Leverkusen Siebels Sehnsucht nach Frieden

Leverkusen · In der Christuskirche wird am Sonntag eine Schau eröffnet, die sich mit dem Umgang der Religionen untereinander auseinandersetzt. Zu sehen sind unter anderem Bildserien von ihrer intensiv erlebten Zeit in Israel.

 Ulrike Siebel hat drei weiße Gewänder mit den Zeichen für Islam, Juden- und Christentum versehen.

Ulrike Siebel hat drei weiße Gewänder mit den Zeichen für Islam, Juden- und Christentum versehen.

Foto: Uwe Miserius

Aus ihrer tiefen "Sehnsucht nach Frieden" entstanden Bilder, die Ulrike Siebel bis zur Sommerpause in der evangelischen Christuskirche zeigt. Ihr ist klar, dass es wohl ein unerfüllter Wunsch bleibt. Aber nur, wenn man sich ernsthaft damit beschäftigt, wenn man offen auf seine Mitmenschen zugeht, kann sich überhaupt etwas in diese Richtung entwickeln, ist sie überzeugt. "Kunst ist für mich Kommunikation", sagt Siebel. Bei der Betrachtung ihrer Arbeiten kommt unweigerlich eine Diskussion auf - mit der Künstlerin und zwischen den Betrachtern.

Beispielsweise vor der schwebenden Installation. Drei weiße Gewänder hat sie mit den Zeichen für Islam, Juden- und Christentum versehen. Sie drehen sich um- und nebeneinander, berühren sich manchmal und wenden sich voneinander ab. Ulrike Siebel lässt bewusst viel Freiraum bei der Deutung ihrer Werke, denn sie will nicht in erster Linie mitteilen, sondern zur eigenen Besinnung anregen. Grundlegend sind für sie die Grundsätze zum Weltethos, die Hans Küng formulierte: "Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen."

Siebel suchte im Koran nach Entsprechungen der biblischen zehn Gebote und stellte beides in künstlerischer Umsetzung nebeneinander. Da geht es um Sensibilität und Verletzlichkeit, was die Künstlerin gerne am Beispiel der Haut deutlich macht. Die sei Antenne für die Befindlichkeit. Sie sondert Schweißperlen ab, zeigt Frösteln und Unbehagen durch Gänsehaut, reagiert blass, geschwollen oder mit Ausschlag bei Krankheit. Wenn sie zeigen will, dass etwas "unter die Haut geht" benutzt sie dünne und transparente Papiere, die sie mit zarten Drähten befestigt, so dass sie vor der Wand schweben.

Sieben Wochen hat die Künstlerin in Israel gearbeitet und dabei die Alltagssituation von Familien erlebt, die sich mit der unsicheren Situation im Land arrangieren mussten. Daraus entstanden Bildserien, in die sie zum Teil Fotos von orthodoxen Juden einarbeitete. Wie Erlebtes in der Erinnerung ein wenig verschwimmt, so erscheint auch die Serie, die sie komplett mit Wachs überzog und auf diese Weise in die Ferne rückte. Sie wanderte durch die Negev-Wüste und übersetzte die besondere Atmosphäre der Weite und Offenheit in großformatige Landschaftsbilder, die jetzt im Altarraum hängen. Gemalt sind sie mit Ei-Tempera, die Siebel selbst anmischte und verschiedene Erden einrührte, die sie im Koffer von der Israel-Reise mitgebracht hat. Am Flughafen habe man die Tütchen misstrauisch und sehr genau untersucht, aber schließlich durfte sie wieder einpacken.

"Sehnsucht nach Frieden" wird am Sonntag, 5. Juni, in der Christuskirche, Dönhoffstraße 2, um 10 Uhr im Gottesdienst eröffnet und bleibt dort bis 17. Juli, Mi-Fr 15 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr zu sehen.

(mkl)
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