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Leverkusen · Das heutige Spiel der Bayer-Handballerinnen gegen den Tabellenführer aus Bietigheim ist ein Duell zweier Philosophien. Doch die Elfen plagen Sorgen.

 So will Kim Braun auch heute gegen die SG BBM Bietigheim jubeln. Doch der Tabellenführer ist mit Topspielerinnen gespickt.

So will Kim Braun auch heute gegen die SG BBM Bietigheim jubeln. Doch der Tabellenführer ist mit Topspielerinnen gespickt.

Foto: Marco Schultz

Wenn in der Sporthalle am Viadukt im baden-württembergischen Bietigheim die heimische SG BBM heute Abend Bayers Handballerinnen empfängt, dann ist das kein normaler sportlicher Vergleich. Es ist auch so etwas wie ein Kampf der Kulturen. Denn in vielerlei Hinsicht treffen bei diesem Duell Welten aufeinander.

Während die Leverkusenerinnen mit einem der kleinsten Etats der Liga seit Jahren (und mit einigem Erfolg) auf die eigene Jugend und die Entwicklung von Talenten setzt, verfolgt der neue Krösus der Liga eine ganz andere Strategie und hat mit viel Geld ein Team aus ebenso hochbezahlten wie renommierten Spielerinnen in die Provinz gelockt. Und während Elfen-Trainerin Renate Wolf froh ist, dass in Nathalie Adeberg die erste aus dem Trio der Langzeitverletzten wieder zur Verfügung steht und das Comeback der beiden anderen - Anne Jochin und Assina Müller - näherrückt, hat sich Bietigheim unlängst noch einmal einen personellen Nachschlag gegönnt, der für Aufsehen gesorgt hat. Der Klub aus dem Hardtwald hat Ende Oktober für Linksaußen die französische Top-Spielerin Paule Baudouin verpflichtet.

Fast zum Schmunzeln ist aus Leverkusener Sicht die Tatsache, dass auch in Bietigheim von einem Fehlstart gesprochen wurde. Während Bayers ausgewachsener Rumpeleinstieg in die Spielzeit aber weiter anhält und bei nur zwei Siegen aus bislang sieben Begegnungen einigermaßen besorgniserregende Ausmaße angenommen hat, grüßt die SG BBM von der Tabellenspitze. Denn der Fehlstart bestand einzig aus der zugegeben unerwarteten Auftakt-Niederlage in Blomberg. Die übrigen Partien hat der Branchenführer ausnahmslos gewonnen - und das auch gegen Top-Teams wie den Thüringer HC, HC Leipzig oder den Buxtehuder SV.

Vor Neid auf betuchtere Klubs haben sich die Leverkusenerinnen stets gehütet - und halten es auch weiter so. Besinnen auf die eigenen Stärken lautet darum die Devise für die letzte Begegnung vor der WM-Pause. Volle Konzentration auf diese Partie legen trotz der Nähe zum Großereignis mit dem DHB-Team auch Bayers Nationalspielerinnen Jennifer Rode und Kim Naidzinavicius. "Etwas anderes können wir uns bei unserer Tabellensituation auch gar nicht erlauben. Wir fahren nicht nach Bietigheim, um dort die Punkte abzuliefern", betont letztere. Und dass im Team Potenzial für Erfolge gegen Titelkandidaten liegt, haben die Elfen unlängst mit dem Sieg in Oldenburg bewiesen. Für einen Coup beim Branchenführer müssten die Leverkusenerinnen aber auf die zuletzt obligatorische Schwächephase zu Beginn der zweiten Halbzeit verzichten und manch jüngere Spielerin mehr Verantwortung übernehmen (auch dies eines der Dauerprobleme zuletzt).

(RP)
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