Leverkusen Gericht hört nach Serieneinbruch Geschädigte an

Leverkusen · Wer bisher das Glück hatte, dass bei ihm noch nicht eingebrochen wurde, kennt zumindest jemanden, der Opfer eines Wohnungseinbruchs wurde. Die Furcht, erstmals oder erneut Opfer zu werden, ist real. Nirgends wird dies deutlicher als bei Geschädigten, die vor Gericht als Zeugen schildern, was ihnen widerfahren ist.

Gleich sechs Opfer saßen gestern nur wenige Meter von dem Mann im Kölner Landgericht entfernt, der in ihr Haus oder ihre Wohnung zwischen März 2015 bis Juli 2016 eingedrungen sein soll. Dort wird derzeit die Einbruchsserie eines 50-jährigen Mannes verhandelt.

Dabei fällt auf, dass die präventiven Hinweise der Kriminalpolizei, wie man sein privates Umfeld besser schützen sollte, hilfreich sind. Denn durchweg haben die Opfer anschließend ihr Zuhause in Sachen Einbruchsschutz "aufgerüstet". Zuvor waren dort Geld, Schmuck und andere Gegenstände verschwunden. In den meisten Fällen werden materielle Schäden zwar von der Hausratversicherung ausgeglichen. Aber Erbstücke, die mit Erinnerungen verbunden sind, lassen sich nicht ersetzen. Das war etwa bei einem 75-Jährigen der Fall, dessen Schwiegermutter kurz zuvor gestorben war, und von der eine Schmuckkassette stammt. Gesamtschaden samt weiterer Wertgegenstände: rund 45.000 Euro. Erstattet hat die Versicherung 20.000 Euro. Zwar könnte der Geschädigte nach einer strafrechtlichen Verurteilung des Einbrechers versuchen, den Rest bei diesem zivilrechtlich geltend zu machen.

Doch das wird sich nicht lohnen, denn bei dem Angeklagten gibt's nichts zu holen. Und die Diebesbeute selbst ist längst verhökert. In besagtem Fall war das Opfer zum Zeitpunkt des Einbruchs in den USA. Ein anderer Zeuge (39) berichtete, dass er von einer ambulanten Operation heim kam und die aufgebrochene Wohnung sah.

Fast alle Zeugen berichteten von den Ängsten, dass jemand Fremdes in ihrem Hause war. Eine Frau konnte erst nach drei Nächten wieder im eigenen Bett schlafen. Vom schlechteren und unruhigeren Schlaf berichteten fast alle. "Ich bin inzwischen auch viel aufmerksamer", erzählte eine 72-Jährige.

Erstaunlich ist, wie viel Bargeld sich in mancher Schublade befindet. So verwahrte ein Selbstständiger seine Kasse mit 17.800 Euro daheim. Inzwischen habe er sich ein Schließfach bei der Bank besorgt, sagte er aus. Der Prozess wird heute fortgesetzt.

(sg-)
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