Leverkusen Strom-Blackout kann die ganze Stadt treffen

Leverkusen · Leverkusen könnte auf einen massiven Einbruch in der Stromversorgung (Blackout), wie etwa durch die Sonnenfinsternis am Freitag, nicht reagieren. Dies teilte die EVL auf Anfrage mit.

Sonnenfinsternis: Strom-Blackout kann die ganze Stadt treffen
Foto: Heinz-Friedrich Hoffmann

Sollte es durch die Sonnenfinsternis am kommenden Freitag tatsächlich zu einem so genannten Blackout in der Stromversorgung kommen, wäre das komplette Leverkusener Stadtgebiet betroffen. Dies teilte der technische Direktor der Energieversorgung Leverkusen (EVL), Dr. Ulrik Dietzler, am Dienstag auf Anfrage mit. Demnach gibt es keine Möglichkeit, einzelne Stadtteile vom Netz zu nehmen, um andere in der Versorgung aufrechtzuerhalten.

Am Freitag zwischen 9.38 und 11.58 Uhr schiebt sich der Mond so zwischen Sonne und Erde, dass die Sonne teils nicht zu sehen sein wird. Für das deutsche Stromnetz bedeutet dies einen gewaltigen Stresstest. Netzbetreiber Amprion, der das Höchstspannungsnetz in NRW betreut, schließt einen Zusammenbruch nicht aus. Denn in keinem anderen Land Europas wird mit 1,4 Millionen Solaranlagen so stark auf Solarstrom gesetzt wie in Deutschland. Durch die Sonnenfinsternis gehen plötzlich 12.000 Megawatt Solarstrom vom Netz. Und die müssen ersetzt werden. Dietzler zeigte sich am Dienstag indes einigermaßen überrascht über diese Einschätzung von Amprion, denn: "Wenn man so viel zeitlichen Vorlauf hat, wie in diesem Fall, kann man die Lücke schließen, indem man die konventionellen Kraftwerke wie etwa Kohle auf Betriebstemperatur bringt und dann im Bedarfsfall zuschaltet."

Dass dies geschieht, davon geht der EVL-Direktor nach allen Vorinformationen auch aus. Denn klar sei: "Wir in Leverkusen können auf einen solchen Einbruch nicht reagieren. Dafür fehlen uns die Kapazitäten, weil wir erst ab der Mittelspannung verantwortlich sind." Sollte der Strom ausfallen, würde dies nach Angaben der Leverkusener Feuerwehr als Großschadens-Ereignis eingestuft: "Und in so einem Fall ist ein genauer Ablauf festgelegt", sagt Jörg Gansäuer, der stellvertretende Feuerwehrchef. Zunächst einmal würde der Leverkusener Krisenstab zusammentreten. Darin sitzen Vertreter der Hilfsorganisationen (Feuerwehr, THW, Polizei, etc.) und der städtischen Fachbereiche. In diesem Szenario seien diverse Schritte festgelegt, wie bei einer Checkliste: "Das heißt unter anderem, dass wir Diesel-Generatoren für Notstrom-Aggregate in Krankenhäusern und anderen Institutionen mit Treibstoff beliefern, damit es dort nicht zu Ausfällen kommt", sagt Gansäuer.

Die Einrichtungen sorgen auch selber vor: So fährt die Notstrom-Versorgung im CBT-Altenheim Upladin die Leistung im Haus auf 80 Prozent herunter, damit acht Stunden garantiert werden können. "Das betrifft vor allem Nebenräume, die nur sporadisch genutzt werden", sagt der stellvertretende Einrichtung-Leiter Thomas Mehren. Pflegestation mit elektronischen Apparaturen oder auch die Fahrstühle seien definitiv nicht betroffen.

Beim Chemieparkbetreiber Currenta setzt man auf die Wettervorhersage. Denn der vorausgesagte bewölkte Himmel führe zu einer vergleichsweise harmlosen Belastung. Currenta stehe als Netzbetreiber des Chempark aber auch im engen Kontakt mit Amprion. "Die Energieversorgung behalten wir natürlich auch am 20. März voll im Blick", erklärt Dr. Stefan Dresely, Leiter des Currenta-Geschäftsfeldes Energie. Große Stromkunden in der Industrie könnten ihre Stromnachfrage aber auch in den Stunden der Sonnenfinsternis herunterfahren.

Im Juli 2008 hatte ein Blitzschlag die Stromversorgung für den Chempark ins Schwanken gebracht. Mindestens ein Chempark-Produktionsbetrieb wurde damals vorsorglich gestoppt. Jahre zuvor war das Bayerwerk von einem Blackout betroffen. Danach wurde die Versorgungssicherheit neu justiert.

(RP)
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