Lokalsport Bernd Schneider glaubt an Bayers Weiterkommen

Leverkusen · Der langjährige Werkself-Profi gehörte zum Team, das in der Saison 2001/02 nach 0:0 in Belgrad erst im Rückspiel die Champions League sicherte, aber danach drei Mal Zweiter wurde. "Irgendwann haben wir uns in einen Rausch gespielt", sagt der 41-Jährige und macht dem Team für heute Abend Mut.

Bernd Schneider lässt die Erinnerung noch einmal aufleben. Das Jahr, das den Begriff "Vizekusen" in Verbindung mit Bayer 04 so nachhaltig geprägt hat, ist eines, an das der 41-Jährige trotz bitterer Niederlagen voller Stolz zurückdenkt. "Dass wir nach dieser Saison ohne Titel da standen, ärgert mich noch heute", sagt Schneider.

Das verlorene Champions-League-Finale gegen Real Madrid oder auch das DFB-Pokal-Endspiel gegen Schalke 04 vier Tage zuvor waren aber die wenigen traurigen Momente für Schneider bei Bayer 04. "Was wir aber auf dem Weg dorthin geleistet haben, war überragend."

1999 wechselte der Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt unters Bayer-Kreuz und blieb zehn Jahre. "Bei Bayer bin ich glücklich geworden", schreibt er dazu auf seiner Internetseite. Allein 263 Bundesligaspiele absolvierte er für die Werkself, erzielte 35 Tore. In Leverkusen wurde er Nationalspieler. Der große Titel blieb ihm aber verwehrt.

In der Rückschau betrachtet "Schnix" die Saison 2001/02 als "mein schönstes und schlimmstes Jahr. Wir haben mit Bayer einen Riesenfußball und in der Champions League auf höchstem Niveau gespielt", fügt Schneider an. "Ich behaupte noch heute, dass wir mindestens einen Pott geholt hätten, wenn wir Meister geworden wären."

Ausgangspunkt dieser fulminanten Spielzeit waren für die Mannschaft von Klaus Toppmöller die Play-offs. Der Gegner hieß Roter Stern Belgrad. Schneider erinnert sich noch gut an das Hinspiel. "Das Stadion war ausverkauft. Es ging emotional wahnsinnig hoch her."

Bayer 04 kam nicht über ein 0:0 hinaus. "Fürs Rückspiel war klar, dass wir alles in die Waagschale werfen würden, um mit den Fans im Rücken das zweite Spiel zu gewinnen. Wir haben eine Saison dafür geschuftet, um in die Play-offs einzuziehen, das wollten wir uns nicht kaputt machen", sagt Schneider rückblickend auf das folgende 3:0. "Entscheidend ist: Die Ruhe zu bewahren, auch wenn der Druck groß ist."

Auch die aktuelle Bayer-Mannschaft setzt heute auf die Unterstützung der eigenen Anhänger. "Wir brauchen einen Hexenkessel", sagt Stefan Kießling, der verspricht: "Wir werden Vollgas geben - wie immer."

Bernd Schneider glaubt fest daran, dass Roger Schmidt und sein Team gegen Lazio Rom (20.45 Uhr, ZDF) die Revanche für die 0:1-Niederlage gelingt. "Ich bin davon überzeugt, dass die Jungs das umbiegen können. Sie haben im Hinspiel gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind. Die Niederlage war ärgerlich, weil mehr möglich war. Wichtig ist, dass in so einem Spiel die Null steht und früh ein Tor gelingt. Wir haben uns gegen Belgrad irgendwann in einen Rausch gespielt." Nun ist die damalige Mannschaft, zu der neben dem "weißen Brasilianer" auch gestandene Spieler wie Michael Ballack, Oliver Neuville oder Ulf Kirsten gehörten, sicher nicht mit der jungen wilden Truppe von Roger Schmidt zu vergleichen. Schneider ist aber überzeugt: "Die erfolgreiche Qualifikation hat uns damals enormen Auftrieb für den weiteren Saisonverlauf gegeben. Das würde sicher auch der aktuellen Mannschaft Rückenwind geben. So ein Erlebnis schweißt zusammen."

Der folgende 1:0-Gruppensieg gegen Lyon habe Bayer den letzten Schub gegeben, und gezeigt, "dass wir international mithalten können". Im Viertelfinale gegen Liverpool gelang Bayer 04 dann sogar, ein 0:1 aus dem Hinspiel zu drehen. Schneider muss schmunzeln. "Leverkusen war damals so etwas wie ein Gallisches Dorf. Uns kannten auf der europäischen Landkarte nicht viele, oder sie nahmen uns nicht wirklich ernst. Das änderte sich in den Jahren danach."

Roger Schmidt und sein Team haben in dieser Saison ein 0:1 in Hoffenheim umbiegen können. "Solche Erfahrungen geben einer Mannschaft Stärke", weiß Schneider, der Bayer auch eine erfolgreiche Bundesliga-Spielzeit zutraut. "Trotz wichtiger Abgänge hat das Team mit Christoph Kramer Qualität dazubekommen und besitzt enorme Offensivstärke. Bayern marschiert sicher vorneweg, aber wenn Leverkusen schon in der Hinrunde spielerische Konstanz entfacht, kann es um Platz zwei bis vier mitspielen." Sport

(RP)
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