Lokalsport Europarekorde bei integrativem Sportfest

Leverkusen · Beim 5. Integrativen Sportfest des TSV Bayer 04 traten behinderte und nicht-behinderte Sportler gegeneinander an. Geschäftsführer Behindertensport Frischmann sieht die Engländer im Umgang mit Behindertensport ganz weit vorn.

 WM-Norm übersprungen: TSV-Athlet und Weitspringer Alyn Camara (26) springt beim 5. Integrativen Sportfest des TSV 8,22 Meter.

WM-Norm übersprungen: TSV-Athlet und Weitspringer Alyn Camara (26) springt beim 5. Integrativen Sportfest des TSV 8,22 Meter.

Foto: UM

30 Grad, blauer Himmel und ein leichtes Lüftchen, das über die Fritz-Jacobi-Anlage wehte, sorgten beim 5. Integrativen Sportfest des TSV Bayer 04 für beste Bedingungen. Rund 100 Behinderte und nicht-behinderte Sportler traten hierbei in den Disziplinen der Leichtathletik gegeneinander an. Besonders auf sich aufmerksam machte Weitspringer Alyn Camara (26). Er übersprang an diesem Nachmittag durch ein Weite von 8,22 Meter die Norm für die Weltmeisterschaften im chinesischen Peking (22. bis 30. August).

Einer, der die Wettkämpfe und vor allem die behinderten Sportler genau unter die Lupe nahm, war Jörg Frischmann. Der 42-Jährige ist Geschäftsführer des Bereichs Behindertensport beim TSV, der rund 330 Mitglieder umfasst. "Der Grundgedanke für diese Wettkämpfe geht auf das Jahr 1992 zurück", erzählt er. "In diesem Jahr trainierten in Leverkusen erstmals behinderte und nicht-behinderte zusammen. Und ich war einer der ersten, der das tat."

Rund 23 Jahre später weist Frischmann, dessen Hände und Beine seit seiner Geburt fehlgebildet sind, eine erfolgreiche Vita auf. Darin stehen nicht nur mehrere Teilnahmen an den paralympischen Spielen, sondern auch seine beiden wohl größten Triumphe. Bei den Wettkämpfen in Barcelona 1992 feierte Frischmann die Silbermedaille im Speerwerfen und Gold im Kugelstoßen. "Das waren sehr schöne Spiele, sehr herzlich. Außerhalb des Stadions sind die Leute auf einen zugekommen und haben den Kindern meine Medaille um den Hals gehangen", erinnert sich Frischmann mit einem Lächeln im Gesicht zurück. "Ich versuche das jedem zu ermöglichen. Dieses Gefühl aus den Katakomben zu kommen und dort jubeln 70 000 Menschen, ist unbeschreiblich."

Dafür müsse jedoch noch einiges getan werden. Zwar gebe es im Breitensport durchaus Angebote für Behinderte, im Bereich des Leistungssports sei dies aber zu wenig. Auch Eltern müssten dann bereit sein, ihr Kind "auch mal 100 Kilometer zu fahren". Um behinderte Kinder vom Sport zu begeistern, pflegt der TSV eine Kooperation mit dem Klinikum in Köln-Merheim. Die Ärzte dort sehen den Sport als besten Weg zurück ins Leben. "Die Kinder kommen dann zu uns, schauen sich alles an und wir führen Gespräche mit ihnen. Auch die Sportler tun das und geben den Kindern Tipps", sagt Frischmann.

Am anerkanntesten sieht er den Behindertensport in England. Für die ARD als Experte mit an Bord erlebte Frischmann die Paralympics 2012 in London und war begeistert. "Die Engländer sind bereit, auch für Behindertensport Eintritt zu bezahlen. Hier kriegen wir kaum Besucher, wenn der Eintritt frei ist."

(RP)
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