat sich zwar dafür ausgesprochen, den muslimischen Schützenkönig in seinem Amt zu belassen, da er bereits lange Zeit zuvor in seine Bruderschaft integriert war. Teller sagt aber auch: "Bei einem SPD-Geschäftsführer wäre es auch nicht möglich, dass er CDU-Mitglied ist."

In Leverkusen hatte der BHDS jetzt zu dem Fall des muslimischen Schützenkönigs erklärt: "Auch als Christen und Schützenbrüder dürfen und werden wir an unserem Recht auf positive Religionsfreiheit festhalten. Dieses Recht steht christlichen Schützenbrüdern ebenso zu, wie unseren muslimischen, jüdischen oder buddhistischen Mitbürgern. Dies bedeutet für uns das Recht auf christliche Identität, wie jedem Bundesbürger das Recht auf positive Religionsfreiheit zusteht."

In der Konsequenz würde der katholische Kameruner als vollgültiges Bruderschaftsmitglied dann auch beim Bezirkskönigsschießen antreten können, sollte er dies wollen. Denn erst bei der Eintragung zum Bezirkskönigsschießen war in Werl aufgefallen, dass der seit vielen Jahren absolut integrierte Bruderschaftler Mithat Gedik Moslem und eben kein Christ ist.

Der Umgang allerdings mit dieser "Entdeckung" dürfte in Westfalen ein ganz anderer sein, als es im Rheinland der Fall wäre. Darauf hatte auch Dechant Teller bereits hingewiesen: "Im Rheinland hätte man mal mit dem Bruder gesprochen und nicht alles gleich an die große Glocke gehängt." Und schließlich ist auch der afrikanische Schützenbruder in gewisser Weise ein echter Rheinländer. Er versteht zu feiern, ist aber auch zur Frühmesse und zur Parade allzeit zur Stelle.

(RP)
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