Lokalsport Leverkusener Staffel triumphiert zum Abschluss der WM in London
Leverkusen · Acht von 22 Medaillen bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften in der englischen Hauptstadt gehen auf das Konto des TSV Bayer.
Einen kompletten Medaillensatz bejubelte die Deutsche Para-Leichtathletik-Mannschaft am abschließenden Wettkampftag bei den Weltmeisterschaften in London. Die 4x100-Meter-Staffel mit Tom-Sengua Malutedi, Léon Schäfer, Markus Rehm und Johannes Floors gewann Gold, Irmgard Bensusan über 200 Meter Silber und Alhassane Baldé über 5000 Meter Bronze.
Die Staffel hatte sich nach dem Zieleinlauf in 42,81 Sekunden hinter den USA und vor Italien eigentlich schon über Silber gefreut. In den Katakomben nach dem Rennen fühlten sich dann alle plötzlich an Rio erinnert: Ein Wechselfehler der USA - und Deutschland war plötzlich Weltmeister. So ähnlich lief es bereits bei den Paralympics. Nach einem Übergabefehler wurden die USA in Rio disqualifiziert und die Leverkusener konnten über Gold jubeln. Somit verteidigt die deutsche Staffel in einer völlig neuen Besetzung den Titel, den sie 2015 in Doha (Katar) gewonnen hatte.
Weil Felix Streng, David Behre und Ersatzmann Heinrich Popow verletzt fehlten, sprang Schäfer ein. Malutedi wurde von Bundestrainer Willi Gernemann nachnominiert und machte sein erstes internationales Rennen, nachdem der ehemalige Bundesliga-Boxer erst Anfang dieses Jahres mit der Leichtathletik begonnen hatte. "Ich dachte mir: Wann geht es endlich los? Ich war innerlich am brennen", sagte Malutedi. "Wir sind ein super Rennen gelaufen in der Konstellation", fügte Rehm hinzu. "Wir haben davor kaum miteinander trainiert. Als die Nachricht von der Disqualifikation kam, haben wir einfach nur gefeiert." Für ihn war es nach Gold im Weitsprung die zweite Medaille. Johannes Floors war mit drei Gold- und einer Silbermedaille einer der erfolgreichsten Athleten der Weltmeisterschaften auf der Insel. Sein Staffelkollege Schäfer richtete noch einen Gruß an die drei Verletzten: "Die Jungs haben am Livestream mitgefiebert. Danke für alles - ihr wisst schon Bescheid."
Eine Stunde zuvor hatte Irmgard Bensusan mit Silber über 200 Meter ihre zweite Medaille nach Gold über 400 Meter gewonnen. In strömendem Regen blieb die 26-Jährige in 27,13 Sekunden hinter der niederländischen Paralympics-Siegerin Marlou van Rhijn. "Als ich noch in Südafrika gelebt habe, wollte ich nie im Regen laufen", erzählt Bensusan. "Seit ich in Deutschland wohne, weiß ich: Regen ist nicht schlimm. Ich habe einfach gekämpft und es ist unglaublich. Ich bin überglücklich." Auch sie wird - wie die Staffel - von Karl-Heinz Düe trainiert, der sich einmal mehr als versierter "Medaillenschmied" bewies.
Durch den erfolgreichen letzten Abend kommt das deutsche Team auf insgesamt 22 Medaillen bei der WM, acht davon gehen auf das Konto des TSV Bayer: fünfmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze .