Leverkusen So hält die Leverkusener Polizei sich fit

Leverkusen · 66 Sportkurse und Angebote sind neu geschaffen worden – auch unmittelbar im Wachgebäude der Polizei Leverkusen wird jetzt trainiert.

 Die Polizeitrainerinnen bieten ein speziell auf die persönlichen Anforderungen jedes Einzelnen angefertigtes Förderprogramm an.

Die Polizeitrainerinnen bieten ein speziell auf die persönlichen Anforderungen jedes Einzelnen angefertigtes Förderprogramm an.

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

66 Sportkurse und Angebote sind neu geschaffen worden — auch unmittelbar im Wachgebäude der Polizei Leverkusen wird jetzt trainiert.

 Von dem tollen Sportraum mit guter Ausrüstung schwärmen fast alle Polizeikollegen.

Von dem tollen Sportraum mit guter Ausrüstung schwärmen fast alle Polizeikollegen.

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Acht Stunden Schichtdienst, zu Fuß flüchtenden Personen hinterher sprinten und immer wieder lange Streifenfahrten im Auto absolvieren — all das sind charakteristische Merkmale des Polizeidienstes. Für die Bürger ist es schlicht Normalität, ihre Polizei so im Alltag oder Krimis zu sehen.

 45 Sekunden pro Station, 15 Sekunden Pause, vier Durchgänge – so läuft das Zirkeltraining.

45 Sekunden pro Station, 15 Sekunden Pause, vier Durchgänge – so läuft das Zirkeltraining.

Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Für die Beamten in Leverkusen bedeutet dies vor allen Dingen jedoch psychischen und physischen Stress. Obwohl es in Nordrhein-Westfalen und im Rest der Republik Polizeisportangebote gab und immer noch gibt, waren spezielle Sportprogramme, die auf den Polizeidienst und auf dessen körperliche Anstrengungen zugeschnitten sind, nie zu finden.

2010 kam Polizeihauptkommissar (PHK) Bodo Glomb (51) von Berlin ins Polizeipräsidium nach Köln, mit der Aufgabe, ein auf die Polizeibeamte zugeschnittenes Sportprogramm zu entwickeln. Der ehemalige Ausbilder eines Sondereinsatz-Kommandos (SEK) verschaffte sich zunächst ein Bild der aktuellen Angebotslage bei der Polizei.

Hierbei stelle er schnell fest, dass zwar Fußball oder Schwimmen möglich war, auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen der Kollegen aber keineswegs eingegangen wurde. "Der Dienstsport lag im Argen. Meine Idee war, ein Netzwerk von Sportkursen und Sportangeboten von A bis Z zu schaffen, die auch gut frequentiert werden", erklärt Glomb.

So machte er sich an die Arbeit und baute sein Sportnetzwerk auf, initiierte, dass Polizisten sich zu Polizeisporttrainern ausbilden können — und es wurden Kooperationen mit Vereinen, Fitnessstudios und Schwimmbädern ins Leben gerufen. Bis heute sind es 66 Sportkurse und Angebote, die auf diese Art neu geschaffen wurden.

Für Glomb war es wichtig, dass jeder Kurs durch einen Kursleiter ein Gesicht bekommt und somit eine Art Wiedererkennung beim jeweiligen Angebot geschaffen wird.

Ein Kurs findet nun auch regelmäßig in der Polizeiinspektion Wiesdorf in der Heymannstraße statt. Die Polizeisporttrainerinnen Jana Pollner (30, Polizeioberkommissarin) und Yvonne Bäcker (35, Polizeihauptkommissarin) leiten die wöchentlichen Kurse. Im Wechsel werden Aerobic und Zirkeltraining angeboten.

Damit man von etwas authentisch berichten kann, sollte man es selbst erlebt haben. Eine Teilnahme beim Zirkeltraining war dazu gedacht, dem Beobachter — Verzeihung, Mittrainierenden — von den Angeboten und deren Wirkung ein Bild zu vermitteln. Mit knapp zwölf Beamten gab es zu Beginn des Trainings eine Einweisung in alle zehn Stationen, an denen trainiert wird. Nach einer knackigen Aufwämphase ging es dann an die Stationen. 45 Sekunden pro Station, 15 Sekunden Pause, vier Durchgänge. Das Ganze dauerte knapp eineinviertel Stunden. Von Bein- über Po- bis Schultertraining war alles mit dabei.

Da kommt man schon ganz schön ins Schwitzen. Es kommt einem alles sehr professionell vor: toller Sportraum mit guter Ausrüstung, die Teilnehmer werden bei Fehlern kompetent korrigiert, und auch eine sogenannte Cool-Down-Phase (Abwärmen und Dehnen) ist integriert.

"Die Kurse sind immer gut besucht und das Feedback von den Teilnehmern ist positiv", sagt Polizeioberkommissarin Jana Pollner. Ihre Kollegin Bäcker fügt hinzu: "Die meisten, die einmal hier waren, kommen auch noch ein zweites und drittes Mal". Wie wichtig die Kurse sind, wissen nicht nur die beiden Polizeisportrainerinnen aus Leverkusen, sondern mittlerweile auch die Leverkusener Beamten. Denn seit dem 18. Juni 2013 muss jeder Beamte einmal jährlich einen sportlichen Leistungstest im Laufen und Schwimmen absolvieren, lediglich für die Beamten, die das 55. Lebensjahr überschritten haben, sind die Leitungstests freiwillig.

Für die Abnahmen organisieren Pollner und Bäcker sogenannte Polizeisporttage in Leverkusen, an denen dann die Kollegen ihre Tests absolvieren können. Aber auch Einzelabnahmen sind möglich, dann wird allerdings das Deutsche Sportabzeichen abgenommen, welches als Ersatznachweis dient. "Viele Kollegen hatten am Anfang großen Respekt vor den Tests und empfanden sie als zusätzlichen Druck. Doch als sie gemerkt haben, wie gut ihnen der Sport tut und dass sich jemand vor Ort um sie kümmert, schlug die anfängliche Skepsis in Wohlwollen um", resümiert Glomb.

Wer die Abnahmen nicht auf Anhieb schafft, bekommt von den beiden Polizeitrainerinnen ein speziell auf die persönlichen Anforderungen angefertigtes Förderprogramm. Das beinhaltet u.a., dass man während der Dienstzeit die Möglichkeit bekommt, mehr Sport zu treiben. Die Trainerinnen kümmern sich um die jeweiligen Beamten in dem Förderprogramm, so dass die Motivation hochgehalten wird, um beim nächsten Mal die Abnahme zu schaffen. "Das Polizeipräsidium Köln und die dazugehörigen Polizeiinspektionen, auch Leverkusen, sind Vorreiter, was das Sportprogramm und das zugehörige Netzwerk angeht. Wir bekommen immer wieder Anfragen aus anderen Bundesländern, wie wir es geschafft haben, so etwas aufzubauen", ergänzt Glomb.

Bis 2013 gab es knapp 2100 erfolgreiche Abnahmen, Tendenz klar steigend. Das liegt vor allem auch daran, dass es mittlerweile so viele und qualitativ gute Sportprogramme für Polizisten gibt, von denen auch die Leverkusener Beamten profitieren. Auf eines ist verlass: Die Polizei Leverkusen ist nicht nur dein Freund und Helfer, sondern dazu auch körperlich fit, um schneller zu sein als die flüchtenden Personen. Und das nicht nur in den bekannten Krimiserien.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort