Leverkusen Selbstzweifel, Stress und Schwäche als zündende Tanztheater- Zutaten

Leverkusen · Die Meinungen der Zuschauer gingen weit auseinander. "Es war so persönlich", lobte eine Frau die Leistungen der sechs jungen Frauen, die am Samstag auf der Forum-Studiobühne das neue Stück des Tanztheaters der Jugendkunstgruppen präsentierten. "Die Choreographie war toll", war eine Frau über die Arbeit von Regisseurin Monika Piechowicz begeistert. "Dafür fehlte mir das Verständnis", bekannte dagegen eine Dritte nach der Vorstellung.

 Schwäche oder Defizit standen anfangs im Vordergrund - dann wurden die Botschaften zusehends positiver.

Schwäche oder Defizit standen anfangs im Vordergrund - dann wurden die Botschaften zusehends positiver.

Foto: uwe miserius

In der Kollage aus Text, Tanz, Video und Bild drehte sich alles um die Fragen "Error - wir können nur Defizite produzieren ... oder?" Und was steckt dahinter? Besorgnis? Teilnahme? Anklage? Vorwurf?

Seit Kursbeginn hatte sich das junge Ensemble um Kursleiterin Monika Piechowicz mit dem Thema beschäftigt, das ihnen und vielen anderen Gleichaltrigen unter den Nägeln brannte: Nagende Selbstzweifel, Stress, Schwächen. Jugendliche sind oft unsicher, ob sie alles schaffen. Ihnen fehlt das Vertrauen in eigene Potentiale oder denken, sie hätten keine Ressourcen, die nützlich sind für sich und die Gesellschaft.

Wie in einer Lehrstunde für Psychoanalyse haben sich die Tänzerinnen Désiré Ahrendt, Elena Gorki, Michéle Pfeiffer, Jana Weinberger, Salomé Razaq sowie Alena Zimmermann auf den Weg gemacht und sich den Fragen der Leistungsbemessung, der Stressauslöser und dem Umgang damit gestellt. Und die Akteurinnen zwischen 13 und 21 Jahre aus Leverkusen und Köln haben sich innerhalb von 75 Minuten geöffnet und gleichsam einen Blick in ihr Inneres gewährt.

Die Entwicklung vom zweifelnden zum selbstbewussten jungen Menschen ließ sich gut verfolgen: Standen am Anfang noch Themen wie Schwäche oder Defizit im Vordergrund, so änderte sich das zunehmend - überwiegend unterlegt durch elektronische Tanzmusik oder Techno, etwa von Anders Trentemøller oder Paul Kalkbrenner.

Schließlich brachten es die Tänzerinnen des Tanztheaters auf den Punkt: Sei du selbst und dir bewusst, wer du bist mit all deinen Fähigkeiten und auch Zweifeln.

Laut und deutlich sagten sie da, was sie an sich mögen, gut finden und für besonders wertvoll erachten. Da kamen Sätze wie: "Ich mag meine Hilfsbereitschaft" oder "Ich mag meine Offenheit und Kritikfähigkeit."

Und sie fragten ins Publikum: "Bist du mit dir zufrieden?" Auf diese Frage antwortete Monika Piechowicz nach der Vorstellung: "Ich bin zufrieden, wenn die Mädels zufrieden sind."

(gkf)
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