Leverkusen Sozialdienst katholischer Frauen sucht Vormunde für Flüchtlinge

Leverkusen · "Hier fängt die wirkliche Integration an", betont Irene Froese vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF). Sie hat die Leitung eines Projekts inne, bei dem es um die Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geht. Leverkusen sucht Ehrenämtler, die diese Vormundschaft übernehmen.

 Sozial-katholisches Quintett, das sich für Flüchtlinge einsetzt (v.l.): Irene Froese, Jan Albig, Kirsten Geroneit-Jepp, Claudia Karlhofer, Rita Schillings.

Sozial-katholisches Quintett, das sich für Flüchtlinge einsetzt (v.l.): Irene Froese, Jan Albig, Kirsten Geroneit-Jepp, Claudia Karlhofer, Rita Schillings.

Foto: Sozialdienst

"Vormundschaft bedeutet nicht Adoption", macht Rita Schillings vom Flüchtlingsrat deutlich. Keine leichte Aufgabe. Aber vor allem eine Aufgabe, die Verantwortung bedeutet, betont Froese. "Wir möchten, dass die Leute sich trauen, diese Verantwortung zu übernehmen", sagt sie. Deshalb gibt es am Dienstag, 30. August, um 18 Uhr eine Informationsveranstaltung zum Projekt: "Integration (er-)leben". Der Abend soll über die Fortbildung für Ehrenämtler zum zertifizierten Vormund für unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge informieren.

Die hauptamtlichen Mitarbeiter übernehmen bereits seit 2005 Vormundschaften für minderjährige Flüchtlinge. Aber auch beim SkF war die Flüchtlingswelle 2014/2015 spürbar: Die Mitarbeiter haben momentan je 40 bis 50 Mündel. Doch die Ehrenämtler haben einen großen Vorteil ihnen gegenüber: Zeit. "Die Kinder brauchen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und vor allem eine persönliche Bindung," sagt Kirsten Geroneit-Jepp, Geschäftsführerin des SkF, und erklärt, dass die Jugendliche die hier herkommen, nicht mit deutschen Teenager verglichen werden können. Sie erzählt, wie ein 15-Jähriger zu einer Behandlung ins Kölner Klinikum musste. Als sein Vormund kam, um ihn abzuholen, war er bereits gegangen: Er hatte sich selbst entlassen und ist die Strecke von Köln nach Leverkusen in seine Unterkunft zurück gelaufen. "Sie sind viel selbstständiger und meist schon gestandene Persönlichkeiten", erläutert Schillings. Die meisten seien Jungs im Alter von 15 bis 17 Jahren, die eine Vormundschaft suchen.

Was sollte ein Vormund mitbringen? "Man sollte Interesse an der Kultur haben, einfühlsam sein und Zeit haben", sagt Schillings. Angst vor Sprachbarrieren müsse niemand haben. Schillings: "Man braucht keine gemeinsame Sprache, um zu kommunizieren."

Zu den Aufgaben eines Vormunds gehören u.a.: Hilfe bei rechtlichen Fragen, Taschengeld-Verwaltung, Arztbesuche. "Die von uns angebotene Schulung soll Sicherheit geben, sie verpflichtet zu nichts", betont Froese und hofft auf eine hohe Resonanz beim Informationsabend. "Auch nach der Schulung wird niemand ins kalte Wasser geschmissen, bei allen Fragen und Situationen stehen SkF und Flüchtlingsrat zur Verfügung", ergänzt Kirsten Geroneit-Jepp.

Dienstag 30. August, 18 Uhr, Pfarrsaal St. Remigius.

(RP)
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