Volleyball Schon früh auf Tour

Ann-Christin Quade ist von klein auf sportlich geprägt durch ihr Elternhaus. Mit 16 Jahren hat sie es bereits zur Stammkraft bei Leverkusens Volleyballerinnen in der Bundesliga gebracht. Der Trainer traut ihr eine große Karriere zu. Olympia 2012 in London ist das Traumziel.

Ihr liebstes Spielgerät hat sie diesmal gar nicht erst angerührt. Eine Woche lang blieb der Ball komplett außen vor bei Ann-Christin Quade, statt dessen ließ sie im Feriendomizil in Neuharlingersiel an der Nordsee einfach mal ein bisschen die Seele baumeln und unternahm lange Spaziergänge am Deich. „Ein paar Tage Pause und Urlaub, weg vom Alltäglichen“, sagt das Küken im Stall bei Leverkusens Volleyballerinnen, „und dann kann man die Zeit zum Jahreswechsel in dieser Umgebung auch gut zum Nachdenken nutzen und um alles Gewesene mal ein wenig sacken zu lassen.“

Es ist ja schließlich in den letzten Monaten auch einiges passiert im sportlichen Leben der Ann-Christin Quade, was der inneren Rückschau bedarf. „Chrissi“, wie sie von allen nur genannt wird, ist schwer durchgestartet und zur Stammkraft bei Bayers Bundesliga-Volleyballerinnen aufgestiegen. Mit 16. „Ich will zeigen, dass man auch in meinem Alter schon gut sein kann“, formuliert sie keck. Das ist ihr bereits gelungen in den vergangenen Monaten. „In Chrissi steckt unheimlich viel Potenzial“, sagt ihr Trainer Dirk Sauermann, „in ihrem Jahrgang zählt sie zu den ganz auffälligen Spielerinnen.“

Deshalb gehört die Schülerin des Landrat-Lucas-Gymnasiums auch zum Aufgebot der U 18-Nationalmannschaft, die im April in Rotterdam bei der Europameisterschaft dabei ist. „Wir wollen den Titel holen“, sagt Quade. Drunter macht sie’s nicht gern, die 1,82 m große Blonde strebt stets zum Optimum, bloßes Dabeisein genügt ihr nicht. „Das ist eine von Chrissis ganz großen Stärken. Sie ist mit leistungssportlichen Aspekten groß geworden“, meint Sauermann.

Was ja auch kein Wunder ist bei den Eltern. Karl und Petra Quade sind schließlich absolute Koryphäen im nationalen Behindertensport. Der Vater ist seit langem der Chef de Mission der deutschen Paralympicssportler und wurde für sein ehrenamtliches Wirken im Behindertensport mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, als aktiver Standvolleyballer gewann er Gold 1988 in Seoul. Die Mutter holte 1984 in Los Angeles und 1988 sechs Goldmedaillen in Sprint und Sprung. Die kleine Chrissi ging schon sehr früh mit auf Tour. „Ich war 1992 bei den Paralympics in Barcelona dabei, da war ich gerade mal acht Monate alt und gleich der Star der Veranstaltung“, meint sie lachend.

Die Eltern förderten ihre Tochter früh in Pulheim mit Turnen und Leichtathletik, „geritten bin ich auch mal“. Die breite sportliche Ausbildung und nicht ganz so zeitige Spezialisierung kommt ihr heute zugute. Irgendwann aber war Chrissi so oft beim Papa in der Volleyball-Halle dabei, dass sie Gefallen fand und hängen blieb. Mit 12 begann sie in der Jugend des TSV Bayer 04. Vier Jahre später spielt sie in der Bundesliga. Die junge Dame hat’s eilig mit dem Vorankommen.

Im vergangenen Jahr ist sie ausgezogen aus dem Elternhaus und wohnt jetzt in Steinbüchel in einer Zweier-WG, Selbstständigkeit will schließlich auf dem Feld wie im Leben gelernt sein. In zwei Jahren steht das Abi an, „danach muss ich mal gucken“, meint sie. Rechtsanwalt oder Notar könnte sie interessieren. Im Vordergrund aber steht ihr sportliches Streben. „Ich will alles dafür tun, vom Volleyball leben zu können“, sagt Chrissi. Das beinhaltet natürlich auch den Traum vom Ausland, später, irgendwann mal. Ihr derzeit aktuelles Ziel: Olympia 2012 in London. „Wenn sie sich normal weiter entwickelt, ist das eine absolut realistische Perspektive“, betont Dirk Sauermann.

Morgen geht’s für Chrissi Quade aus dem einwöchigen Urlaub wieder zurück nach Leverkusen. Und am Abend schaut sie sich im Düsseldorfer Burg-Wächter Castello den Allstar-Day der Volleyball-Bundesliga an, wo die Besten der schmetternden Zunft vertreten sind, „ist ja schließlich gleich um die Ecke“. Lange wird’s wohl nicht mehr dauern, bis Chrissi Quade bei diesem Event selbst unten auf dem Parkett steht.

(RP)
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