Leverkusen Skandal-Baustelle Bruchhauser Straße

Leverkusen · Fäkalien im Keller, wochenlange Telefonausfälle, Schäden an Gebäuden: Die Anwohner der Bruchhauser Straße haben viel erduldet. Jetzt läuft der Streit um Schadensersatz. Der politisch besetzte TBL-Verwaltungsrat beriet gestern zu Lage.

 Sieht marode aus, ist sie wohl auch: die Telekom-Leitung der Bruchhauser Straße. Anwohner Bernd Luts, der viel zu Hause arbeitet, hatte während der fast einjährigen Bauzeit neun Telefon- und Internetausfälle. Nachbarn mussten bis zu 17 Wochen ohne Telefonverbindung auskommen, sagte Luts.

Sieht marode aus, ist sie wohl auch: die Telekom-Leitung der Bruchhauser Straße. Anwohner Bernd Luts, der viel zu Hause arbeitet, hatte während der fast einjährigen Bauzeit neun Telefon- und Internetausfälle. Nachbarn mussten bis zu 17 Wochen ohne Telefonverbindung auskommen, sagte Luts.

Foto: privat (Archiv)

Anwohner Bernd Luts konnte es in der Sitzung des TBL-Verwaltungsrates gestern nicht fassen. Fast 1,5 Jahre hat der Verkaufsdirektor die Auswirkungen der Kanalbaustelle Bruchhauser Straße erdulden müssen. Er kämpfte mit Telefonausfällen. Mit erdbebenhaften Erschütterungen, die ein schwerer Rüttler beim Verdichten des Straßenuntergrundes verursachte: "Bei uns im Haus sind Stühle und Gläser gewandert, so stark waren die Vibrationen", sagte Luts. An seinem Haus und an der Garage entstanden Schäden, die er auf die Baustellenarbeiten zurückführt. Und dann stand gestern in dem TBL-Beratungspapier dieser Gutachtersatz: "Teilweise wurden Vorschäden als Neuschäden angegeben." Juristen würden daraus auch lesen: Bernd Luts hat Versicherungsbetrug versucht. "Eine absolute Frechheit", sagte er, der auch langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Schlebusch ist.

Anlass für den massiven Ärger sind die Kanalarbeiten vom Juni 2013 bis August 2014. Altersbedingt wurde der Schmutzwasserkanal ausgetauscht, der zu kleine Regenwasserkanal durch einen größeren ersetzt. Luts wies vorher noch auf die schwache Telefonleitung hin, die TBL informierten die Telekom, doch da sah man keinen Erneuerungsbedarf. Während der Bauzeit musste das Kabel immer wieder geflickt werden. Inzwischen droht weiterer Ärger: NetCologne habe eine Glasfaserleitung verlegt, sagte Luts, wahrscheinlich werde die Telekom jetzt die neue, gut gelungene Straße aufreißen, um das Kabel anzuschließen. Vor den Kanalarbeiten wurden auf Kosten der TBL 59 Grundstücke begutachtet - als freiwillige Beweissicherung. Streng nach Vorschrift wäre dies Sache der Hauseigentümer. In dem Beratungspapier führt die TBL-Spitze jetzt die Beschwerden von sechs Anliegern auf, die Schäden an ihren insgesamt neun Gebäuden reklamieren. Es geht um Haarrisse im Putz, um gelöste Tapetenstöße, Glasschäden an einem Wintergarten und knackendes Laminat. Der Gutachter testiert für all diese Schäden: keine Haftung durch die TBL oder die Baufirma. Aber: Die Undichtigkeit an der Garage von Luts könnten durch den Rüttler entstanden sein, sicher ist dies nicht. "Ich werde dafür kämpfen, dass die Schäden an meinem Haus auf Kosten der TBL oder der Baufirma bezahlt werden", betonte Luts, als er gestern vor den Politikern den Sachverhalt schildern durfte.

Ganz krass erscheint dieser Fall: Karfreitag dieses Jahres war der Schmutzwasserkanal so verstopft, dass Abwasser in mehrere Häuser eindrang, teilweise durch den Abfluss der Waschmaschine. "Da wurde uns dann gesagt: Zwei Mal Kochwäsche und der Schmutz ist wieder rausgewaschen", kritisierte Luts.

Das fäkalienreiche Wasser staute sich allerdings nur, weil große Asphaltbrocken im neuen Kanal lagen. Die TBL-Leute holten sie an Karfreitag raus. Bemerkenswert daran: Anwohner Luts hatte diese Brocken schon einige Zeit vorher entdeckt und den Bauleiter der Baufirma darauf hingewiesen. "Machen Sie sich keine Sorgen, die werden weggespült, hat der zu mir noch gesagt", berichtete Luts, "das kann ich beeiden."

Trotzdem sollen die Anwohner, deren Keller betroffen waren, die Schäden selbst bezahlen. Die TBL verweisen auf die Satzung, nach der jedes Haus mit einer Rückstausicherung versehen sein muss. Zuständig sei aber ohnehin die Baufirma, deren Versicherung hat die Regulierung längst abgelehnt: "Die Sache mit den Asphaltbrocken ist leichtfertig gewesen und eine Unverschämtheit", kommentierte TBL-Leiter Wolfgang Herwig. Zwei Anwohner wehren sich mit Anwälten. "Es werden sich noch sehr viele Nachbarn Anwälte und Gutachter nehmen", versicherte Luts gestern, der ein Beschwerdemanagement bei den TBL vermisst. Diese Kritik nahmen die Politiker und Vorsitzender Frank Stein auf und beauftragten den TBL-Chef, ein Konzept für eine Beschwerdestelle bei den TBL auszuarbeiten. Luts blieb sehr verärgert: "Die TBL hält sich aus allem raus." TBL-Chef Herwig hielt dagegen: Beschwerden würden an die Projektleiter gegeben, die diese eigenverantwortlich bearbeiteten. Dennoch gilt die Bruchhauser Baustelle als die Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen.

(RP)
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