Lokalsport Sechs heiße TSV-Eisen bei der Sportlerwahl

Leverkusen · Bei der Wahl der Behindertensportler des Jahres ist Leverkusen in allen Kategorien vertreten. Unkritisch ist die Auswahl aber nicht.

Wenn am 26. November in Köln die Behindertensportler des Jahres gekürt werden, drückt Jörg Frischmann freilich allen nominierten Athleten des TSV Bayer die Daumen. Markus Rehm (Weitsprung) ist bei den Männern einer der drei Kandidaten und bei den Mannschaften ist es die 4x100-Meter-Staffel mit Rehm, David Behre, Johannes Floors und Felix Streng. Vanessa Low (Weitsprung) und Franziska Liebhardt (Kugelstoßen) können sich zudem bei den Frauen Hoffnungen machen. Alle Genannten haben bei den Paralympics in Rio Gold in ihren Disziplinen gewonnen. Bis zum 20. November kann unter anderem online unter www.dbs-sportlerwahl.de für sie abgestimmt werden.

Vor allem Liebhardt gönnt der Geschäftsführer der Behindertensportabteilung die Auszeichnung. "Natürlich haben es alle verdient, aber bei ihr ist es etwas ganz Besonderes. Sie beendet ihre Karriere auf dem Höhepunkt mit einer Goldmedaille - und es ist ihre letzte Chance, Sportlerin des Jahres zu werden. Es wäre schön, wenn sie gewinnt", sagt Frischmann. Bei Low hingegen gebe es in naher Zukunft noch weitere Gelegenheiten. "Sie ist jedes Jahr mit Topleistungen dabei."

Aus den gleichen Gründen findet es Frischmann schade, dass Heinrich Popow eben nicht zur engeren Auswahl gehört. "Er beendet seine Sport-Karriere und stand ein letztes Mal im großen Rampenlicht. Es wäre schön gewesen, wenn er auch zur Wahl gestanden hätte."

Acht paralympische Medaillen hat der 33-Jährige in seiner Laufbahn gewonnen - zuletzt Gold im Weitsprung in Rio und über 100 Meter 2012 in London. Popow war über viele Jahre eine prägende Figur im Behindertensport. "Mir fehlt er bei den Nominierten", fügt Frischmann an.

Bei der Staffel spricht er von einer "Traumkonstellation". Innerhalb von elf Monaten gewannen die vier TSV-Läufer Gold bei WM, EM und den Paralympics. "Alle haben bei uns mit dem Sport angefangen. Das ist eine einzigartige Geschichte."

Insgesamt nehme der TSV eine herausragende Rolle im Behindertensport ein. Das liege an vielen Faktoren. Zum einen gebe es in Leverkusen mit dem TSV einen Verein, der es "unbedingt will", entsprechende Sponsoren und Identifikationsfiguren hat, wie auch optimale Trainingsbedingungen, orthopädische Technik, ein Sportinternat, gute Nachwuchsförderung, Inklusionskonzepte und vieles mehr. "Es stecken viele engagierte Personen dahinter; haupt- wie ehrenamtlich. Wir haben eine super Infrastruktur."

Frischmann ist allerdings nicht unbedingt ein Freund der öffentlichen Abstimmung. Oft gehe es beim Ausgang solcher Wahlen darum, wer am besten vernetzt oder am bekanntesten ist. Rehm, der seit Jahren öffentlichkeitswirksam dafür kämpft, dass Behinderte und Nicht-Behinderte in einer Wertung bei Wettbewerben starten dürfen, ist eines der bekanntesten Gesichter der paralympischen Sportszene. Seine Wahl wäre für Frischmann nicht überraschend - im Gegensatz zu der von Liebhardt. "Meiner Meinung nach sollte die Auszeichnung von einer Jury vergeben werden - eventuell durch Sportjournalisten."

Kritisch sieht der Geschäftsführer der TSV-Behindertensportabteilung die Wahl zum Sportler des Jahres in NRW (Felix 2016), bei der es eine gemeinsame Kategorie für männliche und weibliche Sportler gibt - und Teams wie etwa die Leverkusener Staffel außen vor sind. Low, Behre, Liebhardt und Popow sind nominiert. "Es kann nicht sein, dass man überall Inklusion haben will - aber bei der NRW-Wahl der Sportler des Jahres nicht." Das habe er auch gegenüber den Verantwortlichen geäußert. "Unsere Staffel wäre sicherlich auch gut in der Wahl zur Mannschaft des Jahres aufgehoben gewesen." Aber das gehe nicht, weil es ja bereits die Kategorie Behindertensportler des Jahres gebe. "Das finde ich ein bisschen schwach."

Vanessa Low, die ihren Lebensmittelpunkt zu ihrem Lebensgefährten nach Australien verlegt, wird laut Frischmann weiter für den TSV Bayer starten.

(RP)
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