Leverkusen Schweres Flugzeugunglück - nur zur Übung

Leverkusen · Feuerwehren und Hilfsorganisationen übten am Samstag den Notfalleinsatz in einem groß angelegten Szenario am Kölner Flughafen.

Oktober 2014: Rettungskräfte trainieren in Köln für den Ernstfall
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Oktober 2014: Rettungskräfte trainieren in Köln für den Ernstfall

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Der 13-jährige Luis aus Haan war am Samstagmorgen dem Tod so nah wie nie zuvor. Er saß in dem Propellerflugzeug, das im dichten Nebel die Landebahn 24 am Flughafen Köln-Bonn verfehlte und in einer Böschung in Brand geriet. Durch den Unfall trug der Junge eine offene Oberschenkelfraktur davon, in seinem Bauch klaffte ein Loch - so zumindest stand es auf einem Schild um seinen Hals.

Quicklebendig aber gab das Mitglied der Jugendfeuerwehr Haan nach der Katastrophe Interviews. Denn Luis war glücklicherweise nur Statist bei einer großangelegten Notfallübung mit Rettungskräften der Flughafen- und der Bundeswehr-Feuerwehr, der Berufsfeuerwehr der Stadt Köln, der Polizei und zahlreicher Hilfsorganisationen.

"Wir haben in den letzten zwei Jahren das Alarmierungskonzept bei Notfällen neu abgestimmt. Das hier ist die Generalprobe, ob die Alarmierungswege und Abläufe richtig funktionieren", erläuterte Lars Drewes, Leiter der Flughafen-Feuerwehr. Zudem schreibt die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) für Verkehrsflughäfen alle zwei Jahre eine große Notfallübung vor.

Das gestellte Szenario hielt deshalb viele Herausforderungen bereit: 50 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder mussten geborgen werden. Da fiktiv bei dem Unfall Treibstoff ausgetreten war und sich an den heißen Triebwerksteilen entzündete, brannte es. Das Feuer wurde mit Bengalos simuliert. "Passierte so ein Unglück tatsächlich, würde der Flughafen sofort gesperrt. Für heute haben wir alle an- und abfliegenden Flugzeuge informiert, damit sie durch den Übungsbrand nicht irritiert werden", sagte Flughafenfeuerwehr-Abteilungsleiter Michael Wehle.

Für die Retter kam erschwerend dazu, dass die Cockpit-Crew beim Aufprall so schwer verletzt wurde, dass sie die Passagiere nicht evakuieren konnte. Die Feuerwehrleute mussten selbst in die enge, rauchgefüllte Kabine und die Menschen bergen.

Einmal draußen, ging es darum, Verletzungsmuster zu erkennen, deren Schweregrad richtig einzuschätzen und den Opfern dementsprechend vor Ort in Notversorgungszelten zu helfen oder sie schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringen zu lassen.

Dass das augenscheinlich gut funktionierte und die Retter aufeinander abgestimmt waren, bestätigte am Samstag Robert Fröhlich von der Flugsicherheit der Bundeswehr. "Wir beobachten die Koordination zwischen den zivilen und den militärischen Kräften. Das neue Konzept funktioniert", urteilte Fröhlich.

Warum das Ganze nicht nur ein Unfall-, sondern im Zweifelsfall auch ein Tatort und deshalb die Polizei zur Stelle war, erklärte Stefan Werner. "Wir sperren das Gelände ab und halten die Rettungswege frei. Im Realfall prüfen wir auch, ob es einen Strafermittlungsansatz gibt. Schließlich sind 54 Menschen zu Schaden gekommen, das könnte Körperverletzung oder fahrlässige Tötung sein."

In den nächsten Tagen werden sich die Beteiligten zusammensetzen und alle Abläufe und Ereignisse ausführlich auswerten, um sie im Zweifelsfall noch zu verbessern. Luis aber ist am Mittag wieder nach Hause gefahren - unverletzt und mit der festen Absicht, Retter bei der freiwilligen Feuerwehr zu werden, wenn er älter ist.

(inbo)
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