Lokalsport Fechten: "In Richtung Weltspitze geht es nur gemeinsam"

Leverkusen · Die Stützpunkte, zu denen auch Leverkusen gehört, präsentierten ein Konzept zur Nachwuchs-Förderung.

 TSV-Fechterin Britta Heidemann.

TSV-Fechterin Britta Heidemann.

Foto: DPA

Die kleine Bemerkung konnte er sich dann doch nicht verkneifen: "My car is my castle" ("Mein Auto ist meine Burg") - mit dieser nicht ganz ernst gemeinten Abwandlung der Maxime des ehemals englischen Juristen und Politikers Edward Coke kommentierte der Bundestrainer im Damendegen, Manfred Kaspar, die Menge an Staus in NRW. Doch der seit Jahrzehnten erfolgreiche Trainer war nicht ins Kölner Sport- und Olympiamuseum gekommen, um sich über die allgemeine Verkehrslage zu unterhalten, sondern um gemeinsam mit seinem Schützling, Olympiasiegerin Britta Heidemann, über die Perspektiven des Degenfechtens zu sprechen. Mit ihr verfolgt er die erneute Qualifikation für die Spiele in Rio de Janeiro im August.

Seit vier Jahren arbeiten die drei herausgehobenen Standorte Bonn (Bundesstützpunkt), Leverkusen und Solingen (Landesleistungsstützpunkte) in der Degenkonzeptgruppe NRW mit dem Ziel zusammen, gemeinsam Athleten in die Weltspitze zu entwickeln. "Gerade wenn Ausnahmetalente wie Britta Heidemann nach Rio 2016 aufhören, wird die Standardfrage gestellt, wo denn die Nachfolger oder die Nachfolgerinnen seien", erzählt Manfred Kaspar. Innerhalb Deutschlands sei es vergleichsweise "leicht", die Athleten aus NRW an die Spitze zu bringen, die echte Herausforderung sei der Anschluss an die Weltklasse. Darauf hat die Degenkonzeptgruppe NRW um Sprecher Peter Wirtz inzwischen die passende Antwort: "Jeder Standort hat seine Spitzensportler, die aber nicht immer nur für sich, sondern möglichst oft miteinander trainieren, sich besprechen und gemeinsame Vorbereitungen absolvieren sollen. Auch die Trainer können so zusammen Lektionen besprechen", betont Wirtz. Durch das beständige Training der besten Leute aus NRW seien gute Perspektiven des Degenfechtens für 2020 und darüber hinaus garantiert. "Ich kann als Bundestrainer ja nicht davon ausgehen, dass alle Talente jeden Tag zu mir nach Bonn kommen. So wären auch Britta und ich nicht so erfolgreich geworden", bemerkt Kaspar. "Man muss zusätzlich berücksichtigen, dass Britta noch nicht von den Vorteilen des dualen Systems profitieren konnte", wie Anne Wingchen, Geschäftsführerin des TSV Bayer, hervorhebt. Damit meint sie das erst in den vergangenen Jahren aufgebaute System, das den Spitzensport im Einklang mit der Karriereplanung stattfinden lässt. Die Degenkonzeptgruppe setzt auf ein duales System und arbeitet mit Elite- und NRW-Sportschulen, Hochschulen und Arbeitgebern zusammen. "Heute hat man viel bessere Voraussetzungen als ich damals, ich musste immer um die zeitliche Flexibilität kämpfen", erinnert sich Heidemann. Wie das duale System funktionieren soll, zeigt der Fall von Lukas Bellmann, eines der großen Talente beim TSV Bayer. Er hat gerade sein Studium begonnen. 2019 will er den Bachelor-Abschluss in der Tasche haben, um dann 2020 an Olympia teilzunehmen.

(RP)
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