Leverkusen So steigt die Kita dem Supermarkt aufs Dach

Leverkusen · Discounter-Ketten sind offen für die Idee, vorhandene Gebäude aufzustocken. Stadtvertreterin sieht Bezüge auch zu Leverkusen.

Leverkusen: So steigt die Kita dem Supermarkt aufs Dach
Foto: Gero Breloer

Die Idee ist ebenso neu wie verlockend: In ganz Deutschland überlegen Supermärkte wie Aldi oder Lidl ihre Dächer aufzustocken, um zusätzlichen Wohnraum oder Möglichkeiten für Kindergärten zu schaffen. Angela Hillen, Fachbereichsleiterin für Kinder und Jugend bei der Stadt Leverkusen, präsentierte jetzt diese Pläne bei einer Info-Veranstaltung der CDU Opladen.

"Über solche Lösungen lohnt es sich nachzudenken. Ich finde den Gedanken wirklich gut, gerade bei unseren dicht besiedelten innerstädtischen Flächen", sagte Hillen bei ihrer Präsentation.

"Norma hat im Obergeschoss einer Filiale in Nürnberg eine Kindertagesstätte errichtet, Wasserspielplatz auf dem Flachdach inklusive. Ferner hat die Handelskette auf dem Grundstück auch den Neubau von Reihenhäusern und Geschosswohnungen geplant", berichtete die Aachener Zeitung.

Aldi hat offenbar ähnliche Vorsätze, Wohnungen in Ballungsräumen wie Köln oder München zu realisieren. Man stehe neuen Konzepten "offen gegenüber", hieß es. Lidl will im Frankfurter Raum gar eine Filiale samt Parkplatz mit 7700 Quadratmeter abreißen, weil es zu viel Raum für einen eingeschossigen Bau sei, findet das Unternehmen. Auch der Handelsriese Ikea kann sich Büros oder Wohnungen auf dem Dach seiner Einrichtungen vorstellen.

Die örtliche SPD sieht in der Idee Entwicklungspotenzial: "Auch in Leverkusen haben wir zahlreiche Flächen, die derzeit nur als Parkflächen genutzt werden oder mit eingeschossigen Supermärkten bebaut sind", schreiben Fraktionsvorsitzender Peter Ippolito und der baupolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Sven Tahiri, in einer Pressemitteilung.

"Bis Ende des Jahres wollen wir von der Stadtverwaltung wissen, welche Flächen für eine Überbauung geeignet sind." In München, Berlin und Frankfurt gebe es bereits "großartige Projekte", so die beiden SPD-Politiker (siehe Info).

Anlass des Gesprächs mit der CDU war ursprünglich ein anderer: Fehlende Plätze in Kindergärten und Tageseinrichtungen. Die Gründe dafür sind bekannt: Starker Zuzug von Flüchtlingen und falsch prognostizierte Entwicklung. In Opladen sind 700 Kinder unter drei, 760 Kinder zwischen drei und sechs Jahren registriert. Insgesamt stehen aber nur 15 Tagesstätten zur Verfügung.

"Entspannung ist nicht in Sicht", verdeutlichte Hillen. "Wir sind wirklich gebeutelt. Vor allem, wenn an der Düsseldorfer Straße neue Wohnbebauung entsteht." Die Not könnte eventuell durch sechs Gruppen gelindert werden, die in der neuen Bahnstadt vorgesehen sind. Private Investoren wollen weitere vier Gruppen in der Bahnstadt-West einrichten. Womöglich könne der Platzmangel durch U3-Tagespflege leichte Entspannung bringen.

Aktuell prüfe man die Kombination von Tagespflege und -Einrichtung. In Quettingen ist Erholung ebenfalls nicht in Sicht. Dort sollten ehemalige Container der Grundschule Herderstraße 80 zusätzliche Plätze bringen. Weil die städtische Kita Nikolaus-Groß-Straße einen Wasserschaden meldete, werden die Container in Alkenrath gebraucht. Immerhin gab es eine erfreuliche Mitteilung. Hillen: "Bis auf zehn sind alle Erzieherstellen besetzt. Das ist ein guter Fortschritt."

(gkf)
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