Volker Leisner "Die Meisterschaft war vielleicht ein vergiftetes Geschenk"

Leverkusen · Nach drei Niederlagen in der Meisterschaft und dem Pokal-Ausscheiden musste Trainer Jannusch Frontzek beim Handball-Nordrheinligisten TuS 82 Opladen seinen Hut nehmen. Manager Volker Leisner spricht im Interview über die Gründe für die überraschende Trennung und die künftige Ausrichtung.

 Volker Leisner, Manager der TuS 82-Handballer, zog die Konsequenzen aus den ausbleibenden Erfolgserlebnissen.

Volker Leisner, Manager der TuS 82-Handballer, zog die Konsequenzen aus den ausbleibenden Erfolgserlebnissen.

Foto: UM

Herr Leisner, wieso haben Sie Jannusch Frontzek entlassen?

Leisner: Wir haben uns mit der Entscheidung schwer getan. Aber die Art und Weise, wie die Mannschaft sich vor allen Dingen in den Spielen gegen Rheinbach und Nümbrecht präsentiert hat, war der Auslöser für unsere Überlegungen, ob der Trainer das Team noch erreicht. Die Mannschaft hat sich seit Juni auf die neue Liga vorbereitet, mit kurzer Unterbrechung von drei Wochen. Wenn man dann im November das Gefühl bekommt, dass keine Entwicklung stattgefunden hat, ist das auf diesem Niveau zu wenig. Uns fehlte die Überzeugung, dass Jannusch Frontzek das Ruder wieder herumreißen kann und haben uns daher zur Trennung entschlossen.

In der vergangenen Saison lief beim Gewinn der Mittelrhein-Meisterschaft aber doch alles rund. Was hat sich seitdem verändert?

Leisner: Die Meisterschaft ist ein Verdienst von Trainer und Team, aber Vergangenheit. Um in der Regionalliga bestehen zu können, müssen sich die Mannschaft und jeder einzelne Spieler steigern, und das haben wir nicht gesehen. Der Gewinn der Meisterschaft war vielleicht auch ein vergiftetes Geschenk, denn es hat uns möglicherweise zu unkritisch mit unseren eigenen Leistungen umgehen lassen.

Hat ein Trainer keinen Kredit?

Leisner: Wir geben jedem Trainer Kredit, das ist doch klar, und wir stellen die Trainerfrage auch nicht wegen einiger Ergebnisse, die uns missfallen. Bestes Beispiel ist unser Umgang mit Sven ter Veer. Wir sind mit ihm sang- und klanglos nach einer grauenhaften Rückrunde aus der Regionalliga abgestiegen. Aber wir hatten immer die Überzeugung, dass er der richtige Trainer ist und sind mit ihm in die Oberliga gegangen. Es ist also immer eine Frage des Vertrauens und nicht der Ergebnisse - das wäre mir auch zu billig.

Einhellige Meinung der Experten ist, dass die neuformierte Nordrheinliga extrem ausgeglichen ist. Zudem hat Torjäger Marius Anger seit Wochen mit Rückenproblemen aussetzen müssen. Ist vor diesem Hintergrund so ein Tief nicht auch zu erklären?

Leisner: Ich weigere mich beharrlich, unsere Mannschaft nur auf Marius Anger zu reduzieren. Sein Ausfall ist fraglos ein großer Verlust; Verletzungen treffen aber im Laufe der Saison fast jede Mannschaft. Wenn kein gleichwertiger Ersatz im Kader ist, müssen wir diese Herausforderung mannschaftlich lösen. Wie das gehen kann, haben uns die Rheinbacher vorgemacht, bei denen Mike Ribbe ebenfalls langfristig verletzt ist. Es geht nur über das Team und spieltaktische Lösungen - und hierfür trägt der Trainer alleine die Verantwortung.

In Fabrice Voigt haben Sie einen Nachfolger als Interimslösung präsentiert. Wie lange soll er arbeiten?

Leisner: Fabrice ist beruflich stark belastet, umso dankbarer sind wir, dass er den Trainerposten übernimmt. Es ist abgesprochen, dass sein Engagement und die Co-Trainertätigkeit von Srdjan Nikolic bis zum Saisonende gehen sollen. Ob es darüber hinaus Perspektiven gibt, besprechen wir in naher Zukunft. Dass er auch als Trainer erfolgreich sein kann und mit seiner Art die Mannschaft gut erreicht, hat er bereits bewiesen. Wenn er möchte, ist er ein gern gesehener Kandidat.

Nach welchen Kriterien suchen Sie einen neuen Trainer?

Leisner: Ich bin ein großer Freund des konzeptionellen Handballs, wie ihn Sven ter Veer und auch sein Nachfolger Patrick Luig in Opladen über mehr als zehn Jahre sehr erfolgreich implementiert haben. Die Spieler erwarten ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Training und der Spaß darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Wir wollen taktisch variabel sein, in Abwehr wie im Angriff. Ligakenntnisse sind natürlich kein Nachteil, aber auch keine Einstellungsvoraussetzung.

Was ist in dieser Saison aus Ihrer Sicht noch für die Opladener möglich?

Leisner: Wir müssen einige Dinge aufarbeiten, und ich erwarte jetzt keine Wunderdinge, sondern mit harter Trainingsarbeit und entsprechendem Teamspirit wollen wir uns Schritt für Schritt verbessern. Jede Mannschaft will jedes Spiel gewinnen, das gilt auch für unsere. An dieser Zielsetzung hat sich nichts geändert. Ob wir dies auch umsetzen können, wird sich zeigen.

Wie sehen die mittelfristigen sportlichen Ziele beim TuS 82 aus?

Leisner: Wir wollen uns in der Regionalliga etablieren und dabei auch den Unterbau, sprich die Jugend und die U23, mit einbeziehen. Hierfür sollen neue sportliche und wirtschaftliche Konzepte erarbeitet werden, damit wir die Talente, denen wir in der Vergangenheit keine sportliche Perspektive aufzeigen konnten, zukünftig beim TuS 82 Opladen bleiben.

(lhep)
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