Lokalsport Roger Schmidt - der Krisenroutinier

Leverkusen · Vor dem Derby heute Abend in Köln gibt sich der Trainer der Werkself zuversichtlich. Dass er im Fall einer Niederlage entlassen wird, fürchtet der 49-Jährige nicht. Die Frage ist, ob er die Mannschaft noch erreicht.

 Im Fokus: Roger Schmidt ist geübt darin, Krisen zu überstehen. Das Brodeln im Umfeld der Werkself kann aber wohl nur ein Sieg in Köln beruhigen.

Im Fokus: Roger Schmidt ist geübt darin, Krisen zu überstehen. Das Brodeln im Umfeld der Werkself kann aber wohl nur ein Sieg in Köln beruhigen.

Foto: UM

Pfiffe, Schmähgesänge und "Roger raus!"-Rufe - zwei Tage nach dem 1:2 gegen den FC Ingolstadt im letzten Heimspiel des Jahres brodelt es im Umfeld der Werkself. Heute (20 Uhr) geht es zum 1. FC Köln. Das Derby hat nicht nur für Fans eine besondere Bedeutung, sondern auch für den Trainer der Werkself. Für Roger Schmidt geht es um den Beweis, das Ruder noch einmal herumreißen zu können. Er selbst, sagt der 49-Jährige, freue sich trotz des "unglaublich schlechten" Spiels gegen Ingolstadt auf das Nachbarschaftsduell.

Ihm ist allerdings bewusst, dass sein Team gegen Köln ein anderes Gesicht zeigen muss. Gegen Freiburg, Schalke und Ingolstadt spielte die Werkself schwach und bot auf dem Platz nichts von dem, was sie eigentlich auszeichnet. Sportchef Rudi Völler kritisierte die Passivität der Mannschaft und die fehlende Aggressivität. "Das stimmt zu 100 Prozent", räumte Schmidt ein. "Von dem Fußball, den wir normalerweise spielen, haben wir nur wenig gezeigt." Bayer müsse wieder zu dem Stil finden, der für die Erfolge der vergangenen Jahre gesorgt habe - mit "totaler Geschlossenheit und Fokussierung."

Es ist originär seine Aufgabe, dass die Mannschaft wieder zu alter Stärke findet. Insofern kommt das Derby gegen Köln gerade recht. Es ist ein Spiel, in dem er beweisen kann, dass er das Team noch erreicht. Ein ähnlich blutleerer Auftritt wie zuletzt gegen Ingolstadt oder Schalke wäre in dem Zusammenhang kein gutes Signal. "Wir wissen, dass wir in der Pflicht sind", betont Schmidt, der die Antworten auf dem Platz geben will. Dass seine Mannschaft nun anders auftrete, sei seine Verantwortung.

Die Reaktionen der Leverkusener Fans hält Schmidt für "nachvollziehbar". Der Mannschaft helfe das aber nicht, betonte der Coach. "Ich weiß, wie hoch die Ansprüche in Leverkusen sind und ich glaube, bisher haben wir eine sehr erfolgreiche Zeit miteinander verbracht." Das ist eine Einschätzung, die objektiv betrachtet zutrifft: In seiner ersten Saison 2014/2015 erreichte er Platz vier in der Bundesliga und zog in das Achtelfinale der Champions League ein - gegen Atlético Madrid, das im Februar/März erneut der Gegner in der Runde der letzen 16 sein wird. Damals scheiterte Bayer im Elfmeterschießen. Platz drei und die direkte Qualifikation für die Königsklasse war das Ergebnis im zweiten Jahr unter Schmidts Regie.

In beiden Spielzeiten gab es Phasen, in denen es kriselte. Auch das dritte Jahr scheint diesen Verlauf zu nehmen. Das ist wohl der Grund, warum Völler seinem Coach nach wie vor Rückendeckung gibt: Man weiß, dass es ihm bisher immer gelungen ist, Krisen zu meistern. "Wir hatten schon viele ähnliche Situationen. Es gab immer wieder Phasen wie jetzt. Mittlerweile sind wir routiniert darin", entgegnete der Coach. Das sei momentan auch nicht die schlimmste Situation seiner Amtszeit. Die Frage, ob er seine baldige Entlassung befürchte, beantwortet er klar mit nein Von den bisherigen Zielen wolle er nicht abweichen. Dafür sei die Saison noch zu lang.

Nicht in Köln dabei sind die verletzten Karim Bellarabi, Kevin Volland und Lars Bender. Stefan Kießling und Benjamin Henrichs sind zudem angeschlagen. Ihr Einsatz entscheidet sich erst kurzfristig.

(RP)
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