Lokalsport "Schlimmer als in jedem Dorfverein"

Leverkusen · Bei der Jahreshauptversammlung des VfL Leverkusen kochten die Emotionen hoch. Auch die Spieler klagten lautstark.

 Viel zu erklären hatte Leverkusens geschäftsführender Vorsitzender Bernd Kuhn (rechts). Nicht nur Jugendleiter Sascha Elsner hörte gespannt zu. Ein Ergebnis aber brachte die Jahreshauptversammlung nicht.

Viel zu erklären hatte Leverkusens geschäftsführender Vorsitzender Bernd Kuhn (rechts). Nicht nur Jugendleiter Sascha Elsner hörte gespannt zu. Ein Ergebnis aber brachte die Jahreshauptversammlung nicht.

Foto: UWE MISERIUS

Eins ist eindeutig: Der VfL Leverkusen ist auch nach der vorläufigen Rettung vor der Insolvenz weit davon entfernt, in ruhigeres Fahrwasser zu kommen. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins kochten die Emotionen hoch. Nach turbulenten gut zwei Stunden im Lokal "Dax" blieb Klubpräsident Bernd Kuhn nichts anderes übrig, als die Versammlung abzubrechen - und nun einen neuen Termin im Januar zu suchen.

Denn nach dem externen Kassenprüfer glänzte nach kurzfristiger Absage auch Schatzmeisterin Heike Hedemann mit Abwesenheit. Und gerade von ihr hätten sich die Mitglieder Antworten erwartet, wie es im Einzelnen zur nach wie vor dramatischen finanziellen Schieflage kommen konnte. Ohne genaue aktuelle Zahlen - und Bilanzen aus den vergangenen Jahren - weigerte sich die Versammlung (zu Recht), den Vorstand zu entlasten und drängte auf die Vertagung.

Nach der (nur durch private Bürgschaften möglichen) Aufnahme von 25.000 Euro sah Kuhn den Verein auf einem guten Weg aus der Krise. Die Schulden sind zum Teil schon bezahlt, und auch der Rest könne - wie der Vorsitzende beteuerte - beglichen werden, wenn erst die eigenen Außenstände eingegangen sind. Beispielsweise sei vom Finanzamt, dessen Nachforderungen aus einer Betriebsprüfung (samt Kontopfändung) Kuhn für die Situation hauptverantwortlich machte, noch eine Rückzahlung von mehreren Tausend Euro zu erwarten.

Zumindest einen Teilerfolg gab es aus Sicht der Jugendabteilung. Denn die kann - so die Zusage - ihre Finanzen aus den Mitgliedsbeiträgen wieder selbst verwalten. An das entsprechende Konto soll der Hauptvorstand künftig nur noch kommen, wenn der Jugendleiter zustimmt. Vielleicht lassen sich so ja auch die erheblichen Defizite bei der Ausrüstung (Bälle und Trikots) beheben. Über solche Probleme klagte auch die fast vollzählig anwesende Oberliga-Mannschaft.

Ob nach dem Winter tatsächlich noch eine konkurrenzfähige Mannschaft beisammen ist, darf nach dieser Versammlung bezweifelt werden. Zwar versprach Kuhn ein klärendes Gespräch mit Trainer Taner Durdu am Donnerstag. "Aber ich kann Ihnen nichts mehr glauben", betonte ein Spieler (Name der Redaktion bekannt). Andere Mitglieder des Teams sprachen offen über Wechsel, beschwerten sich über bislang nicht eingehaltene Verträge und allerlei Probleme - und einer ging sogar wutentbrannt vorzeitig. "Das habe ich noch nicht erlebt. Wir spielen Oberliga - und es geht hier schlimmer zu als in jedem Dorfverein", klagte einer der Wortführer. Ein anderer betonte, nur noch nicht die Brocken hingeworfen zu haben, weil er den Trainer nicht im Stich lassen wolle.

Ob sich am Donnerstag eine Lösung finden lässt, ist unklar. Zumal niemand weiß, ob der Vorstand bei der neuen Versammlung noch einmal das Vertrauen erhält - und inwieweit mögliche Nachfolger an Kuhns Zusagen gebunden wären. Klar ist derzeit nur, dass die Zukunft des Vereins auf der Kippe steht.

(kre)
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