Lokalsport Bank-Angestellte wider Willen - Renate Wolf bleibt Elfen-Coach

Leverkusen · Eigentlich wollte sich die 57-Jährige auf ihren Job als Managerin des Handball-Bundesligisten konzentrieren. Aber Renate Wolfs guter Ruf und der Mangel an adäquatem Ersatz sorgt dafür, dass sie auch in der kommenden Saison auf der Bank sitzt.

Lokalsport: Bank-Angestellte wider Willen - Renate Wolf bleibt Elfen-Coach
Foto: Miserius (Archiv)

Der Fluch der guten Tat. Er hat Renate Wolf gleich in doppelter Hinsicht ereilt. Einen guten Ruf als Trainerin besitzt die frühere Nationalspielerin ohnehin und gilt insbesondere in der Entwicklung vielversprechender Talente als echte Fachkraft. Und an diesen hohen Maßstäben wurden auch ihre Nachfolger im Traineramt bei Bayers Handballerinnen gemessen: Heike Ahlgrimm brachte zwar den nötigen Stallgeruch mit, scheiterte aber nach zwei Jahren dennoch am Vergleich mit der renommierten Chefin. Das Engagement von Khalid Khan Anfang dieser Saison war wegen interner Differenzen gar schon vor dem ersten Pflichtspiel beendet. In der Not sprang Managerin Wolf ein. Ursprünglich nur für die Übergangszeit, bis ein neuer Coach gefunden ist.

Aus der Interimslösung wurde schnell eine Dauerlösung. Denn es zeichnet sich in der Planung für die nächste Spielzeit schon ab, dass ein erneuter Rückzug wohl nicht in Frage kommt.

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Erstens, scheint es unmöglich, einen Übungsleiter zu finden, der den hohen Erwartungen gerecht wird, aber mit einem kleinen Etat zurecht kommt und nicht zu hohe Erwartungen an die eigene Entlohnung stellt. Zweitens, holt Wolf die gute Tat (exzellenter Ruf und die Rückkehr auf die Trainerbank) als eine Art Fluch ein. Denn immer wieder, wenn sie mit jungen Spielerinnen spricht, ist eines der Hauptargumente für eine Unterschrift bei Bayer die hervorragende Trainerin Renate Wolf. "Das ist wirklich wie verhext", betont die Chef-Elfe.

So ist es auch bei der jüngsten Verpflichtung gelaufen. Nina Schilk, schnelle, torgefährliche Linksaußen vom designierten Aufsteiger Rosengarten-Buchholz, lässt daran keinen Zweifel: "Ich war hin und hergerissen. Aber wenn Renate Wolf ruft, dann sagt man nicht ab." Die Trainerin, die sich gerne auf den Managerposten zurückgezogen hätte, hat sich mit dieser und vergleichbaren Aussagen arrangiert. Schließlich sind sie auch der Lohn für viele Jahre guter Arbeit und ganz insgeheim fühlt sich Lob und Anerkennung auch nicht verkehrt an. Wolf hat sich mit dieser Rolle angefreundet und legt bei der Suche nach Entlastung nun ein anderes Personalprofil an. "Wahrscheinlich ist es einfacher, wenn ich Trainerin bleibe und nach Hilfe für den Managementbereich Ausschau halte", schlussfolgert sie.

Schilk wird es freuen - und sicher auch die handballverrückte Familie des Zugangs. Der Großvater hütete einst das Tor der HSG Flensburg. Und Mutter Ingrid spielte in den 1980ern gemeinsam mit Wolf in der Deutschen Nationalmannschaft. Jenes Team also, das auch weiter darauf hoffen kann, dass die Leverkusener Trainerin Talente zur Auswahlreife hin entwickelt.

(RP)
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