Lokalsport Hilbert nutzt bei Bayer 04 seine Chance

Leverkusen · Der 29-Jährige kommt kurz vor Anpfiff der Partie gegen Augsburg in die Startelf und bereitet direkt das 1:0-Siegtor vor.

Es ist weit in der zweiten Halbzeit der Bundesligapartie zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Augsburg. Die Hausherren führen 1:0 - nur 1:0. Wie schnell sicher geglaubte Zähler schwinden können, haben sie in der BayArena in der noch jungen Saison bereits erfahren, als es etwa trotz eines hochüberlegenen Spiels nur einen Punkt beim 3:3 gegen Werder Bremen gab. Doch auch gegen Augsburg hat es die Werkself versäumt, das Spiel vorzeitig zu entscheiden, und so gibt es noch Möglichkeiten für die Gäste. Über rechts ist Alexander Esswein plötzlich durch, er passt in die Mitte, wo zwei Augsburger einschussbereit lauern - und wo Roberto Hilbert den Ball abfängt und ins Aus drischt. Der 29-Jährige brüllt danach seine Kollegen an, gestikuliert, schimpft. Nicht noch einmal soll Bayer Punkte liegenlassen. Es hilft diesmal. Die Werkself siegt 1:0.

Und das bei Hilberts Pflichtspieldebüt in dieser Saison, das noch nicht einmal geplant war. Nur weil Gonzalo Castro nach dem Aufwärmen signalisierte, dass er eine Muskelverhärtung - ausgelöst durch eine leichte Blockade im Rücken - habe und deshalb sicherheitshalber draußen bleiben muss, rutschte der Ex-Nationalspieler ins Team. Und löste die Aufgabe überragend. Von Anfang an war er an gefährlichen Aktionen der Hausherren beteiligt, seine erste Flanke fand den Fuß von Stefan Kießling, dessen Versuch gerade noch so geklärt werden konnte. Und seine nächste Hereingabe brachte den Siegtreffer: Per Außenrist spielte Hilbert den Ball in die Tiefe, genau in den Lauf von Heung Min Son, der zum 1:0 einschoss. "Das hat er sehr, sehr gut gemacht", lobte der Südkoreaner später den Vorbereiter.

Offensiv setzte Hilbert also Akzente, hinten ließ er nichts zu. Eigentlich die ideale Vorstellung für einen Rechtsverteidiger. Ansprüche will der gebürtige Forchheimer daraus aber nicht ableiten: "Ich denke, ich habe die Chance gut genutzt. Was das für Freiburg bedeutet, müssen wir abwarten", sagt Hilbert mit Blick auf die Partie morgen um 15.30 Uhr an der Dreisam. Für dieses Spiel wird wohl Castro wieder fit sein, zudem könnte in Ömer Toprak ein Innenverteidiger zurückkehren, wodurch Tin Jedvaj wieder auf die rechte Verteidigerposition rutschen könnte - für Hilbert blieben dann wieder nur Bank oder Tribüne.

Diese Plätze kennt er derzeit mehr als ihm lieb sein kann: In den ersten drei Bundesligaspielen der laufenden Spielzeit stand er ebenso wenig im Kader wie im DFB-Pokal bei Waldalgesheim oder in den Champions-League-Spielen gegen Kopenhagen und Monaco, gegen Wolfsburg saß er zuletzt 90 Minuten auf der Bank. Nun also der Blitz-Einsatz in der Startelf. Wie fühlt man sich da? "Natürlich war die Zeit für mich zuletzt nicht einfach", sagt Hilbert und ergänzt: "Aber ich habe immer hart trainiert und auf meine Chance gewartet. Ich wünsche niemandem eine Verletzung, aber ich hatte jetzt das Glück, dass Gonzalo sich leider verletzt hat, und dass ich dann reingekommen bin. So ist das im Fußball." Viel Zeit, sich auf seine plötzliche Nominierung für die Startelf einzustellen, brauchte er jedenfalls nicht. Hilbert meint dazu schmunzelnd: "Vielleicht war das auch ganz gut so - so hatte ich keine Zeit, lange darüber nachzudenken."

(RP)
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