Leverkusen Sicherheit im Zoch wird immer teurer

Leverkusen · Jährlich verschärfen sich die Auflagen für Karnevalszüge, immer mehr externe Ordner werden gebraucht. Das können einige Leverkusener Vereine bald finanziell und organisatorisch nicht mehr stemmen.

 Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt sicherten bewaffnete Polizisten den Schlebuscher Karnevalszug im vergangenen Jahr.

Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt sicherten bewaffnete Polizisten den Schlebuscher Karnevalszug im vergangenen Jahr.

Foto: Miserius Uwe

Die Vorbereitungen für die verschiedenen Karnevalszüge in Leverkusen laufen auf Hochtouren. Und schon seit einigen Jahren müssen sich die Verantwortlichen die Frage stellen, wie sie die steigenden Auflagen und die damit verbundenen Kosten stemmen.

"Im vergangenen Jahr sind die Vorkehrungen massiv verschärft worden", sagt Hans-Peter Teitscheid, seit vier Jahren Vorsitzender der KG Grün-Weiß Schlebusch. Der Verein organisiert im 31. Jahr den Schlebuscher Schull- un Veedelszoch. Es gebe entlang des rund drei Kilometer langen Zugweges 25 Sperrstellen, die von Polizei und Stadt vorgeschrieben seien.

 Die Sicherheitsauflagen für die närrischen Umzüge in Leverkusen steigen von Jahr zu Jahr.

Die Sicherheitsauflagen für die närrischen Umzüge in Leverkusen steigen von Jahr zu Jahr.

Foto: UM

"90 Ordner müssen wir stellen", zählt Teitscheid auf. Die meisten von ihnen seien bezahlte Kräfte, weil der Verein so viele eigene Leute nicht habe. 20.000 Euro koste die KG der Zug jedes Jahr.

"Wir müssen das Jahr über sehr viele Aktivitäten durchführen, um dieses Geld einzuspielen", sagt der Vereinschef. Doch das Geld ist nur das eine. "Der Karneval wird immer mehr zu einem Risiko", betont Teitscheid und ergänzt: "Als Vorstand steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis."

Auch in Opladen müssen dieses Mal mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden als im Vorjahr. Die Zahl steigt von 60 auf 65 Personen, wie Zugleiter Manfred Luxem berichtet. Das liege unter anderem daran, dass erstmals auch der Spielplatz an der Aloysius-Kapelle abgesperrt werden müsste, weil es dort wohl im vergangenen Jahr "ein bisschen viel Zoff" gegeben habe, wie der Zugleiter berichtet. Der macht den Job am kommenden Rosenmontag wohl zum letzten Mal.

"Ich habe das bei den Opladener Vereinen schon vor zwei Jahren angekündigt, dass ich aufhören will", sagt der 69-Jährige. Doch bisher hat sich noch kein Nachfolger gefunden, dem er seine Erfahrungen hätte weitergeben können.

Als Luxem die Aufgabe vor 26 Jahren übernommen hat, sprang er auch ins kalte Wasser. Allerdings waren die Voraussetzungen auch andere. "Damals bin ich mit einem Vertreter der Polizei und einem des Ordnungsamtes den Zugweg abgegangen - und das war es an Vorbereitung. Heute brauchen Sie dafür drei Organisationssitzungen", erzählt Luxem.

"Seit Duisburg ist alles anders", erinnert sich der Zugleiter. Die Auflagen werden jedes Jahr mehr und auch die Kosten steigen immer weiter. Ähnlich wie in Schlebusch müssen auch die Sicherheitskräfte für Opladen vollständig eingekauft werden.

"Wir sind nicht in der Lage, das personell selbst zu stemmen, zumal die Mitglieder ja auch alle in die Jahre kommen", gibt er zu bedenken. Alles in allem muss der Verein Gelder im fünfstelligen Bereich aufbringen, fast alles aus Spenden. "Wenn die mal wegfallen sollten, funktioniert das sowieso nicht mehr", sagt der 69-Jährige.

Allerdings zeigt er für die Auflagen auch Verständnis: "Die Leute in der örtlichen Ordnungsbehörde geben ja auch nur weiter, was ihnen die Bezirksregierung vorschreibt." Aber er spricht auch ganz deutlich aus, was mancher Verantwortliche denkt: "Irgendwann kommen wir an einer Grenze an, wo das finanziell und organisatorisch nicht mehr leistbar ist."

An dem Opladener Rosenmontagszug nahmen in der Vergangenheit durchschnittlich 1800 Jecke teil, darunter auch mehrere Kindertagesstätten und Schulen. "In diesem Jahr hat sich aber noch keine einzige Kita angemeldet", sagt Manfred Luxem bedauernd. Immerhin sei aber die Schule Herzogstraße wieder mit dabei.

(RP)
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