Gonzos starke Rückkehr

Mal links, mal rechts, mal Ersatzbank – Gonzalo Castro wurde vom Trainer in dieser Spielzeit bereits auf vielen Positionen eingesetzt. Gegen den HSV spielte er zentral vor der Abwehr und beendete mit einem äußerst gelungenen Auftritt seine persönliche Durststrecke.

"Somo todos chilenos" stand auf Gonzalo Castros Trainingspulli. "Wir sind alle Chilenen" – eine Solidaritätsbekundung mit den Erdbebenopfern in Südamerika. Eine große Geste in den Katakomben der BayArena, nachdem der 23-Jährige in den 90 Minuten zuvor für alle sichtbar unzählige große Gesten, weil gute Szenen, auf dem Rasen abgeliefert hatte.

"Natürlich bin ich zufrieden. Es war ja auch eine lange Durststrecke", sagte "Gonzo" und lächelte im Scheinwerferlicht. Mit besagter Durststrecke meinte er in erster Linie die Zeitspanne bis zu seinem gestrigen Tor zum 4:2, seinem ersten Saisontreffer. Daneben sagte dieser Begriff auch viel aus über die persönliche Steigerung des Rechtsfußes in den vergangenen Wochen bei Bayer – mit seinem starken Auftritt gegen den Hamburger SV als (vorläufiges) positives Ende.

Castro, der laut Aussage seines Trainers Jupp Heynckes "beste deutsche Außenverteidiger hinter Philipp Lahm". Castro, der zuletzt erst draußen saß, dann links spielte, dann rechts hinten und schließlich gestern auf seiner Lieblingsposition vor der Abwehr. "Ja, hier spiele ich am liebsten. Es war natürlich glücklich, dass ich durch Stefan Reinartz' Sperre hereingekommen bin. Ich vertraue dem Trainer. Insofern spiele ich da, wo er mich aufstellt", sagte der Deutsch-Spanier bescheiden. An der Seite von Arturo Vidal füllte er den Raum im defensiven Mittelfeld zu gleichen Teilen mit Aggressivität und Kreativität.

Man merkte dem kleingewachsenen Bayer-Profi an, wie sehr er die wohlwollende Zustimmung zu seiner Leistung genoss. Er, der schon im Dunstkreis des deutschen WM-Kaders stand, geriet nach einem Jochbeinbruch beim Test in Enschede in der Winterpause plötzlich ins Hintertreffen – in Leverkusen und der DFB-Auswahl. Sein Auftritt gestern war in den Augen vieler ein Schritt zurück zum alten Gonzalo Castro. "Wir sind froh, dass wir den Abstand nach oben verkürzen und den nach unten vergrößern konnten", sagte Castro, der seit 1999 für die Werkself spielt.

Am Freitag hatte Jupp Heynckes noch zugegeben, er wisse noch nicht, ob er Lars Bender oder Castro vor die Abwehr stellen werde. Nicht wenige, die gestern im Stadion waren, würden dem Leverkusener Trainer wohl attestieren, die richtige Wahl getroffen zu haben.

(RP)
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