Leverkusen "Sport Forst" wird nach 40 Jahren verkauft

Leverkusen · Vier Jahrzehnte war Heinz Forst mit seinem Sportgeschäft in Quettingen eine Anlaufstelle für Amateursportler. Nun hat der Leverkusener es an ein Kaarster Unternehmen verkauft.

 Heinz Forst (75) ist Fan von Baer Leverkusen. "Und ein bisschen vom FC Köln", sagt der Geschäftsinhaber, der in Schlebusch wohnt.

Heinz Forst (75) ist Fan von Baer Leverkusen. "Und ein bisschen vom FC Köln", sagt der Geschäftsinhaber, der in Schlebusch wohnt.

Foto: Ralph Matzerath

Fußball ist für Heinz Forst fast das ganze Leben. Vor über fünf Jahrzehnten gründete er den Sportverein (SV) Bergfried Leverkusen mit. Jahrelang trainierte er die Jugendmannschaften des Vereins und von Bayer 04 Leverkusen, lernte Fußballer wie Reiner Calmund, Ulf Kirsten, Matthias Sammer, Lothar Matthäus und Andreas Thom kennen. "Das brachte mich auf die Idee, ein Sportgeschäft zu eröffnen, das sogar etwas abseits gelegen ist", erzählt der gelernte Dreher, der zunächst als Wohnungsverwalter arbeitete. 40 Jahre ist das her. Jetzt zieht sich der Leverkusener schweren Herzens aus dem Geschäft in Quettingen zurück. "Ich bin 75", sagt er. Daher habe er sich zu einem Verkauf entschlossen. "Ab 1. Juli übernimmt die Firma Sport Pasch aus Kaarst das Geschäft. Ich werde aber anfangs noch mithelfen."

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich einiges getan. Nach der Wende eröffnete Heinz Forst Filialen in Köln und Langenfeld, aber auch in Ostdeutschland: in Dessau, Markranstädt und Leverkusens Partnerstadt Schwedt an der Oder.

Letztere gab der Leverkusener jedoch nach einigen Jahren wieder auf. "Es war zu viel Arbeit", sagt der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Außerdem sei der Handel über das Internet immer stärker geworden. "Mittlerweile macht unser Online-Geschäft 50 Prozent des Umsatzes aus." Verblieben sind die Ladenlokale in Leverkusen und in Langenfeld. "Das Langenfelder Geschäft betreibe ich aber vorerst weiter", sagt Forst.

Walter Mende, Vorsitzender des SV Bergfried, bedauert den Verkauf von "Sport Forst". "Dass ist ein herber Verlust und wird schwer zu ersetzen sein", sagt er. "Heinz Forst hatte schon immer ein Herz für den Jugendsport und gewährte zum Beispiel den jungen Mitgliedern von Lützenkirchen und Bergfried großzügige Rabatte."

Dem 75-Jährigen sei es zu verdanken, dass der SV Bergfried so stark gewachsen sei und mittlerweile rund 1100 Mitglieder habe. "Natürlich ist es heute schwer für ein Geschäft, das kaum Laufkundschaft hat, gegen Sportgeschäftsketten in den Innenstädten anzukämpfen. Aber ,Sport Forst' konnte immer mit individueller Beratung punkten und war für die Leverkusener Amateursportler so etwas wie die Stammkneipe." Das soll es auch nach Meinung der künftigen Betreiber bleiben. "Wir werden zwar renovieren, aber das Geschäft erst einmal weiterführen, wie es ist", berichtet Uwe Pasch (55). Man stehe seit rund 25 Jahren mit Heinz Forst in Geschäftskontakt. "Anfangs waren wir im Vergleich zu ,Sport Forst' nur ein ganz kleiner Anbieter. Heute gehören wir zu den größten deutschen Händlern im Teamsport."

Mit zehn Leverkusener Vereinen arbeite das Kaarster Unternehmen schon jetzt zusammen. "Geschäftsführer in Quettingen wird Frank Hahne, ein ehemaliger Bayer-Spieler, der bei ,Sport Forst' gelernt hat und mittlerweile bei uns arbeitet." Eine Neuerung in Leverkusen sei aber schon jetzt klar: "Wir wollen den Schulsport dazunehmen", kündigt Uwe Pasch an.

Wie es mit dem Gebäude weitergeht, steht dem künftigen Besitzer zufolge noch nicht fest. Heinz Forst hatte es vor 30 Jahren aufgestockt und vor mehr als 15 Jahren mit einer Besonderheit versehen: einem Wasserfall, der mehrmals am Tag läuft und eine Erinnerung an seine Amerika-Reisen ist. Denn der 75-Jährige, der selbst Klavier und E-Bass spielt und als Vertretung für Organisten in Leverkusener Kirchen einspringt, ist häufig in Las Vegas und besucht dort Musikerfreunde. Das will er auch weiter machen - und sich stärker seinen drei Hunden widmen.

(sug)
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